WM-Teilnahme weiterhin fraglich: Manuel Neuers Comeback bleibt ein Rätsel
Ob Manuel Neuer bei der WM spielen kann, ist immer noch offen. Jetzt äußert sich der verletzte Torwart selbst zu seiner Situation. Verwirrung gibt es um Äußerungen von Jupp Heynckes.
Die Zweifel an Manuel Neuers WM-Teilnahme bleiben riesig - und werden vom Welttorhüter selbst sogar noch verstärkt. „Ich denke wirklich von Trainingseinheit zu Trainingseinheit und von Therapie zu Therapie“, antwortete der DFB-Kapitän zurückhaltend auf die spannenden Fragen zu einem WM-Start in Russland und einem Comeback-Zeitpunkt: „Es gibt keine Prognose.“
Die WM-Chancen sind offen beim Titelgaranten von 2014, der für Bundestrainer Joachim Löw in normaler Verfassung unverzichtbar ist. „Wir haben uns immer ausgetauscht. Ich habe auch einen engen Draht zu Andreas Köpke. Sie sind bestens informiert“, sagte der Torhüter des FC Bayern. Die DFB-Verantwortlichen dürften wissen, wie gesund Neuer nach seinem dritten Mittelfußbruch ist. Wie fit er ist und wie gut er wieder spielen kann, das werden aber selbst Bundestrainer Löw und Torwartcoach Köpke erst bei einer Teilnahme am Trainingslager herausfinden können. Dieses beginnt am 23. Mai in Südtirol.
Widersprüchliche Angaben kamen indes aus München. Zunächst wurde Bayern-Trainer Jupp Heynckes im "kicker" mit den Worten zitiert: „Manuel wird gegen Stuttgart nicht spielen - und auch im Pokalfinale nicht.“ Daraufhin meldeten sich die Bayern am Mittwoch mit einer Klarstellung von Heynckes auf ihrer Homepage zu Wort: „Tatsache ist, dass Manuel am Samstag beim letzten Heimspiel gegen den VfB Stuttgart noch nicht im Kader stehen wird. Für das Pokalfinale ist die Entscheidung hingegen noch offen.“
Die vagen Aussagen Neuers am Dienstagabend bei der Trikotpräsentation des deutschen Fußball-Meisters lassen allerdings vermuten, dass der Torhüter selbst rätselt. Im fortgeschrittenen Profifußballeralter von 32 Jahren weiß Neuer, dass eine Fehleinschätzung zum Comeback-Zeitpunkt schwerwiegende Folgen für seinen linken Problemfuß haben könnte. Möglicherweise könnte eine neue Verletzung die Laufbahn verkürzen oder schlimmstenfalls vorzeitig beenden.
„Ich denke, dass der Austausch zwischen mir und den Ärzten sehr gut ist. Und ich denke, dass ich ihnen vertrauen kann. Ich kann dann auch nach den Absprachen meinem Körper sehr gut vertrauen. Das Wichtige für mich ist, dass es mich nicht aus der Ruhe bringt“, erklärte der seit September verletzte Torwart. Er wolle die richtige Entscheidung treffen, „auch für die Fußball-Republik Deutschland“. Im Unterton klang bei seinen Antworten eine gewisse Skepsis mit.
Neuer wird in der Bundesliga-Saison nicht mehr zum Einsatz kommen
Den Zeitpunkt seiner Rückkehr in den Spielbetrieb stuft Neuer offiziell nicht als wichtig ein. Die letzte Chance vor Löws Bekanntgabe des vorläufigen WM-Kaders am 15. Mai in Dortmund ist mit dem Heimspiel gegen den VfB Stuttgart dahin.
„Aber das ist jetzt auch für mich nicht ausschlaggebend“, sagte Neuer vor der Bekanntgabe der Heynckes-Entscheidung. Am Dienstag hatte Neuer „Teile“ des Mannschaftstraining absolviert.
Heynckes, der für Neuer ein wichtiger Austauschpartner ist, ging in der Saison kein Risiko bei Rückkehrern nach Verletzungen ein. Der scheidende Coach, der am Mittwoch 73 Jahre alt wurde, wird das auch bei Neuer nicht tun. „Grundsätzlich möchte ich natürlich in erster Linie fit sein. Und dann muss ich auch zufrieden sein mit meiner Leistung, mit dem, was ich dann auf den Platz bringe. Und dann wird man sehen“, orakelte Neuer. „Das passiert natürlich in engem Austausch mit den Trainern. Da möchte ich jetzt nicht vorgreifen.“
Für Löw ist ein Neuer-Comeback noch vor der Nominierung keine Bedingung für Neuers Berücksichtigung für das Turnier vom 14. Juni bis 15. Juli in Russland. „Dass er spielen muss, da gibt es keine Deadline“, sagte Teammanager Oliver Bierhoff.
Am 2. Juni könnte Neuer im vorletzten Testspiel vor der WM in Klagenfurt gegen Österreich ein Comeback im DFB-Tor feiern. Sechs Tage später steht eine Partie gegen Saudi-Arabien in Leverkusen an. Ohne Spielpraxis wäre aber auch für den Welttorhüter selbst ein WM-Kaltstart am 17. Juni in Moskau gegen Mexiko kaum vorstellbar.
Löw könnte zunächst auch mit vier Torhütern ins WM-Trainingslager reisen. Neben Neuer sind der gesetzte Marc-André ter Stegen (FC Barcelona) sowie Kevin Trapp (Paris Saint-Germain) und Bernd Leno (Bayer Leverkusen) die Kandidaten. Eine WM-Rolle als Nummer 2 schloss Neuer nicht aus, auch wenn sie schwer vollstellbar scheint.
Nach der Stuttgart-Partie steht für den FC Bayern am 19. Mai noch das DFB-Pokalfinale an, bei dem Heynckes weiter auf Sven Ulreich im Münchner Tor baut. „Ich bin wirklich stolz auf Ulle. Er hat es perfekt gemacht. Ich glaube, die wenigsten haben damit gerechnet, dass er so ein Jahr hinlegt“, lobte Neuer seinen Stellvertreter.
Wenigstens einen großen Auftritt hat Neuer für die Bayern in dieser Saison noch: Am Samstag nimmt er nach dem Stuttgart-Spiel zusammen mit Thomas Müller die Meisterschale in Empfang. „Die Doppelspitze Neuer/Müller wird da zur Tat schreiten“, witzelte Kapitäns-Vertreter Müller. (dpa)