Vorbereitung auf die Eishockey-WM: Marco Sturm ist der Bremser auf der Bank
Eishockey-Bundestrainer Marco Sturm freut sich auf Berlin - und warnt davor, olympisches Silber zu überschätzen.
Als Marco Sturm am Donnerstagmittag im so genannten Funktionsraum des Wellblechpalasts in Hohenschönhausen vor der Presse Platz nimmt und die WM-Vorbereitungsphase der Eishockey-Nationalmannschaft zumindest schon einmal verbal einleitet, da wird eines sofort klar: Der Trainer der olympischen Silbermedaillengewinner hat sich nach dem unerwarteten Erfolg von Pyeongchang kein bisschen verändert. Wie bisher lächelt Sturm stets freundlich, seine Tonlage ist immer gleich angenehm beruhigend und Fragen beantwortet er auch weiterhin ohne den geringsten Anflug von Ungeduld. „Es war viel los in den letzten Wochen“, sagt der 39-Jährige bei seinem kurzen Vortrag über das, was seit Olympia auf ihn eingeprasselt ist. Zu viel sei es dann aber auch nicht gewesen, denn: „Wir versuchen schließlich unsere Sportart weiterzubringen. Deshalb freue ich mich über jeden Termin.“
Ab 4. Mai muss sich Sturms Mannschaft bei der WM in Dänemark neu beweisen und das Interesse in Deutschland am Turnier dürfte in diesem Jahr schon wegen des olympischen Sensationscoups über den normalen Rahmen einer Weltmeisterschaft hinausgehen. Das ist Ansporn, aber auch Risiko. Denn das Turnier in Herning und Kopenhagen wird stark besetzt sein. Aus der nordamerikanischen Liga NHL werden anders als bei Olympia Topstars kommen, und dass gerade Schweden oder Kanadier darauf brennen, die Rangordnung im internationalen Eishockey wieder gerade zu rücken, davon darf ausgegangen werden.
Sturm muss deshalb auch den Bremser geben und sagt: „Wer sich im Eishockey auskennt, weiß unsere Leistung von Südkorea einzuordnen. Wir müssen auf dem Teppich bleiben, auch wenn die Erwartungen größer geworden sind. Die WM wird für uns enorm schwierig.“ Und das liegt nicht nur an der Konkurrenz, sondern auch daran, dass die Vorbereitung ihre Tücken hat. In den Play-offs der Deutschen Eishockey-Liga sind aktuell fast alle Olympia-Fahrer noch beschäftigt. Wenn Sturm am kommenden Mittwoch nach dem Abschluss des Viertelfinales seinen ersten vorläufigen WM-Kader benennt, wird der sich erheblich von dem unterscheiden, der vier Wochen später nach Dänemark reist.
Es gibt noch Tickets
Dabei ist es auch nicht so, dass alle anderen Spieler für den Bundestrainer nur Lückenfüller für seine Olympia-Helden sind. „Das Team von Pyeongchang wird so bei der WM nicht zusammenspielen“, stellt Sturm klar. Und dann sind da auch noch die deutschen Profis aus Nordamerika: „Wenn Spieler aus der NHL kommen, dann wissen alle, dass sie Platz machen müssen. Daran hat auch die Silbermedaille bei Olympia nichts geändert.“ Bis beispielsweise ein Leon Draisaitl zum Team stößt, wird es aber noch ein bisschen dauern. In Sotschi, wohin es ab 2. April zur ersten Phase der WM-Vorbereitung geht, wird das deutsche Team noch eines der weitgehend Namenlosen sein. Zweimal spielt die deutsche Auswahl in Russland gegen den Gastgeber, bevor sie danach für zwei Wochen zurück nach Hause reist. Mitte April stehen dann vier Tests in der Heimat an, darunter auch ein Spiel im Berliner Wellblechpalast am 21. April gegen Frankreich.
Zurzeit sind um die 500 Tickets im Stehplatzbereich noch zu haben. „Aber ich denke schon, dass wir ein ausverkauftes Stadion haben“, sagt Sven Felski, der als Geschäftsführer Sport der Eisbären Juniors dann Gastgeber des Nationalteams sein wird und deshalb am Donnerstag neben Sturm sitzt. Terminlich sollte es für die Fans jedenfalls passen. Ein mögliches viertes und fünftes Finalspiel in der DEL mit Beteiligung der Eisbären würde einen Tag davor beziehungsweise einen Tag danach stattfinden. Vielleicht geht es für die Berliner dann ja gegen München – eine Endspielserie, die Marco Sturm durchaus für realistisch hält. Andererseits, so sagt er, „ist in den Play-offs alles möglich“. Der Bundestrainer ist und bleibt eben ein Mann des Ausgleichs.