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Lionel Messi (r.) und sein Trainer Luis Enrique haben sich nicht viel zu sagen.
© Imago

Streit beim FC Barcelona: Lionel Messi ist wichtiger als der Klub

Im Machtkampf mit Trainer Luis Enrique zeigt Superstar Lionel Messi erneut, wer beim FC Barcelona das Sagen hat.

Der FC Barcelona wird von einem König regiert. Obwohl der manchmal zu Jähzorn neigt, ist er beim Fanvolk extrem beliebt. Zu sehen war das erst wieder am vergangenen Donnerstag. Im Stadion Camp Nou hielten die Fans während des Pokalspiels gegen Elche (5:0) Plakate hoch, auf einigen stand „Es gibt nur einen König: Messi.“ Auf anderen: „Messi no se toca“ – Messi ist unantastbar.

Ein klares Votum für Lionel Messi und gegen seinen Widersacher Luis Enrique, den Trainer, der vor der Minuskulisse von rund 27 000 Zuschauern ausgepfiffen wurde. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann Enrique entlassen wird, vielleicht sogar schon nach dem Spitzenspiel der Primera Division am heutigen Sonntag gegen Meister Atletico Madrid.

Enrique hat sich mit dem Falschen angelegt, der Streit mit Messi schwelt schon länger, am vergangenen Wochenende eskalierte die Situation. Bei der 0:1-Niederlage in San Sebastian ließ Enrique seinen wichtigsten Spieler zunächst draußen, weil der verspätet aus dem Winterurlaub zurückgekehrt war. Als Messi dann eingewechselt wurde, war seine Anteilnahme am Spiel überschaubar. Später soll Enrique eine Erklärung eingefordert haben. Messi, kein Freund großer Worte, antwortete auf seine Art: er schwänzte am folgenden Tag das Training. Offiziell wegen einer Magen-Darm-Grippe, aber die steht in Barcelona seit Ronaldinho als Synonym für: keine Lust.

Bei jedem anderen Verein wäre ein Spieler für solch ein Verhalten mindestens mit einer Geldstrafe belegt worden. In Barcelona wohl auch, es sei denn, es handelt sich um Lionel Messi. Der viermalige Weltfußballer genießt mittlerweile einen Status, der ihn zum mächtigsten Mann im Klub erhebt. Längst scheint er wichtiger geworden zu sein, als der Klub selbst. Das bekam vor rund einem Jahr bereits Vizepräsident Javier Faus zu spüren. Der hatte sich öffentlich geweigert, Messis erst kürzlich verlängerten Vertrag erneut anzuheben. Messi giftete öffentlich zurück: „Herr Faus versteht rein gar nichts von Fußball.“ Faus musste nachgeben, als Entschuldigung verlängerte Barcelona den Vertrag mit seinem Stürmer und machte ihn mit einem kolportierten Jahresgehalt von rund 21 Millionen Euro zum bestverdienenden Fußballer der Welt.

Chelsea und ManCity wären angeblich bereit, 250 Millionen Euro für Messi zu bezahlen

In Barcelona wissen sie längst, dass es nicht einfach ist, mit Lionel Messi und dessen Launen zu leben. Noch mehr fürchten sie aber ein Leben ohne ihn. Englische Medien berichten, der FC Chelsea und Manchester City wären bereit, die festgeschriebene Ablösesumme von 250 Millionen Euro zu bezahlen.

Messi in einem anderen Trikot? So unwahrscheinlich ist diese Vorstellung nicht mehr. Bereits im vergangenen Frühjahr wollte er den FC Barcelona verlassen, nur der inzwischen verstorbene Trainer Tito Vilanova konnte ihn zum Bleiben überreden.

Barcelona trifft der Streit zwischen Messi und Enrique zur Unzeit. Im Klub herrscht Chaos, zuerst bestätigte der internationale Sportgerichtshof CAS ein Transferverbot gegen Barça bis 2016, dann wurde Sportdirektor Andoni Zubizarreta entlassen, sein designierter Nachfolger Carles Puyol trat zurück. Präsident Josep Maria Bartomeu rief für den kommenden Sommer vorgezogene Neuwahlen aus.

Nur wenn Messi sich wohl fühlt, kann Barcelona erfolgreich sein

Bartomeus Wiederwahl hängt vor allem von Messi ab. Der mittlerweile 27 Jahre alte Angreifer ist eine lebende Legende, sehr wahrscheinlich der beste Spieler, der jemals das granatrot-blaue Trikot Barças getragen hat. Seinen Abschied würden die Mitglieder dem Klub niemals verzeihen.

Schon Pep Guardiola hatte während seiner Zeit als Trainer die Doktrin ausgerufen, der Klub müsse alles unternehmen, damit Messi sich wohl fühlt. Nur dann, so Guardiola, werde sich Erfolg einstellen. Enrique sieht das anders, im Gegensatz zu seinem Vorgänger versteht er es nicht, auf Messis Bedürfnisse einzugehen. Enrique gilt als Gerechtigkeitsfanatiker, als einer, der mit schwierigen Charakteren nicht umgehen kann. Schon als Trainer des AS Rom wurde ihm seine Fehde mit Francesco Totti zum Verhängnis. Kleinigkeiten seien es nur, heißt es aus Messis Umfeld, die hätten sich aber summiert und zu einer kühlen Atmosphäre zwischen Trainer und Spieler geführt.

Lionel Messi ist nach wie vor ein sehr sensibler Mensch, der extrem trotzig auf Veränderungen reagieren kann. Dass Enrique vor der Saison einen ihm nahe stehenden Zeugwart entließ, passte Messi genauso wenig wie das der Trainer keinerlei Anstalten machte, seinen besten Freund José Manuel Pinto zu einer weiteren Saison als Ersatztorwart zu überreden. Mittlerweile soll Messi kaum noch Bedarf sehen, mit dem Trainer zu reden.

Die Mannschaft hat indes klar Stellung bezogen. Nach dem Spiel gegen Elche sagte Verteidiger Marc Bartra: „Unser Leader ist Messi.“

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