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Nicht viel zu jubeln. Die Energie-Fans hoffen auf den Umschwung.
© Bernd Settnik/dpa

3. Liga: Machtspiele bei Energie Cottbus

Bei Energie Cottbus ist es sehr unruhig geworden. Ein Konflikt zwischen Vereinsführung und Sponsor sorgte bereits für Rücktritte.

Im Grunde war die Chance schon vorüber. Nach einem hübschen Hackentrick von Maximilian Zimmer und einem Querpass von Kevin Weidlich lag der Cottbuser Stürmer Streli Mamba plötzlich mitten im Zwickauer Strafraum auf dem Hosenboden, mit dem Rücken zum Tor. Aus dieser Situation konnte man eigentlich gar kein Tor mehr erzielen – doch Mamba konnte. In einer Mischung aus Krebsfußball und Gerd-Müller-Gewurschtel presste er den Ball ins Netz und beendete damit die Leidenszeit vom FC Energie, der seit zwei Monaten auf einen Erfolg in der Dritten Liga hatte warten müssen. „Manchmal brauchst du so ein kurioses Tor“, sagte Trainer Claus-Dieter Wollitz.

Der 2:1-Sieg gegen den FSV Zwickau am vergangenen Wochenende war nicht nur eine Genugtuung für Streli Mamba, der seinen bisher letzten Treffer im August erzielt hatte, sondern auch für das Wohlbefinden des gesamten Klubs. Denn in den vergangenen Wochen war es mächtig unruhig geworden in der Lausitz. Nach sieben Punkten aus den ersten drei Spielen kamen für den Aufsteiger in den folgenden sechs Begegnungen lediglich zwei weitere Zähler hinzu, der Klub stürzte ab auf einen Abstiegsplatz und blieb bis zum Samstag sogar sechs Stunden ohne Torerfolg. Die Krise, die dem Verein wohl noch länger zu schaffen machen wird und auch nicht mit einem Sieg oder einem Tor des Monats vergessen gemacht werden kann, ist nicht sportlicher Natur. Vielmehr haben die angekündigten Rücktritte von Präsident Michael Wahlich und Geschäftsführer Norman Kothe die Lausitz geschockt. Sie lassen chaotische Zeiten wieder aufleben, die man überwunden geglaubt hatte in Cottbus.

Anker für den Fußball-Standort Cottbus

Kothe macht sich seit mehr als einem Jahrzehnt um den FC Energie verdient, Wollitz nennt ihn einen „Anker für den Fußball-Standort Cottbus“. Und Wahlich übernahm die Führung nach dem Abstieg in die Regionalliga vor zweieinhalb Jahren, in einer der dunkelsten Stunden der Vereinsgeschichte. Zusammen mit Wollitz verhinderten sie, dass der Brandenburger Bundesligist von einst in den Untiefen des Amateurfußballs verschwindet. Sie führten ihn zurück in den Profifußball und sorgten für ein neues Selbstwertgefühl in der Region.

Nun aber erklärten Wahlich und Kothe überraschenderweise ihre Rücktritte zum Jahreswechsel. Der Präsident berichtet von ermüdenden „Spielchen und Intrigen“, was wohl darauf hindeutet, dass ihm hinter den Kulissen nicht jeder den Erfolg gönnen wollte. „Ganz am Anfang beim ersten Kennenlernen mit dem Verwaltungsrat habe ich deutlich gemacht, dass ich einen Neuanfang mit ehemaligen Funktionären nicht als besonders hilfreich ansehe. Die derzeitigen Bewegungen im Umfeld und im Verein diesbezüglich entsprechen nicht meinen Vorstellungen“, lässt Wahlich mitteilen. In einer internen Nachricht an die Mitarbeiter in seinem Cottbuser Presse Vertrieb, den er mit seinen beiden Söhnen leitet, stellte Wahlich zudem klar, dass die Entscheidung nicht mit seiner Krebsdiagnose in Zusammenhang stehe, die er vor einigen Jahren erhalten habe: „Sollten Sie irgendwo hören, ich würde aus gesundheitlichen Gründen zurücktreten, dann kann ich Sie beruhigen. Krank sind andere!“

Es bleibt spannend

Ein Vorwurf, der vor allem an Ulrich Lepsch adressiert sein dürfte. Lepsch war von 2006 bis 2014 selbst FCE-Präsident und hat als Chef der Sparkasse Spree-Neiße, dem Hauptsponsor des Vereins, noch immer eine Menge Macht, die er scheinbar auch bereit ist, auszuspielen. Die weitere Entwicklung in Cottbus darf also mit Spannung beobachtet werden.

An diesem Mittwoch (Beginn 19 Uhr) allerdings hat die Mannschaft von Claus-Dieter Wollitz erstmal die Möglichkeit, für den nächsten sportlichen Höhepunkt zu sorgen. Mit einem Heimsieg im Nachholspiel gegen den Halleschen FC könnte Cottbus zwischenzeitlich wieder auf Rang acht springen. Vielleicht hat Streli Mamba ja noch ein Kunststück in petto.

Robert Fassbender

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