Eklat nach DFB-Finale in Berlin: Kevin Großkreutz ist kein Säulenheiliger
Nationalspieler Kevin Großkreutz gibt sich nach seinem öffentlichen Urinieren in einer Hotellobby in Berlin kleinlaut. Bundestrainer Joachim Löw will es vorerst bei einer Ermahnung belassen. Borussia Dortmund soll den 25-Jährigen mit 60.000 Euro bestraft haben.
Kevin Großkreutz nuckelt an seiner Flasche mit dem Energiegetränk – fast so, als wollte er aus ihr zusätzliche Kraft saugen für ein ziemlich peinliches Thema. Vielleicht denkt er auch: Wenn ich eine Flasche im Mund habe, kann ich nicht reden. Nicht reden, über das, was sich in der Nacht nach dem DFB-Pokalfinale in einem Berliner Hotel zugetragen hat. „Ich kann dazu nicht viel sagen“, sagt der Nationalspieler von Borussia Dortmund.
Als jene Nacht nach der Niederlage gegen den FC Bayern längst in den Morgen gekippt war, hat Großkreutz in alkoholisiertem Zustand vor Zeugen gegen eine Säule in der Lobby uriniert. Zudem soll er einen Hotelgast angepöbelt haben. Eine Woche später sitzt Großkreutz in einem Korbsessel auf der Terrasse des Mannschaftshotels der Nationalelf in Südtirol und gibt sich kleinlaut. „Es war eine schwere Niederlage, die sehr weh getan hat“, sagt der 25-Jährige und nimmt einen Schluck. „Was danach passiert ist, tut mir sehr leid. Es wird nicht mehr vorkommen.“
Großkreutz unter besonderer Beobachtung
Direkte Konsequenzen wie einen WM-Ausschluss hat der Vorfall nicht. Allerdings steht der viermalige Nationalspieler unter besonderer Beobachtung. Bundestrainer Joachim Löw soll von dem Eklat auch erst vor wenigen Tagen erfahren haben. „Oliver Bierhoff und ich haben ein ernstes Gespräch mit Kevin geführt“, sagt Löw. Nationalspieler seien in ganz besonderem Maße Vorbilder, auch neben dem Platz. Daran habe man den Spieler erinnert und ihm klargemacht, dass so etwas nicht wieder vorkommen dürfe.
„Wir haben ihm gesagt, dass wir so etwas bei der Nationalmannschaft nicht tolerieren. Wir haben ernst mit ihm gesprochen“, sagt Bierhoff. Er gibt aber zu bedenken, dass es sich um junge Kerle handele, die auch mal emotional reagierten. „Wir sollten ihn nicht zu sehr fertig machen.“
Deftige Geldstrafe von Borussia Dortmund
Der Bundestrainer will es vorerst bei einer Ermahnung belassen. Was wohl der Tatsache geschuldet ist, dass der Vorfall sich nicht im Umfeld der Nationalmannschaft ereignet hat. Borussia Dortmund soll seinen Spieler mit einer deftigen Geldstrafe belegt haben. Dass Großkreutz bereits eine Woche vor dem Pokalfinale in eine Streiterei in Köln verwickelt war, in deren Verlauf er mit einem Döner geworfen haben soll, bestreitet der Spieler.
Für sein Fehlverhalten in Berlin soll sich Großkreutz inzwischen umfassend entschuldigt haben. „Für uns ist das überhaupt kein Thema“, sagt Mannschaftskapitän Philipp Lahm. „Wichtig ist, dass der Spieler alles gibt für die Mannschaft. Dieses Gefühl habe ich.“ Dass man als Nationalspieler eine Vorbildfunktion besitzt, sollte allerdings „jedem bewusst sein“.
Inwiefern sich der Vorfall auf die Chancen des Dortmunders bezüglich einer WM-Nominierung auswirkt, bleibt abzuwarten. In einer Woche hat der Bundestrainer seinen endgültigen 23-er Kader zu benennen. Bis dahin muss Löw noch drei Spieler streichen. Nach Informationen der "Bild" bestraft Borussia Dortmund den 25-jährigen mit Spieler 60.000 Euro. Großkreutz soll die Strafe akzeptiert haben.
Michael Rosentritt
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