Nein zur Olympia-Bewerbung: Keine Chance für sportliche Großereignisse?
Nach dem klaren „Nein“ der Bürger zu einer weiteren Münchner Olympia-Bewerbung rätseln Politiker und Sportfunktionäre über die Gründe für die Ablehnung. Die Olympia-Gegner sehen darin eine Grundsatzentscheidung für Deutschland.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat enttäuscht auf das Scheitern der Münchner Olympiabewerbung für 2022 reagiert. „Das wäre schon nicht nur für die vier betroffenen Standortgemeinden, sondern insgesamt für uns in Bayern und für Deutschland eine große Chance gewesen“, sagte Herrmann im Bayerischen Rundfunk. Das Aus für Olympia bedeute aber nicht, dass in Deutschland überhaupt keine Großprojekte mehr durchsetzbar seien: „Ich würde darin keine generelle Absage sehen. Ich glaube, dass es für andere Ereignisse durchaus wieder Begeisterung geben kann.“ Herrmann nannte als Beispiel die geplante Bewerbung des Deutschen Fußball-Bundes für die Europameisterschaft 2024. „Das halte ich für richtig. Man muss von Anfang an ein überzeugendes Konzept vorlegen und dann auch wieder werben für die Zustimmung vor Ort.“
Skepsis gegenüber Olympia
Der Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Michael Vesper, sieht hingegen eine generelle Skepsis gegenüber sportlichen Großereignissen. „Es ging nicht mehr um Teile der Bewerbung, sondern plötzlich um die Generalkritik“, vermutete auch Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) nach der heftigen Niederlage der Befürworter bei den vier Bürgerentscheiden in den geplanten bayerischen Wettkampfregionen.
In München, Garmisch-Partenkirchen sowie den Landkreisen Traunstein und Berchtesgaden gewannen jeweils die Olympia-Gegner. Auch sie bewerteten die Ablehnung als eine Grundsatzentscheidung der Deutschen. „Ich glaube, in ganz Deutschland sind Olympia-Bewerbungen mit dem heutigen Tag vom Tisch“, sagte Ludwig Hartmann, der Fraktionsvorsitzende der Grünen im bayerischen Landtag.
Olympia-Gegner setzten sich bei Bürgerentscheid durch
Zuerst müsse sich das Internationale Olympische Komitee (IOC), das seit kurzem vom Deutschen Thomas Bach als Präsident angeführt wird, ändern, meinte der Wortführer des Bündnisses „NOlympia“. Nicht die Städte müssten sich dem IOC anpassen, sondern umgekehrt, sagte Hartmann. Auf der Siegerparty in München herrschte am Sonntagabend ausgelassene Stimmung. Jedes Ergebnis wurde lautstark bejubelt.
In München, wo fast 1,1 Millionen Bürger stimmberechtigt waren, votierten nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis 52,1 Prozent mit Nein. Die höchste Abfuhr kassierten die Befürworter ausgerechnet rund um den extra neu eingebundenen Wettkampfort Ruhpolding im Landkreis Traunstein mit 59,67 Prozent. Im Berchtesgadener Land betrug die Ablehnung 54,02 Prozent, in Garmisch-Partenkirchen 51,56 Prozent.
Der Anforderungsbogen sei von den Olympia-Gegnern spätestens dann überspannt gewesen, „wenn plötzlich das IOC für die russische oder chinesische Politik verantwortlich gemacht wird“, kritisierte Ude.
Auch er selbst finde im Internationalen Olympischen Komitee (IOC) durchaus „Persönlichkeiten, mit denen ich ganz und gar nicht einverstanden bin“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa: „Aber so ist das, wenn man sich um einen Kontinent oder auf der ganzen Welt bemüht.“ Um olympische Medaillen wurde in Deutschland letztmals 1972 bei den Sommerspielen gekämpft - in München, wo es jetzt ein halbes Jahrhundert später kein Winter-Spektakel auf Schnee und Eis geben wird. Die Befürworter erkannten ihre bittere Niederlage an. „Nein, es gibt keine Hintertürchen. Es ist die Aussage der Bürger“, antwortete DOSB-Generaldirektor Vesper auf die Frage, ob es noch eine Chance gebe, Olympia 2022 doch nach München zu bringen. (dpa)
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