Streit in der Formel 1: Lewis Hamilton blockiert Nico Rosberg und holt auf
Viel Qualm, viel Krach: Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo gewinnt den Großen Preis von Ungarn – Nico Rosberg und Lewis Hamilton streiten und blockieren sich - und Sebastian Vettel ist sauer auf sein Team.
Der Grand Prix von Ungarn wurde zumindest für die Fans zum Spektakel. Eine anfangs noch nasse Strecke, viele Unfälle und zwei Safety-Car-Phasen hatten sämtliche Vorhersagen und Kalkulationen zunichte gemacht, und so geriet das Rennen völlig durcheinander. Am Ende hieß der Sieger in dem turbulenten Durcheinander auch nicht Mercedes, sondern wie schon in Kanada Daniel Ricciardo im Red Bull. Dieses Mal vor Fernando Alonso im Ferrari. Fast noch interessanter war allerdings das Mienenspiel bei Mercedes, wo jetzt der große Hauskrach droht. Der drittplatzierte Lewis Hamilton hatte seinen Teamkollegen Nico Rosberg, der Vierter wurde, nämlich blockiert.
Rosberg, der von Position eins gestartet war, hat jetzt nur noch elf Punkte Vorsprung an der Spitze der WM-Wertung der Formel 1 auf Hamilton. Und dass, obwohl der Brite nach einem Benzinleck und Feuer an seinem Auto im Qualifying und einem deshalb nötigen Chassiswechsel aus der Boxengasse losfahren musste. Das Problem für Rosberg, der in den ersten acht Runden einen Vorsprung von zehn Sekunden herausgefahren hatte – und letztlich auch für Sebastian Vettel, der am Ende nur Siebter wurde –, war die erste Safetycar-Phase nach acht Runden nach einem Unfall von Marcus Ericsson. Sie kam auf der Strecke, die nach einem Wolkenbruch wieder trocknete, so unglücklich, dass die Führenden eine Runde länger draußen bleiben mussten, ehe sie zum Reifenwechsel an die Box kommen konnten. Dadurch verloren sie ihre Positionen . Alle dahinter profitierten – Ricciardo genauso wie Lewis Hamilton, der ebenfalls sehr viel Boden gewann. Der Australier wurde dadurch sogar gleich an die Spitze gespült und konnte sich mit einer cleveren Strategie und einem sehr starken Rennen schließlich auch den Sieg sichern.
Nach den Safetycar-Phasen gingen die Strategiespiele los, auch bei Mercedes. Hamilton sollte mit harten Reifen durchfahren, Rosberg erhielt die weicheren und sollte noch einmal stoppen. Als er dabei auf seinen Teamkollegen auffuhr und hängenblieb, forderte die Mercedes-Box Hamilton auf: „Lass Nico auf der Geraden vorbei.“ Doch der Brite dachte gar nicht daran: „Ich fahre doch nicht wegen Nico langsamer.“ Auch als Rosberg sich beschwerte und das Team die Botschaft an Hamilton wiederholte, bleib er stur.
Sebastian Vettel kritisiert falsche technische Einstellung seines Teams
So verlor Rosberg bis zu seinem letzten Stopp viel Zeit. Eine fantastische Aufholjagd in den letzten zehn Runden, in denen er zeitweise drei bis vier Sekunden schneller fuhr als die Spitze, brachte ihn noch an Hamilton heran. Doch der verteidigte sich in der letzten Runde sehr hart und drückte ihn einmal beinahe fast in die Wiese. „Ich bin ziemlich sauer auf das, was da vor allem in der letzten Runde passiert ist“, gab der sichtlich verärgerte Rosberg zu Protokoll. „Wir müssen das alles jetzt erst einmal intern diskutieren.“ Aber er gab auch zu, sich etwas über sich selbst zu ärgern. „Ich habe es nicht geschafft, Lewis zu packen, das nervt mich extrem. Ich bin volle Attacke gefahren, alles was geht und zur Not wäre ich auch direkt obendrübergefahren. Ich bin jetzt enttäuscht, denn die Chance war da und ich habe es nicht geschafft.“
Hamilton dagegen zeigte sich entrüstet darüber, dass das Team von ihm verlangt habe, Rosberg vorbeizulassen. „Nur, weil wir auf verschiedenen Reifen und verschiedenen Strategien sind, sind wir doch noch nicht in verschiedenen Rennen. Ich war wirklich schockiert, als ich gehört habe, dass ich das machen soll.“
Nach dem Streit um ein angebliches Blockademanöver von Rosberg in Monaco ist nun wohl die nächste Eskalationsstufe erreicht. Niki Lauda als Aufsichtsratschef des Teams goss zusätzlich noch ein bisschen Öl ins Feuer: „Hamilton hat alles richtig gemacht, es war in Ordnung, dass er die Teamorder ignorierte.“ Teamchef Toto Wolff erklärte dagegen: „Wir werden uns mit Lewis zusammensetzen.“
Weltmeister Sebastian Vettel, der von Platz zwei gestartet war, erlebte wieder einmal ein äußerst unglückliches Rennen. Nach dem Platzverlust durch das Safetycar warf ihn eine falsche technische Einstellung vom Team beim Neustart zurück, später drehte er sich ausgangs der Zielkurve. Dabei schlug er zwar nicht an der Mauer an. Er beschädigte sich die Reifen aber so sehr, dass er an die Box kommen musste. Die Idee des Teams, ihn daraufhin mit den härteren Reifen bis ins Ziel durchzufahren zu lassen, erwies sich dabei nicht als die schlaueste. „Der Dreher war mein Fehler, ganz klar, aber ihr habt mich beim Neustart auch auf Stufe 3 gelassen, das hat mich zwei Plätze gekostet“, meinte er nach der Zieldurchfahrt verärgert zu seinem Team. Die trockene Antwort: „Wir haben verstanden!“