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 Ein Projekt von höchster Stelle: Russlands Präsident Wladimir Putin war am Montag in Peking mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping als Zeuge der Unterzeichnung der Verträge dabei.
© promo

Eishockey: KHL: China spielt in Russland

Das chinesische Eishockey-Retortenteam Red Star Kunlun nimmt künftig in der von den Russen initiierten Profiliga KHL teil. In Peking suchen sie nun händeringend Spieler mit chinesischen Wurzeln.

Vor einer Woche hat Zachary Yuen in die Welt gezwitschert, dass er sein erstes Interview auf Chinesisch gegeben habe. „Fragt mich aber nicht nach dem Video“, schob der gebürtige Kanadier aus Vancouver auf Twitter im Scherz hinterher. Klar, die chinesische Sprache hat „Zach“ bislang in der East Coast Hockey-League bei den Idaho Steelheads auch nicht benötigt, um klar zu kommen. Aber das könnte sich nun ändern: Ab sofort spielt der Eishockeyprofi für Red Star Kunlun in der Kontinental Hockey-League (KHL). Und zwar nicht in einem der vielen russischen Teams in der internationalen Liga, sondern in – Peking.

Spieler mit chinesischen Wurzeln suchen sie in Peking händeringend. Jede Mannschaft in der Liga muss mindestens fünf Profis aus dem jeweiligen Heimatland haben. Teams aus Weißrussland, Finnland, Kasachstan, Kroatien, Lettland und der Slowakei nahmen in der vergangenen Saison teil. Neugründung Red Star Konlun ist Team Nummer 29 in der aufgeblähten Liga, die seit Jahren ihre Fühler in alle Richtungen ausstreckt und Chefsache ist: Wladimir Putin war am Montag in Peking mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping Zeuge einer Zeremonie, in der fixiert wurde, dass es fortan ein KHL-Team in China gibt. Gespielt wird in der Olympiahalle von 2008 („Le Sports Center“), die auch bei den Winterspielen 2022 in Peking zum Einsatz kommen soll.

Die KHL hat seit ihrer Gründung im Jahr 2008 enormen Expansionsdrang, blitzte aber in Westeuropa vielerorts ab – etwa in Deutschland bei den Eisbären Berlin. Deren Geschäftsführer Peter John Lee sagt: „Wir spielen lieber gegen die Adler Mannheim als gegen ein russisches Team, das hier keiner kennt“, sagt Lee. „In Helsinki werden sie mit der KHL auch nicht glücklich, dort sind die Ticketpreise gesunken.“ Doch wenn es schon nicht nach Westen geht, dann zieht die KHL eben nach Süden. Und da sind der chinesische Markt und der asiatische Kontinent, in dem ja auch schon einige russischen KHL-Teams beheimatet sind, interessant – für beide Seiten. Denn die Chinesen wollen hinsichtlich der Winterspiele 2022 etwas aufbauen. Bei den Frauen ist ihnen das im Eishockey in der Vergangenheit fast gelungen: Die Chinesinnen spielten sich vor einigen Jahren in den Dunstkreis der olympischen Bronzemedaille. Aber das ist vorbei. Basketball und Fußball sind die populäreren Mannschaftssportarten im Staat. Eishockey wird vor allem im Norden gespielt, 1300 Spieler sind registriert, 48 Eishallen gibt es in dem Land mit den fast 1,4 Milliarden Einwohnern. In der Eishockey-Weltrangliste liegt China auf Rang 38, einen Platz hinter Neuseeland, Nicht-Eishockey-Nationen wie Israel und Mexiko rangieren klar vor China.

Nordamerikaner, Russen, Finnen und ein Franzose bereiten sich vor

Professionelle Strukturen gibt es im Eishockey bislang kaum. Nur ein Team aus Schanghai spielt seit 2007 in der internationalen, von Japan und Südkorea dominierten Asian Hockey League. Die ist relativ gut, spielen dort doch viele Spieler, die in Europa schon erstklassig gespielt haben – wie etwa der ehemalige Eisbären-Profi Ryan Caldwell. Allein mit Spielern aus dieser Liga oder gar chinesischen Spielern könnte das Team aus Peking kaum an der KHL teilnehmen – die Liga ist nach der National Hockey-League (NHL) aus Nordamerika die zweitstärkste ihrer Sportart. In der KHL spielen Weltstars wie der Russe Ilja Kowaltschuk – schon mit Red Star Konlun in Verbindung gebracht, was aber stark nach Gerücht klingt –, oder zumindest die zweite Garde des Welteishockeys. Und der beste gebürtige Chinese im Eishockey, das 19 Jahre alte Talent Andong Song. will in der NHL für die New York Islanders spielen.

Nordamerikaner, Russen, Finnen und ein Franzose bereiten sich zurzeit in einer Rumpftruppe in Vierumäki – einer Kleinstadt in Finnland – auf die Ende August beginnende Saison in der KHL vor. Täglich werden neue Spieler getestet. Kunlun bekommt von der Liga eine kleine Karenzzeit und wird erst Anfang September das erste Punktspiel haben. Viel Arbeit für den 51 Jahre alten Cheftrainer Wladimir Jursinow junior – Sohn des renommierten russischen Eishockeytrainers. Das erste Testspiel gab es schon am Sonntag im Rahmen der Vorbereitung in Vierumäki – die Red Stars verloren es 0:2 gegen Traktor Tscheljabinsk aus Russland.

Bei Red Star haben auch schon mehr als ein Dutzend chinesische Spieler vorgespielt – bislang wurden aber nur Importe verpflichtet. Mit Rudi Ying steht sogar ein 17-Jähriger im Profiteam, ein chinesischer Nachwuchsnationalspieler, in den USA geboren. Dass einige Eishockeyprofis in Nordamerika chinesische Ahnen haben, kommt ihnen zugute beim Casting ihrer Profimannschaft aus Peking. In Zachery Yuens Heimatstadt Vancouver sind fast 30 Prozent der Menschen chinesischer Abstammung. Yuens Vater stammt aus Hong Kong. Der Sohn hat es aber wohl mehr mit der KHL als mit China. Er sagt: „Die Chance, in der KHL spielen zu können, ist etwas sehr besonderes und dafür werde ich hart arbeiten.“ Vielliecht klappt es dann irgendwann auch mit dem Interview auf Chinesisch.

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