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Robust und dynamisch. Luca Netz, gerade mal 17, bringt vieles mit, was man für eine erfolgreiche Karriere im Profifußball braucht.
© contrastphoto/Imago

Nur einer war bei seinem Debüt jünger: Luca Netz von Hertha BSC hat glänzende Perspektiven

Luca Netz ist der vierte Spieler aus dem Nachwuchs von Hertha BSC, der unter Bruno Labbadia in der Bundesliga debütiert. Seine Perspektiven gelten als glänzend.

Am Wochenende wird es für Hertha BSC ein Wiedersehen mit einem seiner Top-Talente geben. Hertha trifft dann auf Arminia Bielefeld, und bei Arminia steht seit dem Herbst Arne Maier unter Vertrag. Wie intensiv das Wiedersehen ausfallen wird, ist schwer abzuschätzen. Maiers Wunsch, in Bielefeld mehr Spielpraxis zu bekommen als bei Hertha, hat sich bisher nicht erfüllt. Am Samstag gegen Borussia Mönchengladbach stand er nach fast zweimonatiger Pause zwar endlich mal wieder auf dem Feld, allerdings nur für die letzten zwei Minuten.

Maier, der in dieser Woche 22 wird, soll nach der Saison und dem Ablauf seiner Leihe nach Berlin zurückkehren; ob er bei Hertha allerdings die Rolle wird ausfüllen können, die ihm einmal zugedacht war, ist inzwischen zumindest fraglich. Maier wäre – siehe Jerome Boateng, Christopher Schorsch, Hany Mukhtar, Nico Schulz, Lazar Samardzic – jedenfalls nicht das erste Top-Talent des Klubs, bei dem die hohen Erwartungen für Hertha letztlich unerfüllt blieben.

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Das Schöne ist: Es kommen immer neue Top-Talente nach. Trauer und Unmut über den Abgang des 18 Jahre alten Lazar Samardzics nach Leipzig sind kaum verflogen, da hat sich bereits das nächste, noch ein bisschen jüngere Versprechen auf der großen Bühne präsentiert. Am Samstag, beim 3:0 gegen Schalke, hat Luca Netz für Hertha in der Fußball-Bundesliga debütiert. Fünf Minuten vor Schluss wurde der Linksverteidiger von Trainer Bruno Labbadia eingewechselt.

Man kann Hertha nur schwer vorwerfen, bei der Beurteilung der eigenen Talente und ihrer Perspektiven besonders zurückhaltend zu sein. Im Gegenteil. Das ist auch bei Luca Netz so. Einer seiner Jugendtrainer hat in einem unbedachten Moment des Überschwangs einmal über ihn gesagt: „Das ist kein Jahrhunderttalent, das ist ein Jahrtausendtalent.“

Die Anlagen eines Weltklasse-Verteidigers

In seinem Fall aber scheint es mehr zu sein als eine rein subjektive Einzelmeinung. Im Herbst wurde Netz mit der Fritz-Walter-Medaille in Bronze ausgezeichnet, und schon mit zarten 15 stand er im Fokus der Profis. Nur aus rechtlichen Gründen durfte er damals noch nicht mit der Mannschaft trainieren. Für Dustin Böttger, dessen Firma Global Soccer Network mit dem GSN-Index ein anerkanntes Scoutinginstrument entwickelt hat, besitzt Netz „die Anlagen eines Weltklasse-Verteidigers“. Es müsse schon viel schieflaufen, damit er nicht in der Champions League und der Nationalmannschaft lande.

Ziemlich viel Lob für einen ziemlich jungen Mann, der im Mai 17 geworden ist und jetzt hinter Lennart Hartmann der jüngste Spieler ist, der je für Hertha BSC in der Bundesliga gespielt hat. Aber Netz ist keiner, der in den Wolken lebt. „Das ist ein guter Junge“, sagt Trainer Labbadia. „Er will lernen, das ist sehr wichtig.“

Labbadia hat den Teenager gleich nach seinem Amtsantritt im April aus der U 19 zu den Profis hochgezogen. Und vermutlich hätte Netz schon viel früher in der Bundesliga debütiert, wenn er sich nicht im Mai den Fuß gebrochen hätte. „Mir gefällt er“, sagt Labbadia. „Wir arbeiten extrem mit ihm. Aber er braucht noch ein bisschen.“

„Wir werden ihn total fördern“, sagt Labbadia

Perspektivisch soll er auf der Position des Linksverteidiger Marvin Plattenhardt und Maximilian Mittelstädt herausfordern und irgendwann verdrängen. „Ziel muss sein, dass er mehr spielt“, sagt Labbadia. „Wir werden ihn total fördern.“

Netz ist nach Jessic Ngankam, Lazar Samardzic und Marton Dardai bereits der vierte Spieler aus Herthas Akademie, der unter Labbadia den Sprung in die Bundesliga geschafft hat. Das ist eine mehr als respektable Quote und nicht zuletzt Ausweis dafür, dass Labbadia die Nachwuchsförderung wirklich ernst nimmt. Herthas Trainer ist keiner, der die Talente einfach durchwinkt und sie dann sich selbst überlässt. Erbegleitet die Talente auf ihrem Weg, wohlwollend, aber auch fordernd. „Es ist schön, dass wieder ein Eigengewächs sein Debüt gegeben hat“, sagt er. „Ich bin gespannt und hoffe, dass Luca das als Ansporn nimmt: ,Hey, ich will jetzt mehr.’ Das liegt nur an ihm.“

Dabei ist die Gesamtsituation alles andere als ideal. Durch die coronabedingten Beschränkungen fehlt Netz die Möglichkeit, in der U 19 oder U 23 die Spielpraxis zu sammeln, die er in diesem Stadium seiner Karriere dringend benötigt – zumal nach der Verletzungspause, durch die er im Sommer die komplette Vorbereitung verpasst hat. „Das ist für Luca nicht gut“, sagt Labbadia.

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An die Intensität bei den Profis hat Netz sich erst gewöhnen müssen, davon abgesehen aber bringt er alle Voraussetzungen mit, um sich auf diesem Niveau zu behaupten. Der U-Nationalspieler verbindet defensive Robustheit mit offensivem Drang. „Er hat einen sehr, sehr guten linken Fuß. Er hat für einen Linksfuß aber auch einen sehr guten rechten Fuß“, sagt Labbadia. „Das ist das Interessante an ihm, weil es sehr selten ist.“

Bei seinem Kurzeinsatz am Samstag waren seine Stärken zumindest zu erahnen. Kurz nach seiner Einwechslung wagte Netz auf der linken Seite einen energischen Vorstoß. Doch anstatt den Angriff mit einem Schuss aufs Tor abzuschließen, entschied er sich zu einer Hereingabe in die Mitte. „Normalerweise ist er jemand, der so ein Ding auch wirklich reinballern kann“, sagt Labbadia. Aber auch solche Erfahrungen gehören für einen jungen Spieler wie Luca Netz zum Lernprozess. Nach dem Abpfiff hat er zu Bruno Labbadia gesagt: „Nächstes Mal schieß’ ich, Trainer.

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