Kolumne: So läuft es: Lasst den Hund Hund sein!
Immer mehr Menschen machen Kniebeuge mit ihrem Hund - auch beim Laufen. Ist das ein echter Trend? Unser Kolumnist kennt die Antwort.
Nun laufe ich seit Jahren wirklich jeden Tag mit meinen Hunden. Jeden. Naja, fast. Wenn es zu heiß ist, bleiben sie zu Hause. Ich laufe trotzdem. Es gibt nichts Besseres, als mit einem Hund zu laufen. Man ist nicht alleine, meist sind sie schneller und treiben mich an, sie haben den Auslauf den sie benötigen, sie treffen Freunde und können spielen. Es ist einfach wunderbar, ihnen ein Leben bieten zu können, das hundegerecht ist. Und ich bin der Meinung: Diese Freiheit zahlen sie hundertfach zurück. Mit Vertrauen und Liebe. Was kann schöner sein, als diese Art von Lohn? Eben, nichts! Oder doch? Doch! Sagt jedenfalls der Amerikaner. Der Amerikaner findet es unlässig, mit dem Hund zu laufen, ist ihm einfach zu achtziger Jahre.
Was aber tun, wenn man Sport-Hipster sein will und unbedingt den neuesten Trend erfinden muss? Man braucht einen lässigen Begriff, einen wie „Dog Squatting“. Die „Hunde-Hocke“ ist eine recht einfache und ziemlich beknackte Art, den Hund als Fitness-Spielzeug zu missbrauchen. Unter dem Hashtag #SquatYourDog stellen Hundebesitzer nun Fotos und Videos ins Netz, auf denen sie mit ihren Hunden Kniebeugen machen. Nicht Hund und Herrchen gleichzeitig, das wäre ja wenigstens eine artistische Leistung. Nein, Herrchen nimmt Rex, Emma oder Lucy auf die Schulter und macht Kniebeugen. Wahlweise kann der Hund auch in den Händen vor der Brust gehalten werden, und dann geht's runter in die Kniebeuge.
„Dog Squatting“ nennen es die Amerikaner
Amerikanische Medien finden, das „Dog Squatting“ sei doch eigentlich eine gute Sache, ein perfektes Workout. Denn immerhin verbringt man ja Spielzeit mit dem Hund, man wird fitter und man kann dann noch ein tolles Video bei Instagram posten. Damit ist quasi die ganze Tagesfreizeit sinnvoll eingesetzt. Krank. Klingt ein bisschen so, als ob Donald Trump diesen Blödsinn erfunden hätte. Er steckt ausnahmsweise nicht dahinter.
Einige der „Dog Squatter“ haben für sich die verschärfte Version dieses Workouts entdeckt: Sie laufen mit dem Hund und machen in kurzen Pausen diese Kniebeugen. Damit nehmen sie natürlich zunächst Struppi oder Candy die Würde. Man möchte ihnen wünschen, dass sie diesen Unsinn ausschließlich nur mit Doggen oder Neufundländern machen dürfen. Mit 60 Kilo vor der Brust tief in die Hocke gehen, das macht man einmal und dann nie wieder.
Zugegeben: Noch ist dieser Trend erst in den Kinderschuhen, aber die Welle von fast 2000 Beiträgen schwappt über den Ozean zu uns herüber. Getragen von sozialen und klassischen Medien. Ich werde Spagne, Kara und Dante nicht ein einziges Mal auf meine Schultern setzen. Zumal Dante 45 Kilo auf die Waage bringt, ohne ein Gramm Fett auf den Rippen zu haben. Lassen wir die Hunde dort, wo sie beim Laufen hingehören: Auf den Wegen, von der Leine, auf den Feldern, in den Wäldern, immer in Sichtweite, und gut erzogen.
Lassen wir ihnen ihre Würde. Und missbrauchen wir sie nicht länger als Spielzeug. So läuft es.
Mike Kleiß leitet eine Kommunikations- und Markenagentur in Köln und schreibt hier an jedem Donnerstag übers Laufen.
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