Nein zur Fußball-WM 2022: Katar ist ein Stützpunkt der Taliban
In Katar ist die Sharia längst Teil des Rechts. Wer nun ihre Einführung in Afghanistan anprangert, muss auch die WM 2022 in Katar verhindern. Ein Kommentar.
Vor wenigen Tagen wurde Kabul den heranrückenden Taliban übergeben, verhandelt werden soll bei der Übergabe unter anderem in Doha. Aber die Hauptstadt des Katar ist kein neutraler Ort, sondern auch ein Stützpunkt der Taliban - das Emirat beherbergte bislang auch ein politisches Büro der Taliban. Und in Katar findet kommende Jahr eine Fußball-Weltmeisterschaft statt.
In Katar ist die Sharia längst Teil des Rechts - über die Einführung der Sharia in Afghanistan regen sich jetzt viele von uns zu Recht auf. Und was machen wir dann im kommenden Jahr im November und Dezember? Da regen wir uns mal nicht auf, sondern erfreuen uns entspannt vorm Fernseher an den Kunststücken von Messi, Ronaldo oder Mbappé. Wir fiebern mit dem deutschen Team mit, denn auch das läuft ja auf katarischem Rasen auf. Ziemlich sicher wird es keine Regenbogenfahnen in den Stadien geben, denn mit der Toleranz ist es bei den Mächtigen in Doha nicht so weit her. Bei allem, was nicht in ihr engmaschiges Moralverständnis passt, droht das Gefängnis.
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Diese Weltmeisterschaft kann nicht gut gehen und sie darf nicht gut gehen. Der Weltverband Fifa wird es vielleicht aufgrund der Macht der Verträge und des Geldes auf ewig anders sehen, wir sollten es nicht mehr so sehen – der Fußball selbst ist nun gefragt.
Die deutschen Nationalspieler und viele Fans haben bereits (Regenbogen-)Flagge gezeigt, schon vor der Europameisterschaft in diesem Jahr für Menschenrechte demonstriert und dann im Turnier beim Spiel gegen Ungarn weiter Position bezogen – Manuel Neuer trug die Regenbogenfarben als Kapitänsbinde. In seinem Klub, beim FC Bayern München, allerdings trägt Neuer die Werbung der staatlichen Fluglinie Katars am Ärmel. Die ist ein Sponsor des deutschen Rekordmeisters und nicht nur dort, sondern überall im europäischen Fußball präsent. Das System Profifußball ist inzwischen abhängig von einem Staat, der es mit Menschrechten nicht so hat, ganz vorsichtig formuliert.
Wenn schon die Mächtigen der Sportart nicht aufwachen, der Druck auf die Fifa von außen nicht reicht, dann muss er auch von denen kommen, die im System arbeiten. Wo sind die Spieler, die sich trauen zu sagen, dass sie in Katar nicht antreten? Es ist an der Zeit, Flagge zu zeigen!