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Lars Windhorst schrieb schon im Alter von 15 Jahren Software und baute seine eigenen Computer daheim in der Garage.
© imago images/HOFER

Herthas neuer Investor ist umstritten: Lars Windhorst ist der Geldeinsammler

Windhorst ist eine nahezu sagenumwobene Unternehmer-Gestalt in Deutschland. Doch während der Krise der New Economy litt sein Ruf.

125 Millionen Euro – für Neymar wird das nicht reichen, aber für andere Spieler von Kaliber. Hertha BSC hat so viel Geld, seitdem sich Investor Lars Windhorst über seine Beteiligungsfirma Tennor 37,5 Prozent der Vereinsanteile gesichert hat. Und das Beste daran: „Die Finanzen sind gelaufen“, sagt Windhorst-Sprecher Andreas Fritzenkötter dem Tagesspiegel. „Das Geld ist bezahlt.“ Die Eintragung ins Handelsregister sei auch schon vollzogen. Es ist der größte Finanzdeal in der Geschichte der Bundesliga.

Windhorst, zu Zeiten des Bundeskanzlers Helmut Kohl das „Wunderkind“ der deutschen Wirtschaft, glaubt an einen Aufschwung des Berliner Klubs. „Die Hertha kann wie andere Klubs in London oder Madrid zu einem echten ’Big City Club’ werden“, wird der Investor vom „Spiegel“ zitiert. Sein Sprecher Fritzenkötter betont, Windhorst sehe die Verbindung mit Hertha als „vielversprechendes Investment“ an, und zwar nicht zuletzt wegen des „professionellen Managements“. Die Prüfung sei ein Jahr gelaufen.

Die strategische Partnerschaft mit Hertha BSC gilt auf unbestimmte Zeit. Tennor kann in der kommenden Saison sogar noch einmal 12,4 Prozent Anteile kaufen, dann zu einem höheren Preis. Windhorst hielte damit insgesamt 49,9 Prozent an der Hertha BSC GmbH & Co. KGaA, der Profi-Tochter des Vereins. Erst im vergangenen Winter hatte Hertha alle Anteile vom internationalen Finanzinvestor KKR (der sich gerade an Axel Springer beteiligt) für 70 Millionen Euro zurückgekauft. KKR war vier Jahre zuvor eingestiegen.

Das frische Kapital soll nun vor allem für den Kauf neuer Spieler genutzt werden. „Das erhöht unsere Chancen, mittelfristig in Reihweite internationaler Plätze zu kommen“, zitiert der „Spiegel“ Hertha-Manager Michael Preetz. Hertha sucht unter anderem Ersatz für Flügelspieler Valentino Lazaro, der zu Inter Mailand wechseln wird, und hofft auf eine neue Leihe von Mittelfeldspieler Marko Grujic vom FC Liverpool.

Windhorst, heute 42, ist eine nahezu sagenumwobene Unternehmer-Gestalt in Deutschland, so schillernd wie umstritten. Das erste Unternehmen gründete er als Schüler, im Jahr 1993. Seine Eltern halfen.

Windhorst wollte, wie er einmal erzählte, schon mit acht Jahren Unternehmer werden. Mit 15 schrieb er Software und baute seine eigenen Computer daheim in der Garage. Was heute gang und gäbe ist, praktizierte Windhorst bereits zu der Zeit: Er suchte in China Zulieferer für günstige Komponenten.

Auch Helmut Kohl war ein Bewunderer

Zu Windhorsts Bewunderern gehörte früh Rekordkanzler Helmut Kohl, der ihn auch in Wirtschaftsdelegationen mit auf Reisen nach Asien nahm. Windhorsts Sprecher Fritzenkötter zählte übrigens lange Jahre zu den engen Vertrauten Kohls. Windhorst begann in der Folge, nach Südostasien und China zu expandieren. Die Asienkrise und die Krise der New Economy („Dotcom-Krise“) führten aber dazu, dass 2003 sowohl die Unternehmensgruppe als auch Windhorst selbst insolvent wurden. Seine Konten wurden gepfändet, das Landgericht Berlin verurteilte ihn wegen Untreue in 27 Fällen. Die Schlagzeilen waren entsprechend, der Ruf von Windhorst litt stark.

Auch in der Folge wechselten sich Erfolgsmeldungen und Krisen immer wieder ab. Er gründete die Holding Sapinda, sammelte bei Investoren hohe Summen und beteiligte sich unter anderem an Air Berlin oder Freenet. Für Ärger sorgten dann Geschäfte mit der NordLB. Die Landesbank hatte im Auftrag der Windhorst-Firma Vatas große Aktienpakete gekauft, doch die nahm sie dann nicht ab. Vatas meldete Insolvenz an, die NordLB verklagte daraufhin die Muttergesellschaft Sapinda auf Schadenersatz. Das Landgericht Berlin verurteilte die Windhorst-Gesellschaft 2010 zur Zahlung von einer Million Euro. Sapinda selbst soll auch knapp an der Pleite vorbei geschrammt sein.

Und erst vergangene Woche sorgte ein Bericht der „Financial Times“ für Wirbel: Einige Banken hätten sich geweigert, mit Anleihen von Windhorst zu handeln. Die illiquiden Papiere brachten den Vermögensverwalter H2O in Schwierigkeiten.

Die Firmengeflechte sind dabei schwer zu durchschauen. Das „Manager Magazin“ verglich das Geschiebe zwischen verschiedenen Investmentvehikeln einst mit einem „Hütchenspiel“, bei dem Löcher in der einen Firma mit Geld aus einer anderen gestopft werden.

Büros in Berlin, London und Amsterdam

Doch Windhorst schafft es trotz aller Negativschlagzeilen immer wieder, hohe Geldsummen einzusammeln. Seine Investmentgesellschaft heißt inzwischen Tennor und hat Büros in London, Berlin und Amsterdam. Erst kürzlich sammelte Windhorst mit Tennor über eine Anleihe 1,5 Milliarden Euro ein. Das Geld reinvestiert er in Firmen, die Probleme haben oder von denen er sich Wertsteigerungen verspricht. Dazu gehören derzeit beispielsweise der Dessoushersteller La Perla, die Flensburger Schiffswerft FSG und ein südafrikanischer Minenbetreiber.

Wie der neue Geldgeber bei den Fans aufgenommen wird, bleibt abzuwarten. Auf Twitter drohten einige bereits mit dem Austritt. Die Diskussionen dürften ähnlich sein wie bei Union und dem neuen Trikotsponsor Aroundtown. Und auch hier gibt es eine Querverbindung: Denn vor einigen Jahren war Windhorst auch groß im Immobiliengeschäft. Zu seinen Beteiligungen gehörten auch Aroundtown und dessen Tochterfirma Grand City Properties. Zwischenzeitlich hielten Windhorsts Firmen laut „Manager Magazin“ bis zu 30 Prozent der Anteile. Verkäufe brachten mehr als 400 Millionen Euro Cash.

Doch nun ist Windhorst aus dem Immobiliengeschäft weitgehend ausgestiegen. Er sieht in anderen Bereichen offenbar mehr Potenzial, zum Beispiel bei Hertha BSC.

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