zum Hauptinhalt
Kleben am Hinterrad und bald auch im Stickeralbum: Die Fahrer bei der Tour de France.
© Stephane Mahe/Reuters

Sammelalbum zur Tour de France: Kleben wie Gott in Frankreich

Erstmals wird ein Panini-Sammelalbum zur Tour de France erscheinen. Das wirft brisante Fragen auf. Eine Glosse.

Historisches steht bevor: Anfang Mai soll ein Panini-Sammelalbum zur Tour de France erscheinen. Laut Deutscher Presse-Agentur ist das ein Novum in der Geschichte des traditionsreichen Klebebildchen-Herstellers. Gruppenbilder der Teams, Porträts der Fahrer und Informationen zu den verschiedenen Etappen der Tour sollen sich Stickerfans dann in ihre Heftchen pappen können – kleben wie Gott in Frankreich, gewissermaßen.

Wie bei den klassischen Sammelalben zu den großen Fußballturnieren besteht auch hier das Problem, dass die Teams zum Erscheinungstermin noch gar nicht ihre Aufgebote bekannt gegeben haben. Was in den Alben klebt und was in den Alpen klebt (nämlich sich gegenseitig am Hinterrad), hat im Zweifel am Ende gar nicht mehr so viel miteinander zu tun. Bei einem Klebeheftchen zur Tour de France erhält dieses Problem jedoch noch eine zweite Dimension: Denn nach all den Dopingskandalen und aberkannten Siegen der vergangenen Jahre stellt sich natürlich auch die Frage, wie lange so ein Album überhaupt Gültigkeit bewahrt. Wie umgehen mit den Dopingsündern, die während oder nach der Tour bekannt werden?

Vorschlag eins: Abziehbildchen, die sich leicht wieder aus dem Album heraustrennen lassen, um die gedopten Radfahrer im Nachhinein aus dem Heft verbannen zu können. Vorschlag zwei: Leuchtend rote Sondersticker in Stempeloptik mit der Aufschrift "GEDOPT", zum Überkleben im Bedarfsfall. Vorschlag drei: Die Hefte können im Anschluss an die Tour beim Welt-Radsportverband UCI eingeschickt werden und bleiben dort dann wie üblich auf Jahre unter Verschluss, bis sich das öffentliche Interesse gelegt hat.

Aber vielleicht kommt ja dieses Jahr auch alles anders, und es gibt gar keine Dopingfälle. Dann erübrigen sich sowohl juristische Probleme für Dopingsünder als auch Materialprobleme für sammelbegeisterte Klebewesen – soll heißen: Kein Grund, Haftbedingungen zu kritisieren.

Leonard Brandbeck

Zur Startseite