Fußball-Manager: Klaus Allofs wechselt von Bremen nach Wolfsburg
Seit einiger Zeit schon wird über einen Wechsel von Werder-Manager Klaus Allofs zum VfL Wolfsburg spekuliert. Nun bestätigen beide Klubs: Die Personalie ist perfekt.
Werder Bremens Aufsichtsrats-Vorsitzender Willi Lemke nahm es ganz genau mit den Fakten. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch um 1.30 Uhr habe sich der SV Werder mit den Verantwortlichen des VfL Wolfsburg in einem Hotel in Rotenburg auf einen sofortigen Wechsel von Geschäftsführer Klaus Allofs nach Wolfsburg geeinigt. „Es war ein sehr professionelles Gespräch“, sagte Lemke, „unterm Strich war das in Ordnung. Und Klaus, der eine neue sportliche Herausforderung sucht, wünschen wir alles Gute.“
Man war um Harmonie bemüht bei Werder. Allofs, zu Beginn der Pressekonferenz im Weserstadion sichtlich nervös, bedankte sich bei allen Werder-Mitarbeitern und den Fans. „Ich hatte einige Male die Möglichkeit, Werder zu verlasen und bin geblieben. Diesmal war ich bereit.“ Dass er vor dem Spiel Werders auf Schalke versuchte, „verbal zu dribbeln“, erklärte Allofs so: „Es war kein Versteckspiel, es ging darum, die Mannschaft zu schützen. Lügen möchte man nicht, die Wahrheit sagen kann man auch nicht.“
Drei Wochen haben die Entscheider des VfL Wolfsburg gebraucht, um ihrer Entlassung des erfolglosen Felix Magath eine vorzeigbare Personalie folgen zu lassen. Den verbliebenen Geschäftsführern Wolfgang Hotze und Thomas Röttgermann wird mit Allofs ein Branchenkenner an die Seite gestellt, dessen Harmoniebedürfnis deutlich größer als das seines Vorgängers ist. „Wir brauchen hier vor allem eines – das ist Ruhe“, findet Interimstrainer Lorenz-Günther Köstner.
Ob der 60-Jährige die Chance bekommt, die in den ersten Wochen der Saison völlig verunsicherte Wolfsburger Mannschaft weiter zu stabilisieren, darüber entscheidet Allofs als neuer starker Mann der VfL Wolfsburg Fußball GmbH. Es gilt als gesichert, dass der eigentliche Amateurtrainer Köstner seine Arbeit mindestens bis zur Winterpause fortsetzen darf, während nach einer zukunftsträchtigen Lösung gefahndet wird.
Der neue Arbeitsvertrag für Allofs, der ihn bis 2016 an den VfL Wolfsburg bindet und ein Jahresgehalt von rund drei Millionen Euro garantieren soll, darf als Vertrauensvorschuss und Basis für fundierte Arbeit gewertet werden. In jenen 13 Jahren, in denen Allofs mit Schaaf bodenständigen Erfolg für Werder Bremen möglich gemacht hat, sind in Wolfsburg acht Manager verschlissen worden. Mit der Hauruck-Verpflichtung des 55-Jährigen kaufen sich die Wolfsburger jetzt nicht nur ein Stück Fußball-Kompetenz, sondern vor allem eine Portion Gelassenheit ein, an der es bei ihnen seit geraumer Zeit mangelt.
Allofs war 1999 als Manager-Neuling in einer Zeit des Umbruchs nach Bremen gekommen. Unter ihm und Trainer Thomas Schaaf wurde Werder eine Marke und etablierte sich als über Jahre in der Champions League. „Es war weniger ein Beruf, eher ein Traum, den man leben durfte“, sagte Allofs. „Ich kriege jetzt noch eine Gänsehaut, wenn ich an das Double 2003/04 denke oder an die Begegnungen mit den ganz Großen in der Champions League.“ Jetzt, wo er Allofs geht, ist Werder wieder im Umbruch.
Weil der Klub international nicht mehr mitspielen durfte, musste Allofs auf der Mitgliederversammlung ein Minus von knapp 14 Millionen Euro für das abgelaufene Geschäftsjahr vermelden. Seine Entscheidung habe damit nichts zu tun, betonte er. „Im Gegenteil, es hat gerade in den vergangenen Monate Spaß gemacht, die positive Entwicklung der Mannschaft zu beobachten. Ich hinterlasse hier keinen Scherbenhaufen.“
Zumindest aber „riesige Fußabdrücke“, wie es Lemke, dessen Verhältnis zu Allofs belastet gewesen sein soll, ausdrückte. Bei Werder arbeite man jetzt „mit Hochdruck“ daran, ein Profil zu erstellen und einen Nachfolger für Allofs zu finden, so Lemke: „Wir denken dabei auch über eine Zweierlösung nach.“ Im Gespräch ist Dietmar Beiersdorfer, der bei Zenit St. Petersburg unter Vertrag steht. Bis der oder die Nachfolger für Allofs gefunden sind, soll sein bisheriger Assistent Frank Baumann seine Aufgaben kommissarisch übernehmen.