Transparenz im Sport: Medaillen-Vorgaben: Friedrich will sich Gerichtsbeschluss beugen
Vor Gericht mussten Journalisten der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" erstreiten, dass die Medaillen-Zielvereinbarungen für die Olympischen Spiele veröffentlicht werden. Heute könnte es so weit sein.
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) will die Zielvereinbarungen für die deutsche Olympia-Mannschaft veröffentlichen, wenn das Innenministerium vor Gericht keinen Aufschub erwirken kann. „Wenn wir keine Rechtsmittel mehr haben mit aufschiebender Wirkung, werden wir keine Strafe zahlen, sondern werden entsprechend auch veröffentlichen“, sagte Friedrich am Freitag im ZDF-„Morgenmagazin“. Er gehe davon aus, dass auch der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB), der die Vereinbarungen mit den Sportverbänden trifft, in nächster Zeit bereit sein werde zu veröffentlichen.
Das Berliner Verwaltungsgericht hatte dem Bundesinnenministerium ein Zwangsgeld in Höhe von 10.000 Euro angedroht, falls dieses nicht bis Freitag, 15 Uhr, die von vielen Verbänden als „sehr ambitioniert“ kritisierten Medaillenvorgaben für die deutsche Olympia-Mannschaft in London öffentlich macht. Journalisten der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ hatten das Recht auf Auskunft vor dem Gericht erstritten.
„Der DOSB und die Sportfachverbände, also die Vertragsparteien dieser Zielvereinbarung, müssen beteiligt werden an dem Verfahren und Zeit genug haben, prüfen zu können, ob mit einer Veröffentlichung ihre ureigensten Interessen beeinträchtigt werden“, sagte Friedrich. Er habe als Sportminister die Aufgabe, die Verbandsinteressen zu schützen, „deswegen habe ich gesagt, ich schöpfe den Rechtsweg aus“.
Video: Dreimal Gold für deutsche Athleten
Der nach dem Fall Drygalla aufgekommenen Forderung nach einem zusätzlichen Demokratiebekenntnis für Sportler erteilte Friedrich im „Morgenmagazin“ erneut eine Absage. „Jede Art von Gesinnungsschnüffelei, glaube ich, darf nicht vorkommen. Auf der anderen Seite sind wir natürlich verpflichtet, dafür zu sorgen, dass der Sport nicht Plattform für Extremisten wird“, sagte Friedrich. Alle Olympia-Teilnehmer müssten ohnehin eine Athletenvereinbarung unterschreiben, die ganz klar eine Distanzierung von Extremismus und von Rassismus beinhalte. Die Olympia-Ruderin Nadja Drygalla war aus London abgereist, nachdem der DOSB von ihrer privaten
Beziehung zu einem früheren NPD-Mitglied erfahren hatte.
Bei diesen Athleten hat es geklappt: Die deutschen Medaillengewinner
Mit dem bisherigen Abschneiden der deutschen Mannschaft in London ist Friedrich „zumindest nicht unzufrieden“. Was die Gesamtzahl der Medaillen angehe (37 bis Freitagmorgen), liege Deutschland nicht schlecht. In der Sportförderung wolle sich der Bund weiter auf wichtige Bereiche konzentrieren. Es sei in Deutschland aber auch Tradition, in der Breite gut aufgestellt zu sein.
Das BMI fördert den deutschen Sport jährlich mit insgesamt mehr als 130 Millionen Euro. „Es ist nicht so, dass wir unsere Sportförderung nach Medaillen allein ausrichten. Es gibt auch Fälle, wo Verbände mehr Geld bekommen haben, obwohl sie weniger erfolgreich waren“, sagte Friedrich.
„Es ist da ein sehr breiter Katalog an Kriterien vorgesehen, wie wir diese Gelder vergeben.“ (dapd)