Kommentar: Lizenzauflagen für RB Leipzig: DFL bekämpft nur Symptome
Dass die DFL dem unverforenen Marketing-Treiben von RB Leipzig einen Riegel vorzuschieben versucht, ist erst einmal eine gute Nachricht. Doch der Aufstieg des Brause-Ablegers ist nicht mehr aufzuhalten, glaubt unser Redakteur.
Zwei rote Stiere, die sich gegenseitig auf die Hörner zu nehmen versuchen, in der Mitte ein gelber Kreis – man muss schon unter dem Verlust seiner Sehkraft in fortgeschrittenem Stadium leiden, um die Ähnlichkeit zwischen dem Logo des Getränkeherstellers Red Bull und dem Wappen des Fußballvereins Rasenballsport Leipzig nicht zu erkennen.
Kein Wunder: Die Ähnlichkeiten sind nicht nur nicht zufällig, sie sind sogar explizit erwünscht. Denn auch wenn RBL gerne das Gegenteil suggeriert: Der Verein ist nicht aus Liebe zum Sport, aus Barmherzigkeit für die nach professionellem Fußball dürstende Stadt Leipzig gegründet worden – er dient allein als Marketinginstrument für das Produkt Red Bull.
Nie ist ein Fußballklub in Deutschland derart unverfroren zu Werbezwecken missbraucht worden wie RB Leipzig. Dass die Deutsche Fußball-Liga (DFL) diesem Treiben mit ihren bescheidenen Mitteln nun einen Riegel vorzuschieben versucht, ist daher erst einmal eine gute Nachricht.
Drei Bedingungen muss RB Leipzig erfüllen, um die Zweitliga-Lizenz zu erhalten
Die Leipziger stehen vor dem Aufstieg in die Zweite Liga, die dafür notwendige Lizenz erhalten sie aber nur, wenn sie bis Ende Mai bestimmte Bedingungen erfüllen. Laut dem Magazin „Kicker“ muss der Klub seinen Mitgliedsbeitrag (derzeit 800 Euro pro Jahr) drastisch reduzieren, dazu seine Führungsgremien neu besetzen, denen bisher hauptsächlich Mitarbeiter oder Beauftragte von Red Bull angehören – und auch das Wappen ist in seiner jetzigen Version nicht zweitligatauglich.
Man mag das für Symbolpolitik halten, für leichte kosmetische Korrekturen, ein bisschen Herumdoktern an den Symptomen – das Grundproblem bleibt bestehen: De facto widerspricht das Konstrukt RBL dem Grundgedanken der 50+1-Regel, die den Einfluss externer Geldgeber im deutschen Fußball beschränken soll. Die Leipziger argumentieren dagegen, dass Rasenballsport gar keine Kapitalgesellschaft sei, sondern ein Verein (dem man als Normalsterblicher aber kaum beitreten kann und in dem man auch keinerlei Mitbestimmungsrechte besitzt).
Das ist typisch. Red Bull hat die Lücken im System gesucht, gefunden und schamlos ausgenutzt. Der Klub nutzt Möglichkeiten, die seine Konkurrenten gar nicht haben können und verschafft sich auf diese Weise einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Gleiches gilt für Bayer Leverkusen, den VfL Wolfsburg und (in Teilen) die TSG Hoffenheim. Der ehrenwerte Kampf der DFL für die 50+1-Regel wird dadurch immer mehr zur Farce. Ihr Fortbestand schützt nicht etwa die Chancengleichheit in der Bundesliga. Weil 50+1 eben nicht für alle gilt, verkehrt sich der Effekt ins Gegenteil. Die Regel schadet all denen, die gezwungen sind, sich daran zu halten.