Kolumne „Auslaufen mit Lüdecke“: Marko Grujic spielt wie eine schlechte Kopie
Hertha gewinnt gegen Paderborn, doch die Art und Weise macht unserem Kolumnisten Sorgen. Vor allem vermisst er einen seiner Lieblingsspieler.
Fünf Spiele, so langsam lässt sich ein erstes Fazit ziehen. Die beiden Berliner Vereine stehen da, wo man nicht absteigt, aber auch nach vorne kein Land sieht. Im Nirgendwo, Berlin halt. Platz 13 und 14. Für Union ist das aller Ehren wert und wenn es dabei bliebe, ein Erfolg, der Respekt abnötigt. Und für Hertha?
Trainer Ante Covic war froh über drei Punkte, räumte aber ein, die Mannschaft hätte keinen „Leckerbissen“ ausgepackt. Das kann man wohl sagen. Den Begriff „Leckerbissen“ in Zusammenhang mit diesem Spiel anzuführen, ist in etwa so, als würde man „Bauer sucht Frau“ für die „Berlinale“ nominieren.
Der Zweck heiligt die Mittel, okay, und man solle Verständnis für die Lage aufbringen. Das kann ich, absolut. Ich verstehe, bei einer Niederlage wäre es für den gesamten Verein verdammt ungemütlich geworden. Ich verstehe den Zweck, natürlich, aber ich muss doch sagen, die Mittel bereiten mir große Sorgen. Sich von einem Aufsteiger, eine der vermeintlich schlechtesten Mannschaften der Liga im eigenen Stadion einschnüren lassen? Bei 38:62 Prozent Ballbesitz? Und 6:18 Torschüssen?
Es ist ja gut ausgegangen, aber jeder, der die Mannschaft auch in der letzten Saison verfolgt hat, muss erkennen, dass hier irgendetwas nicht stimmt. Ich bin zum Beispiel ein großer Fan von Marko Grujic. Ich wollte bereits an dieser Stelle letzte Saison eine Spendenaktion starten, damit man diesen Spieler in Berlin halten kann. Nun ging es bereits um einiges im Spiel gegen Paderborn, aber wieso trabt Grujic durchs Mittelfeld, als hätte das Vormittagstraining noch gar nicht begonnen? Was ist aus seinen technischen Fertigkeiten geworden? Ich habe diesen Spieler oft gesehen. Das ist definitiv nicht Marko Grujic! Das ist eine schlecht gemachte Kopie.
Und wie kann eine Mannschaft wie Paderborn in unserem Stadion besser spielen als die Heimmannschaft? Und ich sage nicht, dass das am Trainer liegt. Das steht mir auch gar nicht zu. Ich habe nämlich kein einziges Training verfolgt. Ich habe keinen Schimmer, was die da machen, am Schenckendorffplatz.
Vielleicht liegt’s ja auch an der Ernährung? An der Mobilfunkstrahlung? Ist da ein Sendemast in der Nähe? Irgendwelche störenden Wasseradern? Kommunikationsstörungen? Sprachbarrieren? Stimmt was nicht mit der Work-Life-Balance im Team? Irgendwas muss es ja sein. Sonst würde der falsche Grujic nicht so über den Platz traben. Es wäre schön, wenn man das Problem schnell ermitteln könnte. Nicht, dass wir uns nächste Saison zu Hause gegen Sandhausen einschnüren lassen müssen.
Der Berliner Kabarettist und Künstlerischer Leiter der „Stachelschweine“ Frank Lüdecke schreibt hier jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.
Frank Lüdecke