Sandro Wagner kritisiert Joachim Löw: Keine Großmäuler für die Nationalmannschaft
Sandro Wagner findet, er hätte bei der EM dabei sein sollen. Doch gibt es viele Belege, warum Bundestrainer Joachim Löw auf einen wie ihn verzichten kann. Ein Kommentar.
Je heterogener eine Gruppe, desto leistungsstärker ist sie. Dieser psychologische Ansatz ist weit verbreitet. Es ist demnach nicht verkehrt, wenn sich in einem Team neben den ruhigen Vertretern auch ein paar Marktschreier mit einem signifikanten Übermaß an Selbstvertrauen befinden. Die perfekte Fußballmannschaft – folgte man dieser Theorie – bestünde zu gleichen Teilen aus sanften Charakteren wie, sagen wir mal, Toni Kroos, dem Spanier Andrés Iniesta und Großmäulern wie Zlatan Ibrahimovic – sowie natürlich Sandro Wagner.
Letzterer kritisierte nun Bundestrainer Joachim Löw. Eines seiner zentralen Anliegen: Er selbst und die Tatsache, dass er bei der Europameisterschaft in Frankreich nicht dabei war. Wagner wies auf seine 14 Tore in der vergangenen Saison hin und grundsätzlich darauf, dass Löw echte Stürmer ja gefehlt hätten. In seiner ihm eigenen Art kam er zu dem Schluss: „Man hätte schon ein Thema sein können.“ Und mit „man“ meinte Sandro Wagner ausschließlich: Sandro Wagner.
Nun steht die deutsche Nationalmannschaft unter der Leitung von Joachim Löw seit jeher im Verdacht, ein tendenziell zu braves Kollektiv zu sein. Täte also dem Team ein Schuss Sandro Wagner gut, schon allein aus gruppenpsychologischen Überlegungen heraus?
Die Antwort lautet: nein. Belege gibt es viele. Zum Beispiel die Aufstellung der Nationalmannschaft im WM-Halbfinale 2014 gegen Brasilien. Lautester Spieler war noch Thomas Müller, alle anderen: eher Schweiger. Trotzdem gewann Deutschland 7:1 und verifizierte damit die ohnehin unzweifelhafte Floskel, dass die Wahrheit im Fußball auf dem Platz liegt. Alles andere ist Theorie.