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Fußballtrainer sind wie Konzernlenker, sie haben eine Idee vom Gewinnen.
© dpa

Pep Guardiola verlässt Bayern München: Lebensabschnittsgefährten

Trainer wie Pep Guardiola ziehen immer weiter, die Fans aber bleiben. Der Fußball hat sich ökonomisiert, doch das wichtigste Credo lautet nach wie vor - Erfolg. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Friedhard Teuffel

Das ist die selbstverständliche Internationalität des Fußballs: Ein spanischer Trainer wird nach England gehen, ein italienischer Trainer nach München kommen, ein Holländer übernimmt bis zum Saisonende einen Londoner Klub, der sich gerade von seinem portugiesischen Coach getrennt hat. Alles passiert in nur wenigen Tagen.
Man kann das für ein großes Figurentheater halten mit den Namen Guardiola, Ancelotti, Hiddink und Mourinho in den Hauptrollen. Es ist jedoch näher an der Logik der Wirtschaft. Die international erfolgreichen Fußballtrainer sind wie Konzernlenker. Sie haben eine Idee vom Gewinnen und müssen sie nur den regionalen Besonderheiten der Klubs anpassen und sie ab und an ein wenig überarbeiten. Aufhalten kann sie dem Anschein nach nur das Pech eines Pfostenschusses.
Pep Guardiola hat zwar bisher nur mit Barcelona die Champions League gewonnen, aber dem FC Bayern Münchnern auch schon drei nationale Titel beschert. Sein Nachfolger beim FC Bayern, Carlo Ancelotti, hat es auf Trophäen in vier unterschiedlichen Ländern gebracht und genau wie José Mourinho die Champions League als Trainer mit Mannschaften aus zwei unterschiedlichen Ländern gewonnen. Diese Trainer spielen in einer eigenen Liga. Sie zeigen mit ihrer Arbeit, wie universell der Fußball funktioniert, aber auf der anderen Seite auch wie speziell.

Das Risiko des Scheiterns ist für sie geringer

Sie haben das Spiel verstanden, besser als andere, allerdings ist das Risiko des Scheiterns für sie auch geringer, weil sie nur noch in Unternehmen anheuern, die ihnen gerne die teuersten Spieler verpflichten.
Dass sie ihren Arbeitgeber wie Guardiola schon aus Prinzip nach drei Jahren wechseln, sieht nach gestiegener Bindungslosigkeit aus. Guardiola wollte nicht länger an einem Ort bleiben, die Münchner konnten ihn nicht länger halten. Da liefern sich große, über Jahrzehnte gewachsene Klubs auf Zeit einem Trainer aus, der inzwischen nicht nur einen Assistenten mitbringt, sondern ein ganzes Projektteam. Jürgen Klinsmann ließ beim FC Bayern seinerzeit gar Buddha-Figuren aufstellen, damit die Energie besser fließen könne. Kommt der nächste Trainer, wird eben wieder konvertiert.
Doch das wichtigste Credo lautet im Fußball nach wie vor Erfolg, und wenn der sich unter dem Leiter des Projekts eingestellt hat, war im Nachhinein alles richtig. Erfolg bedeutet dabei für Klubs wie München, Madrid, Manchester, Barcelona, Turin oder Paris vor allem Erfolg in der Champions League.

Die Champions League mit ihrer Konzentration auf eine überschaubare Anzahl an prominenten Fußballmarken hat den Fußball noch attraktiver gemacht und noch mehr ökonomisiert. Sie hat auch diesen europäischen Elite-Arbeitsmarkt für Trainer entstehen lassen. Die nationalen Ligen wie die Bundesliga erscheinen da manchmal nur noch als Qualifikationswettbewerbe. Doch obwohl sie sportlich etwas verloren haben könnten, behalten sie ihren besonderen Wert: Sie bilden die Identitäten der Fans heraus, gerade auch durch das wiederkehrende Erlebnis des Stadionbesuchs. Die Trainer ziehen immer weiter, die Fans aber bleiben.

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