Kommentar zu Alex Rodriguez: Lance Armstrong mit Baseballschläger
Baseball-Star Alex Rodriguez wird für die komplette MLB-Saison 2014 gesperrt. Wie so viele andere Dopingsünder vor ihm streitet der 38-Jährige weiter alles ab und gibt damit nur noch eine peinliche Figur ab.
Die Reflexe stimmen noch bei Alex Rodriguez. Der 38 Jahre alte Baseball-Profi der New York Yankees wurde am Samstag von einem unabhängigen Richter zu einer Dopingsperre von 162 Spielen verurteilt – was einer vollen Saison in der Major League Baseball (MLB) entspricht. Das Strafmaß war noch nicht einmal verkündet worden, da hatte Rodriguez via Facebook schon ein Statement veröffentlicht. Wie so viele Dopingsünder vor ihm sieht er sich einer Hexenjagd ausgesetzt. Von Schuldbewusstsein keine Spur, Rodriguez will weiterkämpfen – nun vor einem ordentlichen Gericht.
Dabei ist die Beweislage in seinem Fall erdrückend, auch wenn es nie eine positive Dopingprobe gegeben hat. Dafür gibt es seitenweise protokollierte Aussagen des Betreibers einer Schönheitsklinik, die keinen Zweifel an den Dopingpraktiken von Rodriguez lassen. Die anderen zwölf Baseballprofis, die so überführt wurden, haben sich still und leise ihrem Schicksal gefügt und auf Einsprüche gegen ihre Sperren verzichtet. Rodriguez, der zunächst sogar 211 Spiele aussetzen sollte, fühlt sich hingegen von MLB-Chef Bud Selig persönlich verfolgt. Der möchte die Liga im Jahr 2015 so sauber wie möglich an seinen Nachfolger übergeben. Und tatsächlich ist die MLB in ihrer Dopingbekämpfung weiter als alle anderen US-Sportligen – wird dafür aber auch regelmäßig von Skandalen erschüttert.
Dabei dürfte sich der Fall Rodriguez noch einige Zeit hinziehen. Längst ist der alternde Star nur noch ein Ärgernis – für Fans, seinen Klub und den ganzen Sport. Es ist der Kampf eines Mannes, der in seiner eigenen traurigen Wirklichkeit lebt und der nun mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen alles und jeden zu Felde zieht. Zwar muss Rodriguez in der kommenden Saison wegen seiner Sperre auf 25 Millionen Dollar Gehalt verzichten, doch er besitzt einen bis 2017 gültigen Vertrag, der ihm ab 2015 noch 61 Millionen Dollar garantiert.
Dass er darauf verzichtet und womöglich seine aktive Karriere beendet, ist unwahrscheinlich. Es wäre sein größter Triumph, wenn er in einem Jahr wieder den Schläger schwingen würde, Kaugummi kauend wie eh und je an der Platte auf den Ball wartend und ihn unter den Pfiffen der Fans aus dem Stadion prügelnd.
Irgendwann in ein paar Jahren wird Rodriguez seine Schummeleien womöglich zugeben, so wie er es schon einmal getan hat und so wie es andere Dopingsünder wie beispielsweise Lance Armstrong auch taten. Es würde ein gewaltiges Getöse darum geben, die Fernsehsender dürften sich um Rodriguez reißen. Doch bis es tatsächlich soweit kommt, wird prozessiert und geleugnet. Abgesehen von den Beteiligten kann das dann keiner mehr ernst nehmen, der Sport und seine hochbezahlten Profis geben sich der Lächerlichkeit preis. Darin ist Rodriguez längst ein Meister. Doch für diesen Titel gibt es keinen Ring – ihm bleiben nur Hohn und Spott. Und das ist genau das, was Alex Rodriguez verdient.
Jörg Leopold