Hygiene-Maßnahmen in der Bundesliga: Jubeln verboten
In der Bundesliga gelten künftig strenge Verhaltensregeln. Das wird in jedem Falle aber zu Irritationen führen. Eine Glosse.
Wenn die Bundesliga am Samstag neu startet, tut sie das ohne einige wesentliche Elemente des modernen Profisports. Mitunter kann das zu Irritationen führen, deshalb wurden alle Beteiligten vorab über die neuen, ungewöhnlichen Maßnahmen informiert.
Los geht es damit schon beim Einlauf der Mannschaften, denn das traditionelle Knuffen des gegnerischen Torwarts x im Kabinentrakt, weil der mit Verteidiger y schon bei Verein z zusammengespielt hat, muss leider entfallen. Die Teams haben schließlich getrennt einzumarschieren.
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Ebenso sind vor Aufregung zitternde Kinder, die von gestählten Fußballerarmen bis zum Mittelkreis geschleift werden, ab sofort tabu. Und die Platzwahl ist in der Coronavirus-Ära eine eher nüchterne Angelegenheit: Kein Handshake, erst recht keine Umarmung, und auch das freundliche Zuflüstern der Kapitäne Richtung Schiedsrichter, dass die sehr wohl wissen, wo dessen Auto steht, ist ein Relikt aus ferner Vergangenheit.
Läuft dann irgendwann das Spiel, gilt es die Emotionen im Zaum zu halten. Der bei einigen besonders engagierten Profis sehr beliebte Austausch von Argumenten in Form des Voreinanderaufbauens in Kopf-an-Kopf-Manier ist ebenso unstatthaft wie die komplette Rudelbildung. Expeditionen ins Tierreich sind künftig also wieder ausschließlich den dafür zuständigen dritten Programmen der ARD erlaubt.
Fast schon traurig wird es, wenn ein Tor fällt. Der Schütze darf allenfalls per Ellbogen oder Fuß abgeklatscht werden. Gemeinsames Jubeln ist zu unterlassen. Da auch das Feiern vor der Fankurve angesichts leerer Tribünen relativ sinnfrei ist, muss sich die Bundesliga wohl auf viele torarme Spiele einstellen. Das ist beinahe schon gefühllos, mindestens aber trostlos.
Gesichtsmasken für den Lerneffekt
Aber es gibt auch gute Nachrichten. Denn ab sofort ist der „Ausstoß von Speichel“ zu vermeiden, auf gut Deutsch: Spucken und Rotzen verboten! Das erfordert bei manchen Spielern ein radikales Umdenken. Immerhin dürfte der Lerneffekt relativ schnell eintreten, wenn künftig alle Profis einen Mund-Nasen-Schutz tragen müssen. Bisher ist das ausschließlich den Bankdrückern vorgeschrieben. Die können dann aber lebhaft schildern, was passiert, wenn der Speichelfluss doch mal wieder nicht beherrschbar war.
Was das Ganze dann noch mit Fußball zu tun hat, wird sich zeigen. Aber es gibt bekanntlich genügend Menschen, die damit schon zuvor wenig anfangen konnten. Neue Fans lassen sich in der Geisterliga so wohl kaum gewinnen. Aber wen interessiert das schon, solange Sponsoren- und Fernsehgelder fließen?