3:6 gegen Russland bei Eishockey-WM: Marco Sturm: "Wir müssen einfach schlauer spielen"
Im dritten Turnierspiel setzt es für das deutsche Team bei der WM in Köln die zweite Niederlage. Nach zwei Dritteln stand es bereits 5:0 für Russland.
Es kommt selten vor, dass sich Marco Sturm nicht vor seine Spieler stellt. Am Montagabend in der Kölner Arena aber war dem Eishockey-Bundestrainer nicht nach Kuschelkurs. Dazu hatte das deutsche Team in seinem dritten Vorrundenspiel bei der Eishockey-WM zu viele unschöne Aktionen gezeigt. Das 3:6 (0:3, 0:2, 3:1) gegen Rekordweltmeister Russland klang zwar vom Ergebnis her nicht außergewöhnlich, aber die deutschen Spieler hatten sich auch selbst geschlagen. Sturm sagte: „Wir müssen einfach schlauer spielen, das vermisse ich ein wenig. Sechs Gegentore waren zu viel. Einige von denen fielen nicht etwa, weil der Gegner das so gut gemacht hat, sondern weil wir ihm die Chance erst ermöglicht haben.“
Patrick Hager hatte die Niederlage mit einer unfairen Attacke gegen Sergej Mozjakin eingeleitet, als es aus deutscher Sicht schon 0:1 stand. Der russische Stürmer musste danach ins Krankenhaus, für Hager war das Spiel mit einer Matchstrafe beendet. In der folgenden Überzahl gelangen den Russen zwei Treffer. Beim Stand von 0:3 war damit schon zur ersten Pause alles entschieden.
Der Rest war vor 18.734 Zuschauern in der ausverkauften Kölnarena ein deutsch-russisches Volksfest. Hätten die deutschen Fans statt „steht auf, wenn ihr Deutsche seid“ etwa „steht auf, wenn ihr deutsche Staatsbürger seid“ gerufen, hätten wohl fast alle Zuschauer gestanden – inklusive des russischen Trainers Oleg Znarok, der lange in Freiburg lebte und auch Deutscher ist. Aber der stand ja schon hinter seiner Spielerbande.
Die vielen Fans der russischen Auswahl trugen zu einer prächtigen Stimmung bei, witterten dann im zweiten Drittel nach zwei weiteren Toren einen deftigen Sieg ihrer Lieblinge. Doch so weit kam es doch nicht, weil das deutsche Team laut Christian Ehrhoff im letzten Drittel endlich „Charakter zeigte“ und mit Toren von Brooks Macek (München), Philip Gogulla (Köln) und Frederik Tiffels (Western Michigan University) das Ergebnis gegen die keinesfalls durchweg brillanten Russen noch in erträgliche Bahnen lenkte.
Am Freitag beim 2:1 gegen die USA hatte Patrick Hager der deutschen Mannschaft mit dem Siegtor zu einem gutem Start ins Turnier verholfen, am Montag entließ der Kölner sie mit der Ungewissheit um die eigenen Fertigkeiten ins weitere Turnier. Nach dem 2:7 gegen die Schweden in Spiel zwei war das 3:6 gegen die Russen nicht unbedingt ein Mutmacher für die kommenden Aufgaben, bei denen sich die Deutschen ab Mittwoch mit der Slowakei, Dänemark, Italien und Lettland messen – mit Gegnern also, die sie schlagen sollten, um als eine der ersten vier Mannschaften der Gruppe A das Viertelfinale zu erreichen.
Das wird nun nicht einfacher. Denn Tobias Rieder musste im Spiel gegen die Russen mit einer Beinverletzung im zweiten Drittel vom Eis, damit fehlt den Deutschen am Mittwoch womöglich ihr bester Stürmer und Verstärkung aus der National Hockey League ist noch nicht in Sicht. Die Angreifer Leon Draisaitl und Tom Kühnhackl haben noch die Chance, mit ihren Teams das Halbfinale der Play-offs zu erreichen.
Natürlich fehlt gegen die Slowaken nach seiner Matchstrafe auch der gesperrte Patrick Hager, auf dessen Fähigkeiten der Bundestrainer an sich große Stücke hält. „Er ist ein Angreifer, der vom Bully bis zum guten Schuss alles kann und einer unser besten Spieler“, sagt der ehemalige Stürmer Sturm. „Aber das sieht er wohl selbst so, dass die Aktion gegen die Russen keine kluge Entscheidung war. Er muss sich halt besser konzentrieren.“
Letzteres traf am Montag aber auf fast alle von Sturms Spielern zu – ausgenommen Christian Ehrhoff. Der deutsche Mannschaftskapitän zeigte bei seinem ersten WM-Einsatz nach seiner Verletzung eine starke Leistung.