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Geste des Anstoßes. Bundestrainer Löw fasste sich beim Spiel gegen die Ukraine ans Skrotum.
© /Tsp

Hosenskandal um Joachim Löw: Lukas Podolski hat die Eier am rechten Fleck

Wenn gekratzt werden muss, weil gekratzt werden muss. Lukas Podolski verteidigt Joachim Löw und landet einen seiner wichtigsten Treffer für die Nationalelf.

Diese EM ist vielfach überschattet, nun also auch von einem Ekelskandal. Seit dem Ukraine-Spiel weiß die Öffentlichkeit: Bundestrainer Joachim Löw hat einen Hang dazu, sich an heiklen Körperregionen zu berühren und an dem zu schnüffeln, was er von dort zutage gefördert hat. Der italienische Fernsehsender Rai 4 hatte die Bilder, die in Deutschland zunächst nicht zu sehen gewesen waren, übertragen können, da er bei der Uefa eine zusätzliche Kameraperspektive auf die Trainerbank bestellt hatte, die so genannte Coach Cam. Dies geschah vermutlich nur in Erwartung eindrücklicher Bilder von taktischen Hieroglyphen in die Luft malenden Übungsleitern, nicht jedoch von einem Mann, der, als wäre er unbeobachtet, mußevoll in seine ganz private Parfümerie greift.

Gleichwohl ist der Scoop umso größer, die desavouierenden Aufnahmen von Löw kursieren seit Tagen im Netz, sie belustigen und ekeln an, sie ziehen an und stoßen ab, wie man es sonst nur von Telefonaten kennt, die zu später Stunde bei Domian geführt werden. Hätte der DFB bei der Uefa eine Beschwerde gegen die Verbreitung des heiklen Materials einlegen sollen? Es geht schließlich um die hygienische Integrität des Bundestrainers, nicht zuletzt auch als Werbefigur für Herrenkosmetik.

Als solche hat er sich selbst die Fallhöhe errichtet, die er jetzt hinabstürzt: Er stand für die porentiefe Gepflegtheit der Generation metrosexueller Fußballspieler und -trainer, die nach 120 Minuten Kampf immer noch wie eine Douglas-Filiale duften. Dass er sich während des Qualifikationsspiels gegen Gibraltar die Nägel feilte, passte mit etwas gutem Willen noch ins Bild des parfümierten Beaus. Der Griff ans Skrotum jedoch oszilliert ins Widerliche. Warum tut er das? Warum sagt ihm niemand, dass er es nicht tun sollte? Muss ein Chef, der sich derart blamiert hat, nicht eigentlich zurücktreten?

Selten zuvor wurden solch peinliche Dinge im Fußball diskutiert, hatte man das Gefühl, sich vor der Konkurrenz für seinen Bundestrainers genieren zu müssen.

Doch dann kam die Erlösung, wie so oft durch ein großes Lachen, und wie so oft war Lukas Podolski unmittelbar daran beteiligt. Angesprochen auf „Hosen-Gate“, sagte er bei der Pressekonferenz in Lille zu den anwesenden Journalisten in seiner bullig-sympathischen Poldi-Diktion: „Das ist kein Thema. Ich denke, 80 Prozent von euch kraulen sich auch mal die Eier.“ Und ganz plötzlich war der Fußball wieder da, wo er herkommt und hingehört: im Milieu der einfachen Leute, wo eben gekratzt wird, wenn gekratzt werden muss, mein Gott noch mal.

Podolskis beherzter Satz war einer seiner wichtigsten Treffer für die Nationalmannschaft. Er hat die pikierte Verspanntheit gelöst und Distanz durch Volksnähe ersetzt. Es braucht eben einen im Kader, der das Herz und andere Organe am rechten Fleck hat. Vielleicht ist er es, der seinem Chef vor dem nächsten Spiel sagt: Eierkraulen ist okay, aber nicht im Fernsehen.

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