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Nach oben soll’s gehen. Martin Schindler trifft am Freitag in Düsseldorf auf Weltmeister Michael van Gerwen.
©  PDC

Dart: Martin Schindler greift Michael van Gerwen an

Der Berliner Martin Schindler gibt alles für den Erfolg beim Dart – und fordert die Weltbesten heraus.

Auf einmal war da der Schrei von Michael van Gerwen. Der Weltmeister hatte mit seinen drei Würfen 134 Punkte erzielt. Nicht außergewöhnlich für ihn. Doch er lag nach zwei Durchgängen überraschend 0:2-Legs zurück. Der Schrei löste bei seinem Gegner etwas aus. „Er hat sich angefeuert. Aber ich habe angefangen nachzudenken und registriert, dass ich schon 50 Prozent des Weges geschafft hatte“, erinnert sich Martin Schindler. Die Folge: Der 21-Jährige spielte nicht mehr ganz so stark wie zuvor. Er verlor 2:4.

Deutschland – mit Schindler und dem früheren Junioren-Weltmeister Max Hopp – unterlag letztlich im Viertelfinale des World Cup of Darts im Juni den Niederlanden, die Sensation blieb aus. Aber Schindler nahm eine Erkenntnis mit: „Ich kann teilweise das spielen, was er spielt. Ich muss ihn bestrafen, wenn er Fehler macht.“ Klingt martialisch, heißt jedoch nur, dass selbst Weltmeister van Gerwen keine Maschine ist. Allerdings ist er nah dran, wenn er heiß läuft. „Da muss ich einen Fuß zwischenkriegen“, sagt der Strausberger. Im Juni hat er den Fuß nicht mehr zwischengekriegt. Jetzt bietet sich die nächste Chance.

Bereits als Kind brannte Schindler für Dart

Am Freitag (20.15 Uhr live bei Pro7 Maxx, ab 22.30 Uhr bei Pro7) spielt er beim German Darts Masters in Düsseldorf wieder gegen van Gerwen. Auch die anderen Stars mit den Pfeilen wie Phil Taylor, der am Jahresende seine Karriere beendet, Raymond van Barneveld oder Gary Anderson sind dabei. Die Order of Merit verdeutlicht die Ausgangslage. Dort listet der Verband Professional Darts Corporation (PDC) die Preisgelder der vergangenen 24 Monate auf: Umgerechnet in Euro liegt van Gerwen bei 1,86 Millionen, Schindler bei 25 500.

Als Kind warf Schindler mit seinen Eltern im Wohnzimmer auf eine elektronische Scheibe. Dabei durfte er etwas weiter vorn stehen, um überhaupt das Ziel zu erreichen. Schon früh gelang ihm ungewöhnlich oft die perfekte Dreierserie mit 180 Punkten. Sein Vater, bei dem er bis heute wohnt, meldete ihn im Verein an. Heute hat er einen Traum: „Ich will Weltmeister werden. Und die Nummer eins.“ In der Order of Merit liegt Schindler auf Position 79.

Aber damit er ist viel weiter als es die meisten je schaffen. Zusammen mit Max Hopp ist er die große deutsche Hoffnung in diesem Sport, der hierzulande immer populärer wird. Zwei Millionen Menschen sahen Anfang des Jahres das WM-Finale aus dem Londoner Alexandra Palace bei Sport1. Am Wochenende kamen bei einem Turnier in Göttingen am Finaltag 3524 Zuschauer – deutscher Rekord für die European Tour. Auch Schindlers Bekanntheitsgrad steigt: Er hat inzwischen Autogrammkarten, und Hobbyspieler bestellen seine Pfeile im Internet.

Man nennt ihn "The Wall"

Seit diesem Jahr spielt er bei der PDC, hat im September sein erstes Nachwuchsturnier gewonnen und schafft es regelmäßig ins Hauptfeld der großen Veranstaltungen. Schindler, Spitzname „The Wall“ – „weil ich einer der wenigen Spieler aus den neuen Bundesländern bin“ –, ist fast immer unterwegs. Meist in Deutschland oder England, aber auch in Gibraltar oder Schweden. Für seinen Traum. Und das Gefühl, wenn der Pfeil die Hand verlässt und wie geplant in die Triple 20 fliegt. „Wenn es danach gleich nochmal klappt, dann ist das einfach cool“, sagt Schindler. Die Bundesligapartien beim Vikings Dartsclub Berlin und die Uni schafft er zeitlich nicht mehr. Das Studium im Bereich Verkehrswesen an der TU hat er nach einem Semester abgebrochen – und setzt voll auf die Pfeile.

In gut einem Monat werden die verschiedenen Ranglisten ausgewertet. Dann steht fest, wer zur WM darf. Schindler hat sich mal gesagt: „Da fahre ich nicht als Zuschauer hin, nur als Spieler.“ Momentan spricht sehr viel dafür, dass es Mitte Dezember erstmals soweit ist.

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