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Malerische Kulisse. Vor der Frauenkirche in Dresden läuft es sich gut.
© Sebastian Kahnert/dpa

Kolumne: So läuft es: Läufer sind keine Maschinen!

Viele, die laufen wollen, vergessen elementare Dinge. Warum darunter vor allem die Gesundheit leidet.

Laufen ist so einfach, sagt ein alter Mythos. Man braucht nur ein paar Schuhe, eine Laufhose, ein Shirt, einen verdammt langen Feldweg, und los. Einfach laufen. Hauptsache laufen. Ja, kann man machen, aber: „Die meisten laufen einfach los, kaufen sich Laufschuhe beim Discounter und so starten sie. Wenn man allerdings langfristig und regelmäßig Laufsport betreiben möchte, sollte man jährlich einen Körper-Check machen, um einen Ist-Stand zu bekommen: Um danach einen Trainingsplan zu erstellen und das nötige Lauf-Equipment zu kaufen. Ausserdem sollte regelmäßig – quasi präventiv – Physiotherapie betrieben werden.“ Das sagt der Kölner Physiotherapeut Stefan Schulz. In seiner Praxis behandelt er Spieler des 1. FC Köln, Fortuna Köln, oder auch Boxer wie Felix Sturm und Manuel Charr. Weil das Laufen scheinbar so einfach ist, vergisst der Läufer meist die wesentlichen Dinge, die unbedingt zum Laufen dazu gehören. Prävention ist für viele leider ein totales Fremdwort.

Zu den präventiven Trainingseinheiten gehört zum Beispiel die Pflege des Körpers. Der Körper braucht genügend Flüssigkeit, eine gesunde, ausgewogene und regelmäßige Ernährung, ausreichend Schlaf. Schulz sagt: „Das Vermeiden von übermäßigen Giftstoffen wie Alkohol, Süßigkeiten, Nikotin gehört zur Körperpflege.“ Auch die Auswahl von Obst und Gemüse müsse beachtet werden, da man nicht weiß, welche Düngemittel eingesetzt würden. Und weiter: „Faszien-Training – dies fördert das muskuläre Bindegewebe – sowie Athletik-Training sollte im Trainingsplan integriert sein.“ Leider komme bei den meisten beides zu kurz. Sehr wichtig, so Schulz: „Verletzungen bitte ganz auskurieren. Das ist vielleicht sogar Regel Nummer eins bei der Körperpflege.“

Laufen ist zu einer Equipment-Schlacht geworden

Läufer sind eben keine Maschinen, obwohl viele das sicher gerne von sich behaupten. Hart zu sich selbst zu sein, ist nie eine gute Idee. Wer ein guter Läufer werden will, kümmert sich um kleine Stellschrauben. Stefan Schulz erinnert daran, wie kleinteilig unser Körper reagiert: „Um wirklich gute Leistungen abrufen zu können, und vor allem verletzungsfrei durch das Jahr zu kommen, ist es sehr wichtig, seinen gesamten Körper als eine Einheit zu betrachten. Schon kleinere muskuläre Dysbalancen, wie zum Beispiel im Rücken, Verletzungen, etwa im Sprunggelenk, aber auch das Kiefergelenk (CMD), können sich enorm auf das Laufen beziehungsweise auf den Körper negativ auswirken.“

Was, wo und wie viel muss der Läufer eigentlich ins Laufen investieren? Für die Ausrüstung – Laufschuhe und Laufbekleidung – sollte immer Geld da sein.

Warum aber investieren viele Läufer zwar in Material, nicht aber in ihre Gesundheit? „Diese Frage stelle ich mir selber sehr häufig, wobei es mittlerweile eine Entwicklung in die richtige Richtung gibt“, sagt Stefan Schulz und ergänzt: „Laufen ist mittlerweile zu einem Lifestyle und zu einer Equipment-Schlacht geworden. Mit dem neuen Schuh kann ganz sicher eine neue Bestzeit gelaufen werden; viele Läufer denken das wirklich und geben viel Geld für Schuhe aus. Dass die Rechnung meistens nicht aufgeht, merken viele erst, wenn sie am Ende in ihre Gesundheit investieren müssen. Sei es Zeit oder Geld.“

Allerdings sei eine Entwicklung zu beobachten: Immer mehr Läufer interessierten sich auch für die Dinge rund ums Laufen. „Krafttraining, Alternativsportarten, Faszien-Training, Laufstil-Seminare und vieles mehr“, zählt Schulz auf. Wenn Sie all das beachten, wird das ein bombiger Frühling für Sie. So läuft es.

- Mike Kleiß leitet eine Kommunikations- und Markenagentur in Köln und schreibt hier an jedem Donnerstag übers Laufen.

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