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Max Kruse taumelt zurzeit von Schlagzeile zu Schlagzeile.
© dpa

Suspendierter Nationalspieler: Max Kruse hat das Recht auf Unterstützung

Natürlich hat Max Kruse Fehler gemacht. Dass er jetzt derartig an den Pranger gestellt wird, verdient er aber nicht.

Kevin Großkreutz weiß, wovon er spricht. „Mein Gott. Jeder Mensch macht Fehler und hat ein Privatleben“, schrieb der impulsive Fußballprofi des VfB Stuttgart am Dienstag auf Instagram. Großkreutz bezog sich damit auf seinen Nationalmannschafts-Kollegen Max Kruse, der momentan jeden Tag in einer neuen Schlagzeile auftaucht. Am Montag strich Bundestrainer Joachim Löw den 28-Jährigen aus dem Kader für die Länderspiele gegen England und Italien, am Dienstag fehlte Kruse beim Training der Profis des VfL Wolfsburg. Der Klub will seinen Spieler anscheinend schützen, nachdem er ihn in den vergangenen Tagen scharf kritisiert und mit hohen Geldstrafen belegt hatte.

Großkreutz hat Recht: Max Kruse hat Fehler gemacht. Dass er jetzt derartig an den Pranger gestellt wird, verdient er nicht.

Zurzeit ist es opportun, den Wolfsburger Angreifer zu kritisieren, Kruse spielt eine schlechte Saison. Vor kurzem wurde bekannt, dass ihm 2015 in Berlin 75.000 Euro abhandengekommen sind, angeblich hat er die Summe in einem Taxi liegen gelassen. Am Wochenende feierte er seinen Geburtstag – vom Verein genehmigt – in einer Berliner Diskothek. Dabei fühlte er sich von einer jungen Frau gestört, die ihn fotografierte und der er das Handy wegnahm, um die Bilder zu löschen – es handelte sich um eine „Bild“-Reporterin.

In anderen Fällen war Löw gnädiger

Bundestrainer Löw hat in anderen Fällen deutlich mehr Gnade walten lassen. Großkreutz durfte beispielsweise mit zur WM nach Brasilien, obwohl er kurz zuvor in eine Hotellobby gepinkelt hatte. Marco Reus fuhr jahrelang ohne Führerschein Auto und musste dafür rund eine halbe Million Euro Strafe zahlen. In beiden Fällen verzichtete Löw darauf, die Spieler zu sanktionieren. Max Kruse, der zurzeit sportlich in einem Tief steckt und kaum öffentliche Fürsprecher besitzt, war nun der perfekte Fall, um im Endspurt in Richtung EM ein Exempel zu statuieren und ein Zeichen an die Mannschaft zu setzen.

Max Kruse hat sich in mehreren Fällen nicht gerade vorbildlich verhalten. Andererseits hat er auch das Recht auf eine Privatsphäre – zum Beispiel darauf, ungestört seinen Geburtstag zu feiern. Natürlich muss er sich Kritik gefallen lassen. Er muss sich im Klaren darüber sein, dass es Menschen gibt, die auf private Fehltritte prominenter Sportler lauern und diese bisweilen sogar provozieren. Kruse muss sich auch die Frage stellen, wie professionell er eigentlich als Profisportler lebt. Aber er hat auch das Recht darauf, dass die Verantwortlichen der Nationalmannschaft und des VfL Wolfsburg ihn unterstützen und schützen – auch vor sich selbst.

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