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Mal wieder gegen München. Am Freitag reist Marcel Noebels (92) mit den Eisbären zum Tabellenführer.
© dpa

Stürmer der Eisbären Berlin: Marcel Noebels ist in der Form seines Lebens

Kein deutscher Spieler hat in der Deutschen Eishockey-Liga mehr Punkte als Marcel Noebels gesammelt. Dass es bei ihm so gut läuft, hat viele Gründe.

Marcel Noebels war noch nie so wertvoll wie heute. Es gibt Experten, die behaupten, dass der 27-jährige gerade das beste Eishockey seiner Karriere spielt. Er selbst muss da ein bisschen schmunzeln, mit der Einschätzung kann sich der Stürmer der Eisbären Berlin aber durchaus anfreunden: „Ich habe immer gedacht, dass kommt erst so mit 30. Aber wenn ich von den aktuellen Punkten ausgehe, stimmt das auf jeden Fall“, sagt Noebels.

Persönliche Statistiken sind im Sport eine feine Sache, sie bilden allerdings nicht immer die ganze Wahrheit ab. Im Falle des deutschen Nationalspielers und Olympia-Silbermedaillengewinners von 2018 belegen die Zahlen allerdings dessen derzeit herausragende Form. In 38 Saisonspielen hat Noebels bisher 18 Tore und 20 Vorlagen verbucht. Die 38 Scorerpunkte bedeuten, dass er in jedem Spiel im Schnitt an einem Treffer beteiligt war.

In 38 Spielen kommt Noebels auf 38 Scorerpunkte

Schon jetzt hat er mit diesen Werten seine persönlichen Bestleistungen in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) übertroffen. In der offensiv traditionell von Nordamerikanern dominierten Liga steht Noebels auf Platz zwei der Scorerwertung, kein deutscher Spieler ist besser als er. „Wenn man Selbstvertrauen hat und einen Lauf, sind viele Sachen natürlich einfacher. Dazu habe ich auch gute Mitspieler“, sagt Noebels.

Im Wort Selbstvertrauen steckt das Wort Vertrauen, das spürte er bei den Eisbären nicht immer. Noch unter Uwe Krupp war Noebels eher der Mann fürs Grobe, durfte lange Zeit nicht im Powerplay spielen. Unter Serge Aubin wird er hingegen in Über- und Unterzahl eingesetzt und ist der Stürmer mit der meisten Eiszeit. „Noebi macht einfach viele Dinge richtig. Er spielt mit viel Reife und großer Ruhe“, lobt der Berliner Cheftrainer seinen Schützling.

Am Freitag im Topspiel bei Tabellenführer RB München (19.30 Uhr/live im Eisbären-Blog bei Tagesspiegel.de) wird es auf Noebels und seine starke Reihe mit James Sheppard und Leonhard Pföderl wieder ankommen, Aubin selbst fehlt am Wochenende wegen eines Trauerfalls in der Familie.

Wer Noebels auf dem Eis sieht, kann verstehen, dass er schon mehrfach das Interesse der besten Liga der Welt auf sich zog. Als Junior war er einige Jahre in Nordamerika, den Sprung in den National Hockey League (NHL) schaffte er aber nicht. Vor Beginn der vergangenen Saison wurde er von den Boston Bruins ins Trainingscamp eingeladen, kehrte aber schon nach wenigen Wochen zurück.

Noebels hat in dieser Saison mehr Zug zum Tor

Dass er sich in der aktuellen Spielzeit von Anfang an voll auf die Eisbären konzentrieren konnte, sieht Noebels als einen wichtigen Grund für seine starken Leistungen: „Weil ich diesmal schon den ganzen Sommer über wusste, dass ich danach jeden Tag beim Verein sein werde“, sagt er. Das Thema NHL hat er für sich zumindest bis auf Weiteres abgehakt: „Ich bin froh, wo ich gerade bin. Man sollte da vielleicht auch realistisch sein. Und solange ich hier in der Liga und in der Nationalmannschaft spielen kann, bin ich sehr zufrieden.“

Noebels war schon immer ein technisch starker Spieler, der viel Übersicht hatte und den Puck gut abschirmen konnte. Oft stand er sich aufgrund seiner vielen Möglichkeiten aber selbst ein bisschen im Weg und suchte statt der einfachen eher die komplizierte Lösung. In dieser Saison wirkt Noebels entschlossener, hat viel mehr Zug zum Tor. „Früher wussten die Gegenspieler, dass ich vermutlich eher passe. Jetzt schieße ich mehr und bin dadurch schwerer ausrechenbar“, sagt Noebels.

Über allem steht für ihn aber der Erfolg der Mannschaft. Er hätte wenig Spaß daran, wenn er zwar viele Tore schießt, in der Tabelle aber ganz unten stünde, erklärt Noebels. Das Wort „Meister“ erwähnt er fast nebenbei, mit den Eisbären ist das trotz der vermeintlich übermächtigen Konkurrenz aus Mannheim und München sein Ziel. Und persönlich? 52 Scorerpunkte aus 52 Hauptrundenspielen? Noebels schmunzelt und sagt: „Das wäre schon was. Aber man sollte die Kirche im Dorf lassen.“

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