Entscheidung in der Oberliga: Lichtenberg 47 ist im Ziel
Der Spitzenreiter gewinnt gegen Tennis Borussia und krönt damit eine herausragende Saison vorzeitig.
Die Fans von Lichtenberg 47 hatten das Motto des Tages beim Einlaufen der Mannschaften in vier Worte gefasst: „Das Ziel vor Augen“ stand auf einem großen Transparent. Die letzten Meter in Richtung dieses Ziels namens Fußball-Regionalliga Nordost waren lange Meter: Christian Gawe schnappte sich den Ball in Höhe der Mittellinie. Er lief und lief und lief. Keiner kam mehr hinterher. Gawe schoss auf das Tor, der Ball ging leicht abgefälscht rein.
Es war der zweite Treffer gegen Tennis Borussia – und spätestens da, acht Minuten vor dem Ende, war klar, dass Lichtenberg an diesem sonnigen Samstagnachmittag ins Ziel kommen würde. Ein paar Minuten später stand es fest: Der Spitzenreiter gewann gegen den Zweiten TeBe 2:0 (0:0) und ist zwei Spieltage vor dem Saisonende nicht mehr abzufangen.
„Das ist unbeschreiblich“, sagte Maik Haubitz, der den verletzten David Hollwitz als Kapitän vertrat. „Ich denke, es ist hochverdient“, so Haubitz weiter. Die Fakten zu seinen Worten: Lichtenberg blieb die Hinrunde ungeschlagen, verlor insgesamt bislang nur zwei Spiele. Da aber TeBe noch einmal öfter patzte, schmolz der Vorsprung nicht zusammen, sondern wuchs an. Nach der Niederlage von TeBe vor einer Woche gegen den SV Altlüdersdorf und dem Sieg von Lichtenberg in Stendal war recht klar, dass nichts mehr schiefgehen wird. Aus dem Topspiel war die sportliche Brisanz weitgehend raus. Das Zuschauerinteresse war trotzdem groß: Fast 1500 Zuschauer kamen ins Hans-Zoschke-Stadion. So lang wie diesmal waren die Schlangen am Eingang und an den Verpflegungsständen lange nicht mehr.
Reiniger trifft mit einem Flugkopfball
TeBe war nicht nur zum Gratulieren gekommen, hatte einige gute Gelegenheiten. Auch das 0:0 zur Pause hätte eine theoretische Restchance auf den Aufstieg gelassen. Etwas gegen die Rechnerei tat Sebastian Reiniger, der mit einem Flugkopfball erfolgreich war. Gawe legte nach. Reiniger ist seit 2011 im Verein, Gawe seit 2012. Es passt gut zum Lichtenberger Erfolgsmodell, dass die dienstältesten Akteure im Kader den Aufstieg sicherten.
„Wir haben heute viele Leute glücklich gemacht“, sagte Uwe Lehmann, der zu diesem Zeitpunkt schon die ersten Getränke über den Kopf gegossen bekommen hatte. Der Trainer, 37 Jahre alt, bildet mit dem Sportlichen Leiter Benjamin Plötz, 32, seit Jahren ein junges und höchst erfolgreiches Duo. Zahlreiche Leistungsträger sind jahrelang im Verein, die Mannschaft wurde immer nur punktuell verstärkt. In den vergangenen fünf Saisons waren die Lichtenberger stets vorn dabei. Favorit auf den Aufstieg war aber trotzdem TeBe. „Die Saison hat gezeigt, dass Mentalität Qualität schlagen kann“, sagte Trainer Lehmann. Der Verein ist bereit für das große Abenteuer Regionalliga, will sich aber vor allem finanziell nicht verheben.
Bei der öffentlichen Pressekonferenz im übervollen Vereinsheim waren die Gesänge der Spieler aus der Kabine zu hören. Lehmann nutzte derweil die Gelegenheit für besondere Worte: „Ich bedanke mich bei meiner Ehefrau, die mich seit sechs Jahren hier großartig unterstützt und dafür sorgt, dass ich trotz unserer drei kleinen Kinder vier bis fünf Mal die Woche hierherkommen kann.“
Für TeBe geht es nun darum, die Saison doch noch mit einem Erfolg abzuschließen. Am Samstag heißt der Gegner im Berliner Pokalfinale Viktoria 89. Für Lichtenberg geht es darum, gebührend zu feiern. Bis zum nächsten Spiel sind zwei Wochen Pause. „Ich bin nicht sicher, ob diese Zeit zum Feiern ausreicht“, sagte Haubitz.