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Glücksgefühle. Emotionale Bilder wie dieses von den BR Volleys aus der Saison 2014/15 will der Volleyball in Deutschland künftig häufiger zeigen.
© Imago/König

Volleyball in Deutschland: Masterplan für mehr Emotionen

Der Volleyball will mehr wahrgenommen werden. Der Supercup in der Arena am Ostbahnhof soll ein erster Schritt dahin sein.

Kaweh Niroomand sieht auf Berlin herab und ist in Polterlaune. Der Manager der BR Volleys hat zur Pressekonferenz im Fernsehturm am Alexanderplatz geladen und beschwert sich über den Deutschen Volleyball-Verband (DVV). „Der DVV hat kein Konzept. Er ist nicht hinterher“, sagt Niroomand.

Der 63-Jährige weiß, dass er in einer guten Position ist, so etwas zu sagen. Die Dinge stehen derzeit gut für ihn und die BR Volleys. Vor zwei Wochen hat Niroomand aus den Händen des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller den Verdienstorden des Landes Berlin erhalten. Und in der vergangenen Saison gewannen die Berliner die Meisterschaft, den nationalen Pokal sowie den internationalen CEV-Cup. Die BR Volleys sind Triple-Sieger. Im Sport ist das Triple ein gewaltiger Begriff und dass Niroomand etwas herumpoltert, hat vielleicht auch damit zu tun, dass dieses Triple der Volleys nicht die Aufmerksamkeit nach sich zog, wie er sich das vorgestellt hat.

Volleyball ist hierzulande noch ein kleiner Spieler im Sportraum. In der öffentlichen Wahrnehmung gibt es Fußball, gibt es Handball, Basketball und Tennis, gibt es Eishockey und Motorsport und mit gutem Willen ein paar Schnipsel Volleyball. Doch der Volleyball will raus aus seiner Nische. Das ist auch der Grund, warum morgen in der Arena am Ostbahnhof ein neuer Wettbewerb, der Supercup, stattfindet. Um 13 Uhr spielen die Frauen des Dresdner SC gegen den MTV Stuttgart, anschließend eben Niroomands BR Volleys gegen den Dauerrivalen VfB Friedrichshafen.

Die BR Volleys haben mit rund zwei Millionen Euro den höchsten Etat

„Wir müssen Highlights schaffen, und der Supercup ist ein solches Highlight. Solche Leuchttürme bringen uns nach vorne“, sagt Klaus-Peter Jung, der Geschäftsführer der Volleyball-Bundesliga. Davon hat es in der Vergangenheit in der Bundesliga zu wenige gegeben. Meister wurden entweder die BR Volleys oder der VfB Friedrichshafen. Wer einen sportlich spannenden Wettkampf erleben wollte, der war bei den BR Volleys manches Mal falsch aufgehoben. Gegner wie der CV Mitteldeutschland aus Spergau oder die Netzhoppers aus dem benachbarten Königs Wusterhausen wurden aus der Halle geprügelt. Die Liga war langweilig.

„Der Volleyball in Deutschland kommt noch weiter voran durch emotionale Momente, enge Spiele, wenn der Funke vom Spielfeld auf die Zuschauer überspringt. Wenn es sich so anfühlt, als würde man selbst auf dem Spielfeld stehen“, sagt Stephan Hartramph, Marketingleiter von Volleys-Sponsor Berlin Recycling GmbH.

Der Auftrag an die Liga, der sich daraus ableiten lässt, ist klar: Sorgt für mehr Spannung und für mehr Emotionen. Doch das ist nicht einfach. Dem Volleyball fehlt das Geld, die BR Volleys stehen mit einem Etat von rund zwei Millionen Euro weit, teilweise sehr weit über dem Rest der Bundesliga-Konkurrenz. Trotzdem behauptet Liga-Geschäftsführer Jung: „Die Leistungsdichte hat bei den Männern zugenommen. Es steht eine spannende Bundesliga-Saison an.“

Ein Ligasponsor will sich einfach nicht finden lassen

Auf eine neue Leistungsdichte arbeitet die Liga schon seit zweieinhalb Jahren mittels eines sogenannten Masterplans hin. Dieser soll Rahmenbedingungen für professionellere Strukturen schaffen. Erreicht ist, dass es nun einheitliche Böden gibt und die Hallen TV-gerechter geworden sind. Das hat die Vereine Geld gekostet. Deswegen ist es umso bitterer, dass das Kernziel des Masterplans, die Gewinnung eines Ligasponsors, noch nicht erreicht ist.

Der Volleyball kocht in Deutschland immer noch auf so schwacher Flamme, dass sich derzeit nur elf Vereine Bundesliga-Volleyball leisten können. Der VC Bitterfeld-Wolfen etwa verzichtete wegen der finanziellen Anforderungen auf den sportlich erreichten Aufstieg in die Bundesliga; der CV Mitteldeutschland scheiterte an den Kosten für ein neues Spielfeld und die VSG Coburg/Grub musste Insolvenz anmelden. Dabei lässt die Volleyball-Bundesliga ein Lizenzierungsverfahren durchführen. Dieses aber gewährt nur einen Einblick in die Einnahmenseite, nicht aber in die Ausgabenseite der Vereine. „Der Grund ist, dass uns derzeit die finanziellen Posten fehlen, um eine vollumfängliche Prüfung der Klubfinanzen vorzunehmen“, erklärt Jung. Es sagt schon viel aus über den Volleyball in Deutschland, wenn die Liga nicht über die finanziellen Ressourcen verfügt, um die finanziellen Ressourcen ihrer Klubs prüfen zu lassen.

Dennoch sind sie bei der Liga zuversichtlich, dass der Volleyball vorankommt. Ein erster Schritt soll der Supercup sein. „Die Idee ist richtig. Man sieht, dass sich die Liga bemüht“, sagt Niroomand. Übersetzt heißt das: Schön, das mit dem Supercup. Aber macht jetzt mal hinne.

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