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Stark unterwegs. Jonas Müller verfügt über eine gute Technik und hat körperlich zugelegt. Offensiv geht aber noch ein bisschen mehr.
©  Monika Skolimowska/dpa

Eisbären-Verteidiger: Jonas Müller wird aus Erfahrung besser

Verteidiger Jonas Müller hat sich bei den Eisbären zum Nationalspieler entwickelt. Am Freitag ist er mit dem Klub gegen Ingolstadt gefordert.

Der große Redner war Jonas Müller noch nie. Der Verteidiger der Eisbären wirkt in Interviews fast schüchtern, die Rolle im Rampenlicht ist nicht seine. Viel lieber steht Müller auf dem Eis und dort macht er schon seit längerem eine gute Figur. Und inzwischen nicht mehr nur bei den Eisbären. Beim Deutschland Cup am vergangenen Wochenende war er der einzige Spieler aus dem Berliner Klub im deutschen Nationalteam. Müller, der am Sonntag 22 Jahre alt wird, zuckt darauf angesprochen nur mit den Schultern, lächelt verlegen und sagt: „Natürlich fühlt sich das gut an, aber es ist jetzt auch nicht so viel anders als bei den Eisbären.“

In Berlin ist Müller nicht nur geboren, hier hat er auch alle Nachwuchsteams der Eisbären durchlaufen und gehört seit 2013 zum Profikader. In dieser Saison hat Müller die beste Plus-Minus-Bilanz aller Verteidiger in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), wenn ein Tor für sein Team fällt, steht er viel häufiger auf dem Eis als bei einem Gegentreffer. Kein Wunder, dass Bundestrainer Marco Sturm an Müller da nicht mehr vorbeikommt. Dabei gehörte der 1,84 Meter große und 92 Kilogramm schwere Spieler schon in der Vergangenheit immer wieder zum Aufgebot der Nationalmannschaft, galt dabei allerdings zumeist nur als Talent mit Perspektive.

In dieser Saison könnte sich das ändern. Müller kann sich mit weiterhin guten Leistungen durchaus für den Olympia-Kader empfehlen. „Ich versuche natürlich, mich dem Bundestrainer weiter zu zeigen, denn die Olympischen Spiele sind das größte, was man erleben kann“, sagt Müller. Als Manko in seinem Spiel hat er dabei die Offensive erkannt. „Ich will schon noch ein paar mehr Punkte machen“, kündigt er an. Bisher war er in 20 Spielen nur an zwei Berliner Toren direkt beteiligt. Allerdings spielt Müller in dieser Saison auch etwas konservativer als in der Vergangenheit, wo er sich deutlich regelmäßiger in den Angriff mit einschaltete und seine Verteidigerrolle einen Tick offensiver interpretierte.

In dieser Saison hat er bisher erst ein Tor geschossen und eine Vorlage gegeben

Bei den Eisbären freuen sie sich über die Entwicklung von Müller, der in Berlin zum unumstrittenen Stammspieler aufgestiegen ist. Trotzdem flippt auch niemand aus, nur weil er es jetzt in das Nationalteam geschafft hat. „Es gab ein paar Glückwünsche. Aber ich werde deswegen jetzt nicht anders behandelt. Der Trainer erwartet das von mir, was er auch vorher schon verlangt hat“, sagt Müller.

Krupp bescheinigte seinem Abwehrspieler insgesamt eine „ordentliche“ Leistung beim Deutschland Cup, allerdings hätte in dem Turnier keiner aus dem DEB-Team wirklich „Bäume ausgerissen.“ Aber: „Solche Spiele sind eine wichtige Erfahrung.“ Das sieht auch Müller selbst so, denn internationale Spiele „sind noch einmal ein anderes Niveau“, wie er selbst sagt.

Am Wochenende gilt der Fokus nun wieder dem Verein. Zwei Heimspiele stehen für die Eisbären auf dem Programm, am Freitag zunächst gegen den ERC Ingolstadt (19.30 Uhr), am Sonntag dann gegen die Krefeld Pinguine (19 Uhr). Müllers Kollegen hatten zuletzt sieben Tage frei, um zu regenerieren. „Die Pause hat allen gut getan“, sagt Uwe Krupp. Für Müller fiel sie zwar kürzer aus, dennoch sieht er sich gut gerüstet für die kommenden, harten Wochen mit 18 Spielen in 45 Tagen bis zum Jahreswechsel. Es hilft natürlich auch, dass sich bei den Berlinern so langsam das Lazarett lichtet. Am Freitag werden die Verteidiger Danny Richmond und Blake Parlett wieder mitwirken, auch das Comeback von Stürmer Louis-Marc Aubry ist wahrscheinlich. Dafür droht allerdings Kapitän André Rankel auszufallen.

Verletzungen gehören aber zum Geschäft. Das weiß auch Jonas Müller. In der Vorsaison fiel er wochenlang mit einer Thrombose im Bein aus, eine eher ungewöhnliche Diagnose im Profisport. Das Thema ist längst abgehakt, Müller blickt viel lieber nach vorn als zurück. Mit den Eisbären scheint in dieser Saison einiges möglich und vielleicht darf er zwischendurch noch einen Abstecher mit dem Nationalteam nach Südkorea machen. Marco Sturm hat dazu noch nicht mit ihm gesprochen, aber was nicht ist, kann für Jonas Müller durchaus noch werden.

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