Slalom bei Olympia in Sotschi: Maria Höfl-Riesch verpasst Medaille
Die vierte Medaille sollte es nicht sein: Maria Höfl-Riesch fährt beim Slalom nur auf Rang vier. Mit einem hervorragendem Lauf sicherte sich Mikaela Shiffrin aus den USA - auch wenn sie kurz patzte.
Da stand Maria Höfl-Riesch nun. Mit dem Rücken zur Tribüne, auf der sich am Freitagabend beim olympischen Slalomfinale so wenige Zuschauer verloren wie bei einem durchschnittlichen Junioren-Rennen. Es war so ein Moment, in dem die Bayerin Enttäuschung in ihre Äußerungen hätte packen können. Aber sie lächelte ihn weg, den unglücklichen vierten Platz. „Sicher war das kein ganz großer Abschied von meiner kurzen olympischen Karriere. Aber man muss doch nicht nur grinsen, wenn es gut läuft, sondern auch so sportlich sein und die Leistungen anderer anerkennen“, sagte Maria Höfl-Riesch. „Und die anderen waren heute wirklich besser als ich. Das passt schon.“
Die beste der anderen Läuferinnen beim Flutlichtrennen von Rosa Chutor war Mikaela Shiffrin. Die 18 Jahre alte US-Amerikanerin hatte bereits nach dem ersten Durchgang geführt, den Höfl-Riesch noch als Zweite beendet hatte. Am Ende applaudierte die Deutsche der Siegerin, als diese trotz eines kleinen Fehlers ins Ziel kam und Höfl-Riesch damit vom Bronzerang rutschte. „Die Shiffrin ist unglaublich, sie ist Weltmeisterin, Olympiasiegerin und in zwei Wochen auch zweimalige Weltcup-Siegerin. Sie wird noch mal alle Disziplinen gewinnen“, sagte Höfl-Riesch. „Aber ich werde das wohl nicht mehr als Aktive erleben.“ Die Österreicherinnen Marlies Schild und Kathrin Zettel schoben sich im zweiten Durchgang noch vor Maria Höfl-Riesch, die sich im Übergang zum Flachstück einen Fehler leistete, ihr fehlten schließlich 38 Hundertstelsekunden zur Bronzemedaille.
Ein vierter Platz im Slalom sei doch gar nicht so schlecht, fand Maria Höfl-Riesch trotzdem. Wolfgang Maier nahm es kurz nach dem Rennen allerdings wenig erfreut zur Kenntnis. „Wenn du fast sieben Zehntel voraus bist und dann so einen Fehler machst, dann ist das natürlich bitter“, sagte der Alpindirektor des Deutschen Ski-Verbandes. Barbara Wirth aus Lenggries, die nach einem guten zweiten Lauf noch auf Platz 15 vorgefahren war, sah es ein wenig anders. „Ich denke, mit zwei Medaillen im Gepäck wird die Maria das mit dem Slalom verkraften können.“
38 Hundertstelsekunden fehlten
So wirkte sie, die Maria. Sie hätte zwar die erste Frau überhaupt werden können, die zwei olympische Slalomrennen hintereinander gewinnt, aber schließlich hatte sie in Sotschi ja schon Gold in der Super-Kombination und Silber im Super-G geholt. Die beste Allrounderin der Szene tritt mit 29 Jahren mit vier Medaillen von der olympischen Bühne ab, in Vancouver hatte sie 2010 neben dem Slalom auch die Super-Kombination gewonnen.
Die Winterspiele von Sotschi waren für Maria Höfl-Riesch in jeder Hinsicht erfolgreich. Als Fahnenträgerin hatte sie die deutsche Mannschaft ins Stadion geführt und war dann schließlich nach vier Auftritten wieder die beste Alpine ihres Teams. Ob das noch eine Saison länger so sein könnte, ist ungewiss. Das Saisonende könnte auch das Karriereende der 29 Jahren alten Frau aus Garmisch-Patenkirchen sein. Noch hat sich Maria Höfl-Riesch nicht entschieden. Aber sie hat zuletzt häufig darüber nachgedacht, wie lange das noch so weitergehen soll. Schließlich lebe sie seit über einem Jahrzehnt ständig im Winter. Ab Juli geht sie Jahr für Jahr wieder auf die Gletscher, reist nach Argentinien und Chile ins Trainingslager. Ihre einzigen Monate ohne Schnee seien Mai und Juni.
Gelohnt hat sich der Aufwand aber, seitdem sie 2001 ins DSV-Team rückte. Mitleid haben da wohl die wenigsten Konkurrentinnen. Aber aus ihrer Sicht ist es verständlich, dass sie nun immer lauter über den Abschied von einer in Sotschi noch größer gewordenen Laufbahn nachdenkt. Wie auch immer sich Maria Höfl-Riesch entscheiden wird: Das passt schon.