Big Four - Die US-Sport-Kolumne: LA Lakers: Krise und kein Ende in Sicht
Die LA Lakers sind eines der erfolgreichsten Teams der NBA-Geschichte, im Moment läuft allerdings nichts zusammen bei ihnen - ganz im Gegensatz zur lokalen Konkurrenz.
Eigentlich wollte ich mich an dieser Stelle über die Indiana Pacers auslassen. Sie wissen schon, über jenes Team aus der US-amerikanischen National Basketball Association (NBA), das sich in den ersten fünf Monaten der laufenden Saison anschickte, die fortwährende Dominanz der Miami Heat in der Eastern Conference im Speziellen und in der NBA im Allgemeinen zu beenden. Noch vor zwei, drei Wochen hatten die Pacers in der Tabelle des Ostens fünf Siege mehr auf dem Konto als der weitläufig verhasste Titelverteidiger mit seinen Superstars LeBron James, Dwayne Wade und Chris Bosh, was wiederum einen großen Vorteil nach sich gezogen hätte: das beste Team der regulären Spielzeit besitzt in den Play-offs bekanntlich Heimvorteil, falls es zu einem entscheidenden siebten Spiel kommt.
So oder so, die Kräfteverhältnisse schienen sich jedenfalls erstmals seit langer, langer Zeit zu Gunsten der Mannschaft aus dem gleichnamigen US-Bundesstaat zu verschieben, die in den letztjährigen Play-offs in einer hochdramatischen Serie über sieben Spiele an Miami gescheitert war, ähnlich wie im Jahr davor. Dummerweise haben sich die Pacers kürzlich spontan dazu entschlossen, acht ihrer letzten elf Spiele zu verlieren, auch gegen vermeintlich schwache Teams, weshalb Miami nun wieder die Tabelle anführt. Geschichte gestorben also, zumindest für den Moment. Deshalb beschäftigen wir uns heute mit einer Mannschaft, die noch schlechter ist als die Pacers im Moment. Viel, viel schlechter. Kleine Vorwarnung: alle Sympathisanten der Los Angeles Lakers, und davon gibt es auch hierzulande nicht wenige, sollten jetzt lieber nicht weiterlesen.
Die Lakers stecken aktuell in der schwersten sportlichen Krise seit Ewigkeiten, mit einer Bilanz von 25 Siegen bei 53 Niederlagen belegen sie den vorletzten Tabellenplatz der Western Conference. Es droht die schlechteste Saison seit dem Umzug der Franchise aus Minneapolis nach LA im Jahr 1959. In Anbetracht der verheerenden Bilanz stand bereits Mitte März fest, dass der Klub die Ende April beginnenden Play-offs rechnerisch nicht mehr erreichen kann. Für das Selbstverständnis der Franchise, die nach den Boston Celtics (17) die meisten Titel der NBA-Geschichte gewonnen hat, nämlich 16, eine mittelschwere Katastrophe. Im Spiel gegen die Houston Rockets in der Nacht zu Mittwoch forderten die Fans erstmalig den Rauswurf von Trainer Mike D'Antoni, einer der Anhänger hatte sich dafür einen besonders geeigneten Augenblick ausgesucht. "Feuert D'Antoni" rief er in dem stillen Moment kurz nach Ertönen der Nationalhymne. Eine peinliche Situation für den Coach.
Mittlerweile haben die chronisch erfolglosen Clippers den Lakers den Rang abgelaufen
Später erhielt D'Antoni allerdings Unterstützung von einem seiner altgedienten Spieler. "Ich weiß nicht, ob überhaupt irgendein Trainer mit dieser Mannschaft erfolgreich sein könnte", sagte Spielmacher Steve Nash, der bereits bei den Phoenix Suns viele Jahre unter D'Antoni gespielt und die Liga seinerzeit mit legendärem Run-and-Gun-Basketball ein Stück weit revolutioniert hat. Nash ergänzte: "Das würde wahrscheinlich nicht mal John Wooden schaffen", eine der großen amerikanischen Legenden unter den Basketball-Trainern also und 2010 im Alter von 100 Jahren verstorben. "Wir haben so viele Verletzte und versuchen gerade, das Team neu aufzubauen", sagte Nash, "deshalb halte ich diesen Umgang nicht für fair." In der Tat war abzusehen, dass die Lakers keine herausragende Saison spielen würden, im Dezember verletzte sich zu allem Überfluss auch noch Superstar Kobe Bryant. Das künftige Mitglied der "Hall of Fame" zog sich einen Bruch des linken Schienbeinkopfes, ohne Bryant wirken die Lakers noch hilfloser als ohnehin schon. Dass die Saison derart grottig verläuft, damit hatte jedoch kaum jemand gerechnet.
Die Empörung unter den Lakers-Fans ist auch deshalb groß, weil der zweite Basketball-Klub der Großstadt, die chronisch erfolglosen Clippers, dem Konkurrenten mittlerweile den Rang abgelaufen haben. Clippers-Basketball steht für Spektakel, für krachende Dunks und Ergebnisse weit jenseits der 100-Punkte-Marke. Wie groß der Unterschied zwischen den beiden Teams geworden ist, ließ sich im März bestaunen, im direkten Duell beider Teams. Die Clippers gewannen - 142:94.