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Mats Hummels hat sich in die Startelf gekämpft.
© dpa

WM 2014 - vor dem Spiel Deutschland gegen USA: Mats Hummels und die Nationalelf – ein schwieriges Kapitel

Zwischen Linke und Beckenbauer ist Mats Hummels eingekeilt. Sein Fehler gegen Italien 2012 überlagerte eine starke EM. Nun hat er sich wieder in die Startelf gekämpft.

Mats Hummels ist mit den medialen Gepflogenheiten durchaus vertraut. Seine Mutter arbeitet als Sportjournalistin, er selbst hat sogar einmal darüber nachgedacht, Journalistik zu studieren. Als Hummels dieser Tage zu den, nun ja, journalistischen Aktivitäten seiner Freundin befragt wurde, hat er die Brisanz des Themas jedenfalls gleich erkannt. Andere Nationalspieler wären vielleicht erst einmal rot angelaufen, aber Hummels lachte nur kurz. Natürlich war er auf diese Frage vorbereitet, er konnte sie unfallfrei beantworten: Alles, was seine Freundin betreffe, sei privat, und zu Privatangelegenheiten äußere er sich generell nicht. Man könnte auch sagen: Hummels antizipierte, wo der Gegner den Pass hinspielen würde und lief ihn gekonnt ab.

So wie sich der Innenverteidiger von Borussia Dortmund in der Öffentlichkeit gibt, so spielt er auch in seinen besten Momenten Fußball: klar, entschlossen, mit strategischem Geschick – und uneingeschränkt von sich überzeugt. Bei der Europameisterschaft vor zwei Jahren, seinem ersten Turnier mit der Nationalmannschaft, wurde Hummels schon mit Franz Beckenbauer verglichen, was nicht nur an der gemeinsamen Rückennummer 5 lag. Der Dortmunder strahlt eine kaiserliche Erhabenheit aus, wenn er mit durchgedrücktem Kreuz von hinten das eigene Spiel anleitet und mit dem Außenrist den öffnenden Pass in die Spitze spielt.

Dass Hummels bei der Nationalmannschaft trotzdem nicht immer gut gelitten schien, hat etwas damit zu tun, dass er neben Beckenbauer in weniger guten Momenten auch Thomas Linke im Repertoire führt. Der gute Eindruck, den er bei der EM 2012 hinterlassen hat, ist durch einen einzigen Fehler im finalen Spiel der Deutschen fast zur Unkenntlichkeit verwischt worden. Im Halbfinale ließ sich Hummels an der Außenlinie von Antonio Cassano austanzen, dessen Flanke leitete das 1:0 für Italien ein. Es war der Anfang vom Ende für die deutsche Mannschaft.

Die Erfahrung von damals hat Mats Hummels ein wenig vorsichtiger werden lassen. Bei der WM in Brasilien stand er in beiden Gruppenspielen in der Startelf, gegen Portugal erzielte er sogar das vorentscheidende 2:0, aber forsche Töne sind von ihm in eigener Sache erst einmal nicht zu vernehmen. „Nicht erst seit 2012 weiß ich, dass ein Spiel den Eindruck relativ schnell schmälern und korrigieren kann“, sagt er.

Hummels jammert

Der Fehler aus dem Halbfinale hat ihm lange nachgehangen. Bundestrainer Joachim Löw schien fast persönlich beleidigt zu sein, auch wenn Hummels jetzt entschieden der Deutung widersprochen hat, dass ihr Verhältnis zerrüttet gewesen sei. Von Löw habe er immer Rückendeckung erhalten, auch als er zu Beginn der vergangenen Saison, in den Qualifikationsspielen gegen Österreich und die Färöer, nicht in der Startelf stand. „Dass ich mich intern, von der Mannschaft oder vom Trainer, nicht wertgeschätzt gefühlt hätte, das kann ich nicht bestätigen“, sagt der 25-Jährige. „Ich glaube, dass die Außenbetrachtung etwas kritischer war als bei anderen. Das kann man mir als Jammern auslegen. Aber das war mein Eindruck, deshalb sage ich das so.“

Das Ganze hatte auch etwas mit der schwierigen Gesamtkonstellation zu tun, mit Eifersüchteleien und sich ändernden Hierarchien innerhalb der Nationalmannschaft. Bei der EM 2012 spielte das eine nicht zu unterschätzende Rolle, auch wenn damals wie heute der herausragende Teamgeist der Mannschaft besungen wurde. Die Dortmunder hatten die Bundesliga beherrscht, sie hatten die Bayern im Pokalfinale gedemütigt, doch die neue Rangordnung im deutschen Fußball blieb in der Nationalmannschaft nahezu unberücksichtigt. Löw setzte bei der Europameisterschaft wie gehabt auf den starken Bayern-Block. In den fünf EM-Spielen standen immer zwischen fünf und sieben Münchner in der Startelf, aber jeweils nur ein Dortmunder – Mats Hummels.

In jener Zeit hat sich bei den Dortmundern eine gewisse Gereiztheit entwickelt, die auch von Hummels entsprechend artikuliert wurde. In einem Interview mit dem „Kicker“ hat er im Herbst gesagt: „Ich musste trotz guter Leistungen im Verein lange warten, um auch nominiert zu werden und zu spielen. Mein Gefühl sagt mir, dass das bei anderen schneller ging als bei mir.“ Solche Sätze lassen sich in der Tat problemlos als Jammern auslegen.

Noch zu Beginn der WM-Vorbereitung war keineswegs sicher, dass Hummels in Brasilien Stammspieler sein würde. Bundestrainer Löw schien eher Jerome Boateng und Per Mertesacker zu favorisieren. Darauf deutete auch ein möglicherweise unbedachter Satz des Bundestrainers über die Konkurrenzsituation hin: „Hummels war im Pokalfinale sehr stark, Boateng das ganze Jahr hinweg, Mertesacker sowieso.“ Müssen nicht die spielen, die die ganze Saison über stark waren und nicht nur im letzten Spiel? Zumal Hummels zu Beginn der Rückrunde verletzt gefehlt hatte. Aber das sieht er inzwischen sogar als Vorteil. „Dadurch konnte ich relativ ausgeruht in das Ganze reingehen“, sagt Mats Hummels. „Ich habe 20 Spiele weniger in den Knochen als andere Spieler.“ Es sieht so aus, als könnte er in Brasilien zumindest einen Teil davon noch aufholen.

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