WM 2014: Mannschaft des Iran hat wegen UN-Sanktionen kaum Geld
Irans Nationalteam hat kein Geld. Wegen seiner Atomkraftpolitik wurden seit 2006 sieben UN-Resolutionen gegen das Land verhängt. Da bleibe kaum ein Cent für Fußball übrig. Eine Chance aufs Achtelfinale hat das iranische Team trotzdem.
Irans Reservetorhüter Ali-Resa Haghighi war vor der WM sauer. Seinen neuen Trainingsanzug wollte er in XL-Größe. Den bekam er auch. Aber nach dem ersten Waschgang ist das Kleidungsstück extrem eingelaufen. Der 1,93 Meter große Haghighi passte nicht mehr rein.
Erzählt hat Haghighi nicht, ob er dafür einen neuen Anzug bekam. Es dürfte ein schwieriges Unterfangen sein. Denn bei der iranischen Nationalelf wird Geld, wo immer möglich, gespart. Den Spielern ist es aus Mangel an Ersatzjerseys verboten, nach dem Spiel ihre Trikots zu tauschen. Nach dem Spiel gegen Argentiniens Lionel Messi haben die Spieler diese Regel allerdings ignoriert.
UN-Sanktionen sind der Grund
Grund für den Sparkurs seien die UN-Sanktionen gegen Iran, heißt es vom Verband. Wegen seiner Atomkraftpolitik leidet das Land unter wirtschaftlichen und politischen Beschränkungen von der UN; seit 2006 hat es insgesamt sieben UN-Resolutionen gegeben. Da bleibt kaum ein Cent für Fußball übrig. Schon vor der WM hat Nationaltrainer Carlos Queiroz die Lage beklagt. „Im Vergleich zu anderen Teams sind wir wegen der ökonomischen Situation extrem benachteiligt“, sagte er.
Bisher hatte diese Benachteiligung kaum Auswirkungen auf das sportliche Geschehen. Queiroz verwandelte seit seinem Amtsantritt 2011 ein schwaches Team in eine effiziente Maschine. Das 0:0 zum Auftakt gegen Nigeria war das erste WM-Spiel ohne Gegentor in der iranischen Fußballgeschichte. Auch Argentinien hielten die Iraner bis zur Nachspielzeit mit starkem Defensiveinsatz in Schach.
So hat sich Iran in eine überraschend gute Ausgangsposition gespielt. Mit einem Sieg heute Abend gegen Bosnien stünde das Team im Achtelfinale, solange auch Argentinien Nigeria schlägt. Bei einem 1:0 in beiden Spielen würde das Los entscheiden.
Einzug ins Achtelfinale wäre historisch
Der Einzug ins Achtelfinale wäre zwar historisch, aber die Geldprobleme würde auch dieser Erfolg nicht lösen. Trainer Queiroz hat schon angekündigt, nach der WM sein Amt niederzulegen. Es war seine Konsequenz aus einem langen Streit über die Finanzierung der Nationalmannschaft. Seit fast drei Jahren verlangt der Portugiese mehr Geld vom Verband. Seit fast drei Jahren bittet der Verband um mehr Geld von der Regierung – erfolglos.
Sportlich gesehen ist der Rücktritt auch für die Spieler ein Rückschlag. Der frühere Bundesligaprofi Ashkan Dejagah hatte mehrmals seine Hoffnung auf Queiroz’ Verbleib artikuliert: „Wir brauchen seine Erfahrung.“ Der Berliner zeigt sich angetan von den bisherigen Leistungen seiner Elf bei der WM. „Ich hoffe, wir haben gezeigt, dass Iran Fußball spielen kann.“
Bei den Fans im Iran werden sie dafür überschwänglich gefeiert. Der Präsident Hassan Ruhani bedankte sich nach der überragenden Leistung gegen Argentinien: „Sie haben das Land glücklich gemacht. Ich bete zu Gott für ihren weiteren Erfolg.“ Alles schön und gut, aber die Spieler hätten wohl lieber Geld für ein paar neue Trikots in der richtigen Größe.