Nach dem Handtor gegen den 1. FC Köln: Leon Andreasen: Erst kommen die Punkte, dann kommt die Moral
Leon Andreasen ist der Buhmann der Bundesliga. Aber was kann er für die Sitten im Fußballgeschäft? Wer sich brav an die Regeln hält, der gewinnt nie etwas. Ein Kommentar
In der Ahnengalerie der Fußballschlitzohren wird Leon Andreasen kaum einen prominenten Platz erhalten. Sicher, der Däne ist nach seinem Tor mit dem Oberarm zum 1:0 für Hannover in Köln der Buhmann der Liga (außer vielleicht in Hannover). Doch wer ist schon Andreasen im Vergleich zu Maradona?
Der Argentinier machte den Betrug auf dem Fußballplatz salonfähig. Sein Handtor 1986 gegen England blieb unsanktioniert, Argentinien wurde später Weltmeister. Seither ist der Ehrenkodex im Fußball immer weiter erodiert, mehr noch als in anderen Sportarten. Schwalben, Kopfnüsse von Trainern, Griffe in die Weichteile, es gibt nichts, was es nicht gab.
Wer in diesem Umfeld bestehen will, muss zu allem bereit sein. Denn wer sich immer brav an alle Regeln hält, der gewinnt nie etwas. Das wissen alle, auch die Kölner. Sie zeigten ein bemerkenswertes Verständnis für Andreasens Aktion. Stattdessen schossen sie sich auf den Schiedsrichter ein. Und ja, Bastian Dankert hätte Andreasen befragen sollen. Möglich, dass Andreasen dann sein Vergehen zugegeben hätte. So wie es einst Miroslav Klose in Italien tat. Er ist danach mit Fairplay-Preisen überhäuft worden. Doch wir dürfen nicht vergessen: Selbst zum Schiedsrichter gelaufen ist er damals nicht. Auch von Andreasen verlangte niemand, sich freiwillig anzuzeigen. Sein Verein kämpft gegen den Abstieg. Erst kommen die Punkte, dann kommt die Moral.
Nicht einmal die Bayern, die entrückt an der Ligaspitze thronen, haben etwas zu verschenken. Oder haben sie auf den Elfmeter verzichtet, den sie gegen Augsburg geschenkt bekamen? Hannover 96 und Leon Andreasen können sich erst recht nicht zu den Rettern des reinen Sportsgeists aufschwingen. Sie müssen sich erstmal selbst retten.
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