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Dürftige Bilanz. Christian Heidel hat mit seiner Arbeit durchaus Anlass zur Kritik gegeben.
© dpa

Rücktritt von Christian Heidel: Keine schlechte Idee – aber Schalke ist Schalke

Die Idee mit Christian Heidel hatte durchaus Charme. Jetzt erklärte der Vorstand des FC Schalke 04 seinen Rücktritt. Ein verständlicher Schritt. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stefan Hermanns

Eines kann man Christian Heidel ganz sicher nicht vorwerfen: dass er sich bei den wirklich wichtigen Entscheidungen von den öffentlichen Erwartungen lenken lässt. Als Heidel noch Manager beim FSV Mainz 05 war, hat er wenige Tage vor Beginn der neuen Saison seinen Trainer Jörn Andersen entlassen, der den Klub gerade in die Fußball-Bundesliga zurückgeführt hatte.

Heidel hat sich von diesem Erfolg nicht blenden lassen. Er war längst zu der Erkenntnis gelangt, dass Andersen mit seiner Art nicht zur Mainzer Fußballidee passte und dass es besser wäre, die Zusammenarbeit so schnell wie möglich zu beenden – auch auf die Gefahr hin, dass die meisten das nicht verstehen würden.

Diese Gefahr besteht diesmal nicht. Spätestens am Ende dieser Saison wird Heidel als Sportvorstand des FC Schalke 04 aufhören. Die Entscheidung, die er Anfang dieser Woche getroffen und die er am Samstag nach der 0:3-Niederlage in – ausgerechnet – Mainz verkündet hat, dürfte auf eher wenig Unverständnis stoßen.

Die Schalker spielen gerade ihre schlechteste Saison in der Fußball-Bundesliga seit 36 Jahren, als sie in der Relegation gegen Bayer Uerdingen abstiegen. Spiele wie das in Mainz erfüllen für Fans des Vereins den Tatbestand der Körperverletzung. Und die Mannschaft ist in dieser Hinsicht längst Wiederholungstäter. Da hat der Mann, der qua Amt die Gesamtverantwortung trägt, in der Regel nur noch wenige Fürsprecher.

Dabei hatte der Plan der Schalker mit Heidel durchaus Charme: Der dauererregte Klub aus dem Ruhrgebiet verpflichtet einen Manager, der bei seiner ersten Station im Profifußball nicht durch grelle Sprüche, sondern durch nachhaltige Arbeit aufgefallen ist; der in seiner Heimatstadt Mainz aus einem belanglosen Zweitligisten einen mehr oder weniger stabilen Bundesligisten gemacht und zudem wiederholt ein gutes Auge bewiesen hat, sowohl für Trainer (Jürgen Klopp, Thomas Tuchel) als auch für Spieler.

Mit Heidel, dem früheren Autohändler, wollte auch der S04 ein bisschen mainziger werden, was ganz sicher keine schlechte Idee war. Dass sie anfangs sogar funktioniert hat, konnte man daran erkennen, dass vom dauerpräsenten Aufsichtsratschef Clemens Tönnies lange kaum etwas zu hören war.

Schalke ist längst wieder Schalke

Inzwischen aber ist Schalke längst wieder Schalke – und nicht mehr ein zweites Mainz nur mit mehr Geld. Und im Mittelpunkt aller Debatten steht Christian Heidel. Seit Wochen gebe es Diskussionen um seine Person, erklärte er am Samstagabend. Wenn er aber der Auslöser für all die Unruhe sei, dann sei es nur konsequent, den Platz zu räumen. Das ist durchaus honorig, genauso wie die Ankündigung, den Vertrag aufzulösen und nicht noch auf eine Abfindung zu spekulieren.

Es lenkt aber auch ein wenig den Blick von Heidels Verantwortung. Die Aussage, dass er Auslöser der Unruhe sei, lässt sich schließlich auch anders deuten: Heidels Bilanz bei den Schalkern ist durchaus kritikwürdig. Sollte die Mannschaft nicht DFB-Pokalsieger werden, wird sie sich zum zweiten Mal in drei Jahren unter Heidel nicht für den Europapokal qualifizieren.

Auch seine Spielerverpflichtungen haben Schalke kaum vorangebracht. Im Gegenteil: Spieler wie Embolo oder Rudy waren vor allem teuer. So edel Heidels Rücktritt auch wirken mag, vermutlich wäre seine Zeit in Schalke im Sommer ohnehin zu Ende gegangen. Nur dass es dann nicht Heidels freie Entscheidung gewesen wäre.

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