NBA: LeBron James: Die Rückkehr des Königs
Der Superstar der Cleveland Cavaliers ist ein Meister der Selbstinszenierung. Doch das Großmaul der Szene liefert eben - auch neben dem Parkett. Ein Kommentar.
Um das Selbstverständnis des LeBron James zu ergründen, genügt ein Blick auf seinen Rücken. „Chosen1“ steht da in großen Lettern, der Auserwählte. James hat sich die Tätowierung mit Anfang 20 stechen lassen, vor mehr als zehn Jahren also. Damals mag das großspurig gewirkt haben, selbstherrlich, arrogant. Mittlerweile muss man ganz nüchtern feststellen: James ist auf dem besten Weg, dieses Versprechen einzulösen.
Seitdem die Play-offs in der National Basketball League (NBA) laufen, spielt der 33-Jährige „lights out“, wie die US-Amerikaner sagen; unfassbar gut also. Ohne James hätten seine Kollegen von den Cleveland Cavaliers längst Sommerpause. In der ersten Runde besiegte er die Indiana Pacers quasi im Alleingang, die Serie endete denkbar knapp 4:3 – und basierend auf den Eindrücken waren die Abgesänge für die nächste Runde im Grunde vorbereitet. Nun läuft (besser: lief) besagte Serie gegen das beste Team der Eastern Conference, die Toronto Raptors – und nach vier Begegnungen, zwei davon in Kanada, steht es: 4:0 für Cleveland. Wie LeBron James drauf war? Sagen wir mal so: Überragend wäre grandios untertrieben.
Für James gilt, was auf viele Granden zutrifft: Man muss ihn und seine Selbstinszenierung (Spitzname: „King James“) nicht mögen. Trotzdem gebietet es der Anstand, seine Leistungen fair einzuordnen. James fehlen nur noch vier Siege, um zum achten Mal in Folge in die NBA-Finals einzuziehen. Beweisführung abgeschlossen.
Zudem ist der 2,03-Meter-Mann neben dem Feld gewachsen, er macht den Mund auf, wenn ihm etwas stinkt – wohlwissend, welche Strahlkraft er besitzt. Vor wenigen Wochen – Donald Trump hatte Meister Golden State gerade vom traditionellen Besuch im Weißen Haus ausgeladen – schrieb James bei Twitter an den Präsidenten addressiert: „You bum“ – sinngemäß: du Penner. Und geht es in der Bewertung eines Sportlers nicht auch darum, was er außerhalb des Feldes so treibt? LeBron James ist längst mehr als ein Mann, der verlässlich Bälle in einen Korb werfen kann.