Füchse Berlin: Jugendarbeit in ganz neuen Dimensionen
Die Füchse Berlin werben beim Tag des Kinderhandballs um neue Mitglieder – und für ihre Sportart.
Im Sport wie im Leben empfiehlt es sich, in guten Zeiten vorsorglich an die weniger guten zu denken. Als etwa Deutschlands Handball-Nationalmannschaft im Januar zum ersten Mal seit zwölf Jahren ins Weltmeisterschafts-Halbfinale eingezogen war, stand Bob Hanning wenige Minuten nach der Schlusssirene in den Katakomben der Köln-Arena und wurde sehr grundsätzlich. „Wir sind jetzt dort, wo wir sein wollten“, sagte der Geschäftsführer der Füchse Berlin und Vizepräsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB). „Diese Chance müssen wir unbedingt nutzen und verfolgen. Daran werde ich die Landesverbände sehr regelmäßig erinnern“, ergänzte Hanning, „und wenn nichts passiert, lege ich den Finger immer und immer wieder in diese Wunde.“
Wie der mitgliederstärkste Handball-Verband der Welt den temporären Hype aus dem Januar in die Zukunft retten, wie er junge, neue Mitglieder gewinnen und an der fortwährenden Popularität der Sportart arbeiten kann – das waren seinerzeit oft gestellte, naheliegende Fragen. Wie das dann in der Praxis aussieht, war am Sonntag in der Berliner Max-Schmeling-Halle zu beobachten. Einer der Hauptmieter, die Füchse Berlin, hatten vor dem EHF-Cup-Spiel gegen Balatonfüredi in Kooperation mit dem Berliner Handball-Verband zum Tag des Kinderhandballs eingeladen – und mehr als 1000 Jungen wie Mädchen waren dem Aufruf des Bundesligisten gefolgt. Selbst für die Füchse, die für ihre gute Jugendarbeit bekannt sind, waren das ganz neue Dimensionen.
1000 Jungen und Mädchen waren am Sonntag in die Max-Schmeling-Halle gekommen
„Wir sind zuletzt regelmäßig von der Handball-Bundesliga für unseren Nachwuchs ausgezeichnet worden. Uns ist auch bewusst, dass wir dort einen Vorsprung anderen Vereinen gegenüber haben“, sagt Füchse-Sportkoordinator Volker Zerbe. „Aber genau darauf dürfen wir uns nicht ausruhen – und deshalb organisieren wir so einen Tag wie diesen.“ Primäre Zielgruppe waren junge Sportlerinnen und Sportler im Alter bis zehn Jahre, die noch keinem Verein angehören, es ging gewissermaßen um den Nachfuchs. Ihnen wurde einiges geboten.
Insgesamt gab es in der Schmeling-Halle 27 Stände, an denen sich interessierte Eltern und Kinder informieren konnten, darunter einschlägig bekannte Partner des DHB und der Füchse Berlin – von der Krankenkasse bis zum Sportartikel-Hersteller. Obendrein gingen die Berliner Profis wenige Stunden vor dem Anpfiff ihres Europapokalspiels auf Tuchfühlung mit den potenziellen Handballern von morgen: Kreisläufer Johan Koch zum Beispiel beantwortete ausführlich die Fragen der Besucher, ebenso Sportkoordinator Volker Zerbe. Und wer hätte den Weg zum hoffnungsvollen Talent mit Profi-Perspektive schon besser nachzeichnen können als die Jugendnationalspieler Torben Matzken, Matthes Langhoff und Nils Lichtlein, dessen Onkel Carsten 220 Mal das Tor der deutschen Nationalmannschaft gehütet hat? Damit alles so authentisch wie möglich rüberkam, fand die Befragung der drei Nachwuchskräfte in jenem Raum statt, der normalerweise für die offizielle Pressekonferenz nach dem Spiel reserviert ist.
Im Anschluss an ihren Rundgang durch die Halle durften alle Kinder kostenlos das Europapokalspiel der Berliner verfolgen. Sie sahen einen nie gefährdeten 36:23-Kantersieg der Füchse – passenderweise gingen dabei elf Berliner Tore auf Spieler zurück, die der Verein selbst ausgebildet hat.