Borussia Dortmund ohne Mchitarjan in Aserbaidschan: Keine Fürsorge für den Gegner
Dortmund tritt in Aserbaidschan an. Der Armenier Henrich Mchitarjan muss zu Hause bleiben, weil Gastgeber Qäbälä dessen Sicherheit nicht garantieren können. Ein Armutszeugnis - findet unser Kommentator.
Borussia Dortmund kann man wohl keinen Vorwurf machen. Ein Fußballverein ist bei Auswärtsspielen auf die Gastfreundschaft, Professionalität und auch den Schutz seines Gastgebers angewiesen. Der FK Qäbälä scheint jedenfalls nicht in der Lage zu sein, die Sicherheit aller BVB-Profis beim heutigen Europa-League-Besuch der Borussia zu gewährleisten, der Armenier Henrich Mchitarjan ist daheim in Dortmund geblieben. Das ist ein Armutszeugnis – für den Verein, das Land Aserbaidschan und auch den europäischen Fußballverband Uefa.
Es kommt immer wieder vor, dass Sportler aus politischen Gründen darauf verzichten, gegen einen bestimmten Gegner anzutreten – positiv ist das nie. Im Fall Mchitarjan spricht BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke von einer „persönlichen Fürsorgepflicht gegenüber dem Spieler“. Mchitarjans Heimatland befindet sich seit Generationen im Konflikt mit Aserbaidschan über die Region Bergkarabach, die Dortmunder fürchten deshalb um die Sicherheit ihres Mittelfeldspielers.
Was ein 26-jähriger Fußballer konkret mit dem politischen Konflikt zu tun haben soll – außer seiner Staatsbürgerschaft – ist unklar. Sicher ist hingegen, dass die Dortmunder lieber einen ihrer wichtigsten Spieler zu Hause lassen, als ihn Anfeindungen und möglicherweise Angriffen auszusetzen. Weder der FK Qäbälä noch die Uefa als Veranstalter des Wettbewerbs scheinen in der Lage zu sein, die Bedenken der Dortmunder zu zerstreuen. Noch bedenklicher ist es, dass das Spiel in Aserbaidschans Hauptstadt Baku ausgetragen wird, die kürzlich die Europaspiele ausrichtete und sich gerne als weltoffene Metropole darstellt. Und die Spielort bei der Fußball-EM 2020 sein wird.
Der BVB teilte mit, angesichts der Spannungen sei Henrich Mchitarjan „nicht böse, dass er zu Hause bleiben muss“. Das ist menschlich absolut nachvollziehbar. Aber sportpolitisch völlig inakzeptabel.