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Glückwunsch, Torjäger. Dieter Müller (li.) ist der Einzige, der sechs Tore in einem Bundesligaspiel erzielt hat: 1977 beim 7:2 des 1. FC Köln gegen Bremen.
© Imago/Kicker/Liedel

Rekordschütze Dieter Müller: „Lewandowski ist der perfekte Stürmer"

Der Mann, der öfter traf als Robert Lewandowski: Dieter Müller hat 1977 in einem Spiel sechs Tore gegen den 1. FC Köln erzielt. Am Dienstag ist er etwas nervös geworden.

Herr Müller, Sie wissen vermutlich, worum es geht.

Ich kann’s mir denken. Es haben schon einige Ihrer Kollegen angerufen. Aber es freut mich, dass mal einer nach mir fragt. So oft kommt das ja nicht mehr vor.

Wie haben Sie denn den Dienstagabend verbracht?

Meine Frau saß am Schreibtisch und hat zu mir gesagt: „Du, ich habe gerade eine SMS gekriegt. Dein Rekord ist eingestellt.“ War aber nicht so. Falschmeldung. (Lacht.) Da habe ich mir das auch mal angeschaut.

Sind Sie nervös geworden?

Ja, schon. Ich bin ja auch ein bisschen stolz auf den Rekord. Es gibt nur wenige Rekorde, die so lange gehalten haben. Das sind immerhin schon 38 Jahre. Wahnsinn. Aber wenn Lewandowski noch ein Tor gemacht hätte, wäre es auch okay gewesen. Er hatte ja sogar noch eine Riesenchance, als der Wolfsburger Linksverteidiger auf der Linie klärt. (Das Telefon klingelt.) Warten Sie mal. Ja, Müller. Ja, genau. Können Sie später noch mal anrufen? Von der Sportschau in Köln!? Soll ich in die Sportschau kommen? Das wär’ mal was.

Sie haben 1977, beim 7:2 gegen Werder Bremen, sechs Tore für den 1. FC Köln geschossen. Robert Lewandowski war gegen Wolfsburg auf dem besten Weg, Ihren Rekord einzustellen. Nach seinem fünften Treffer waren immerhin noch 30 Minuten zu spielen.

Da musste man einfach davon ausgehen, dass er es schafft. Ich habe auch gedacht: Jetzt ist dein Rekord fällig. Aber es sollte nicht sein. Ich bin sowieso der Meinung, alles im Leben ist vorbestimmt, alles ist Schicksal. Deshalb bin ich da relativ entspannt. Wenn es hätte sein sollen, wäre es auch so gekommen.

Lewandowski hat den Rekord zwar nicht geknackt, aber fünf Tore in neun Minuten …

… Wahnsinn. Das ist sogar noch höher einzuschätzen als mein Rekord. Aber ich habe auch schon immer gesagt, wenn das jemand schafft, dann ein Bayern-Spieler, weil der in so einer super Mannschaft spielt wie ich damals in Köln mit Leuten wie Heinz Flohe oder Herbert Neumann. Die waren auch fantastisch.

"Gerd Müller war der Größte"

Wo würden Sie Lewandowski unter den Stürmern in mehr als 50 Jahren Bundesliga einordnen?

Der Größte war natürlich Gerd Müller, aber Lewandowski gehört für mich schon zu den fünf, sechs besten Stürmern, die je in der Bundesliga gespielt haben. Die Bayern haben ihn nicht von ungefähr geholt. Er kann den Unterschied ausmachen. Am Dienstag war er im Rausch, voller Selbstvertrauen. Aber er ist auch sonst der perfekte Stürmer, hat eine wahnsinnig tolle Schusshaltung, links wie rechts, ist kopfballstark. Und du musst diese Besessenheit haben. Ein Torjäger eben.

Wie war das bei Ihnen vor 38 Jahren?

Ich war auch im Rausch, aber das mit dem Rekord war mir nach dem Spiel gar nicht bewusst. Ein paar Kölner Journalisten haben davon geschrieben, aber bundesweit hat das niemanden interessiert. Es gibt ja nicht mal Fernsehbilder von dem Spiel.

Ihr Gegenspieler war damals Horst-Dieter Höttges, der schon nicht mehr der Jüngste war. Haben Sie sich beim Wolfsburger Dante ein bisschen an ihn erinnert gefühlt?

Wissen Sie was? Ich kann nicht verstehen, dass eine Spitzenmannschaft wie Wolfsburg so in sich zusammenfällt. Der Dante hat mir richtig leidgetan.

War das bei Höttges auch so?

Nee, der hat mich immer ganz schön getreten. Vor allem in Bremen hat der mich ordentlich bearbeitet. Mit dem hatte ich überhaupt kein Mitleid!

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