Formel 1: Lewis Hamilton dankt Nico Rosberg
Nachdem Nico Rosberg zu Saisonstart stark fuhr, scheint er nun seine Selbstsicherheit zu verlieren - sein Teamgefährte Lewis Hamilton profitiert davon.
Lewis Hamilton hatte die vorentscheidende Szene für seinen Sieg in Monaco auf der Strecke gar nicht bewusst mitbekommen. „Ich weiß nicht, was mit Nico heute war, ob er Probleme hatte“, sagte der Formel-1-Weltmeister noch auf der Pressekonferenz. Als er dann ins Mercedes-Motorhome zurückkam, erzählte ihm Rosberg, was in dieser 16. Runde wirklich passiert war: Der Deutsche hatte ihn auf Bitte der Mercedes-Teamführung freiwillig vorbeigelassen. Da nahm der Weltmeister seinen Teamkollegen sogar kurz in den Arm und bedankte sich dafür, „dass du dich wie ein Gentleman verhalten hast“.
Dass Nico Rosberg seinem Teamkollegen so die Siegchance überhaupt erst ermöglicht hatte, wurde ihm da und dort sofort wieder als Schwäche ausgelegt. Er selbst wehrte sich: „Wir haben bei Mercedes eine klare Absprache. Wenn jemand den Teamkollegen offensichtlich aufhält, dann bekommt er zunächst die Aufforderung, schneller zu fahren. Geht das nicht, muss er Platz machen.“ Pikant: Hamilton tat genau das 2014 in Ungarn nicht. Allerdings ist heute nicht mehr genau nachzuvollziehen, ob es die Vereinbarung damals schon gab – oder ob sie erst auf Grund dieses Zwischenfalls getroffen wurde.
Teamchef Toto Wolff erklärte, man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht: „Es ist für jeden Fahrer schwierig, solch eine Entscheidung zu akzeptieren. Deshalb haben wir auch lange überlegt, bis wir den Befehl gegeben haben. Das hat uns im Vergleich mit Ricciardo ordentlich Zeit gekostet. Am Ende war es vergleichbar mit einem beschädigten Auto. Es war klar, dass es ein Problem gab. Deshalb mussten wir diese Entscheidung treffen.“
In Monte Carlo fuhr Hamilton wieder in absoluter Höchstform, während Rosberg nicht mehr ganz so selbstsicher wirkt
Hamilton jedenfalls betonte, dass er nicht um eine Teamorder gebeten habe: „Ich habe mir nur überlegt, wo ich ihn überholen könnte, mir ganz genau angeschaut, wo er Schwächen hat. Wahrscheinlich hätte ich es in Kurve drei außen herum probiert. Das machen zwar nicht viele – aber da ist Platz.“
Klar ist: In Monte Carlo fuhr Hamilton wieder in absoluter Höchstform, während Rosberg, der seit dem Crash der beiden in Barcelona vor zwei Wochen nicht mehr ganz so selbstsicher wirkt wie bei den ersten Saisonrennen, diesmal überhaupt nicht zurechtkam. Warum, darüber rätselte der WM-Führende selbst: „Ich hatte einfach überhaupt kein Vertrauen in das Auto, und das ist das Schlimmste, was einem hier passieren kann.“ Er habe die Reifen nicht auf Temperatur gebracht, versuchte Teamchef Toto Wolff eine Erklärung, zusätzlich gab es Probleme mit unterschiedlichen Bremstemperaturen an den Vorderrädern. Einen Wendepunkt in der WM wollte Rosberg in dem Monaco-Rennen natürlich nicht sehen: „Ich ärgere mich einfach nur, weil ich hier mein Heimrennen unbedingt wieder gewinnen wollte – aber diesmal meilenweit davon entfernt war.“
Auch Hamilton mochte von Umschwung oder Trendwende noch nicht reden, obwohl er seinen Rückstand auf Rosberg von 43 auf 24 Punkte verkürzen konnte. Die psychologische Wirkung des Sieges dürfte dennoch nicht zu unterschätzen sein. „Wenn du immer wieder Rückschläge einstecken musst, dann ist es nicht leicht, immer wieder neue Wege zu finden, dich zu motivieren. Ich bin auch nur ein Mensch“, gab er zu. „Es war so wichtig, all das Negative, das bis jetzt in dieser Saison passiert ist, endlich abschütteln zu können.“