Coronavirus verhindert Sport-Großveranstaltungen: Marathon-Ausrichter SCC Events bangt um seine Zukunft
Die Coronavirus-Pandemie trifft die Marathon-Ausrichter hart. Auch die SCC Events GmbH braucht nächstes Jahr dringend wieder Großveranstaltungen.
Natürlich hat diese Veranstaltung nichts mit einem Weltklasse-Marathon zu tun, natürlich ist sie mit viel Symbolik aufgeladen. Genau so soll das Bild des Ganzen ja transportiert werden. „Wir wollen ein Zeichen setzen, das von Berlin in die ganze Welt geht“, sagt Jürgen Lock. Die Welt soll sehen, dass der berühmte Berlin-Marathon zwar dem Coronavirus zum Opfer gefallen ist, dass aber trotzdem die Freude am Laufen gelebt wird.
Vier deutsche Topathleten umkurven heute die Siegessäule (siehe nebenstehendes Interview), am Tag, an dem der klassische Marathon hätte stattfinden sollen. „Das hat zumindest Marathon-Flair“, sagt Lock, Geschäftsführer der SCC Events GmbH. Seine Organisation veranstaltet den Berlin-Marathon, heute aber nur dessen Ersatzveranstaltung.
Es ist die fröhliche Botschaft, die in der Flut trister Nachrichten für etwas positive Stimmung sorgen kann. Für ausreichend negative Stimmung sorgt das Coronavirus. Es geht dabei schlicht um die Zukunft von „SCC-Events“, dem Veranstalter von jährlich 15 Wettbewerben. Der Marathon ist nur der größte in dieser Reihe. „Wenn im nächsten Jahr alle Veranstaltungen abgesagt werden sollten, wäre das der Super-Gau“, sagt Lock. „Dann hätten wir eine sehr prekäre Situation.“ Sowohl wirtschaftlich als auch sportlich. Das gilt für andere Veranstalter auf der Welt ja auch, das Problem ist international.
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Doch selbst wenn Wettbewerbe unter Einschränkungen stattfinden könnten, bedeutete das einen Rieseneinschnitt. Bis Jahresende sind in Berlin Großveranstaltungen im Freien mit mehr als 5000 Teilnehmern untersagt. Sollte das Verbot bis Ende 2021 verlängert werden, träfe das SCC-Events hart, weil viele seiner Wettbewerbe betroffen wären. Der Marathon mit seinen mehr als 60 000 Teilnehmern sowieso. Und selbst wenn das Verbot abgemildert würde, dem Marathon nützte es nichts. Wie sollte das auch gehen? Zehntausende Teilnehmer mit Abstandsregeln?
Die Uhr tickt für Marathon-Veranstalter SCC Events
„Wir bräuchten sehr viel mehr Raum als bisher, es gäbe mehr Sperren, im Start-Ziel-Bereich ließe sich das auch nicht umsetzen“, sagt Lock. Aber eigentlich will er „gar nicht schwarzmalen“. Der Geschäftsführer setzt auf die Schnelltests, die möglicherweise bald kommen. Dann könnte in Minutenfrist festgestellt werden, ob jemand positiv ist. „Allerdings“, das sagt Lock auch, „muss dieses Konzept auch noch von den Experten abgesegnet werden.“ Nur dann könnte ein Wettbewerb stattfinden.
Die Uhr tickt für Lock und seine Kollegen. Spätestens im Januar müssen sie mit den Planungen für den Halbmarathon 2021 beginnen, spätestens im Juni für den Marathon 2021. Bis dahin muss klar sein, ob und wie eine Veranstaltung stattfinden kann. „Da geht es ja auch um Reise- und Hotelbuchungen“, sagt Lock. Und um Planungen seiner Mitarbeiter.
Und ums Geld, natürlich. Und zwar auch für die Stadt Berlin. Der Senat hatte mal den Berlin-Marathon 2018 ökonomisch analysieren lassen. Beeindruckendes Ergebnis: Der Weltklasse-Wettbewerb erzielte eine Gesamtwertschöpfung von 383 Millionen Euro.
So viel wird es beim Sylvesterlauf 2020 nicht zusammenkommen. Aber da gehen ja auch nur 2500 Sportler an den Start. „Diesen Wettbewerb“, sagt Lock, „versuchen wir auf jeden Fall durchzuziehen.“ Mit allen nötigen Hygienemaßnahmen versteht sich.