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Mesut Özil überwindet Italiens Torwart Gianluigi Buffon und bringt die Nationalelf mit 1:0 in Führung.
© REUTERS

Die Nationalelf in der Einzelkritik: Jonas Hector findet den perfekten Laufweg

Mesut Özil ist im richtigen Moment zur Stelle, Mario Gomez überzeugt als Vorbereiter und Thomas Müller rackert - trifft aber das Tor nicht.

Manuel Neuer: Wirkte nach vier Minuten zum ersten Mal ratlos: als er einen Abstoß ausführen wollte und alle Anspielstationen am eigenen Strafraum von den Italienern zugestellt waren. Durfte zehn Minuten vor der Pause zum ersten Mal in diesem Turnier als Libero aushelfen. Machte das tadellos. Zappelte vor Bonuccis Elfmeter wie ein Hampelmann. Half nicht.

Benedikt Höwedes: Kam neu in die Mannschaft und komplettierte die Dreierkette. Brachte ein Stück Unbeugsamkeit ins deutsche Spiel. Verlässlich im Defensivspiel, sehr engagiert, aber wie so viele seiner Kollegen mit zu vielen Fehlern im Spiel nach vorne.

Jerome Boateng: Zentraler Mann in der Dreierkette. Sah bisweilen aus wie der gute alte Libero hinter der Abwehr. Schlug Pässe wie Franz Beckenbauer, rettete nach einer halben Stunde gegen Giaccherini wie Willi Schulz. Kein Zufall, dass er bei der besten Chance der Italiener, bei Sturanos Schuss von der Strafraumgrenze, seine rettenden Zehen im Spiel hatte. Wurde nach der Pause Beinahe zur tragischen Figur. Hatte noch Glück, als er gegen Pellè zu spät kam, verschuldete kurz darauf mit erhobenen Armen den Elfmeter.

Mats Hummels: Spielte zwei wunderbare Diagonalbälle auf Gomez und Kimmich und gab kurz vor der Pause auch mal schnell den Linksaußen. Leitete mit beherztem Eingreifen den Spielzug ein, an dessen Ende die gute Schusschance von Thomas Müller stand. Ach so, in der Defensive meist aufmerksam. Sah allerdings kurz vor Schluss seine zweite Gelbe Karte, fehlt im Halbfinale.

Joshua Kimmich: In der Offensive ein bisschen zu grün für die großen Jungs in Blau. Durch die Systemänderung diesmal weiter vorne postiert. Konnte sich im Eins-gegen-eins kaum einmal durchsetzen, spielte einige Fehlpässe und hatte auch sonst einige Ungenauigkeiten im Spiel. In der Defensive überzeugend.

Sami Khedira: Unterband in der zehnten Minute mit beherztem Eingreifen gegen Eder eine gute Kontergelegenheit. Wurde kurz darauf von Chiellini am Fuß erwischt und zog sich dabei, weil alles mit allem zusammenhängt, eine Verletzung an den Adduktoren zu. Musste deshalb nach einer Viertelstunde vom Feld.

Toni Kroos: Dürfte diese Nacht von Eder geträumt haben. Der italienische Stürmer hetzte Kroos hinterher, sobald der den Ball in Empfang genommen hatte. Erwies sich als durchaus erfolgreiches Mittel, um den deutschen Spielaufbau ins Stocken zu bringen. Kroos war nicht annähernd so präsent wie in den bisherigen Spielen.

Jonas Hector: Die erste richtige Herausforderung in der noch jungen Länderspielkarriere des Kölners. Hatte einige Probleme mit der offensiveren Rolle. Bereitete trotzdem das 1:0 von Özil vor, weil er den perfekten Laufweg fand. Hatte ein bisschen Glück, dass Bonucci seine Hereingabe nur noch abfälschen und nicht mehr blocken konnte.

Thomas Müller: Rackerte, rannte, grätschte – trifft aber das Tor nicht. Kurz vor der Pause hatte er die beste Gelegenheit zur Führung, als der Ball elf Meter vor dem Tor auf seinem Fuß landete. Müller holte aus wie ein Schaufelbagger und löffelte den Ball genau in die Arme von Gianluigi Buffon. Nach der Pause mit mehr Zug zum Tor.

Mesut Özil: Hatte es schwer im dichten Geflecht vor dem italienischen Strafraum. Ließ sich davon nicht beirren, kämpfte vorbildlich – und war im richtigen Moment zur Stelle, um das 1:0 zu erzielen. Großartig auch kurz darauf sein Zuspiel auf Mario Gomez, das der allerdings nicht schnell genug unter Kontrolle bekam. Hätte mit dem Tor zum ersten Pflichtspielsieg gegen Italien Geschichte schreiben können. Dürfte ihm egal sein, dass die Entscheidung im Elfmeterschießen fiel.

Aushilfe als Außenstürmer. Mario Gomez leitete von links Mesut Özils Tor zum 1:0 ein.
Aushilfe als Außenstürmer. Mario Gomez leitete von links Mesut Özils Tor zum 1:0 ein.
© REUTERS

Mario Gomez: Wehrte sich, warf sich in die Zweikämpfe, behauptete Bälle, versuchte Lücken zu reißen. Konnte den Ball nach Hummels weitem Pass nicht kontrollieren und köpfte einmal am Tor vorbei. Legte zu Beginn der zweiten Halbzeit geschickt auf Müller ab, der die Vorarbeit allerdings nicht verwerten konnte. Leitete mit einem Pass auf Hector auch den Führungstreffer ein, nachdem er den Ball zuvor stark behauptet hatte. Verpasste kurz darauf das vorentscheidende 2:0.

Bastian Schweinsteiger: Quasi sein erster Startelfeinsatz. Wurde nach einer Viertelstunde für den verletzten Khedira eingewechselt und bekam anders als bisher umgehend die Kapitänsbinde umgelegt. Das Spiel zeigte, dass Schweinsteiger nach seiner Verletzungspause eigentlich die nötige Form für dieses Turnier hat. Ihm fehlen aber Rhythmus und Spritzigkeit.

Julian Draxler: Kam zwanzig Minuten vor dem Ende für Gomez. Sollte helfen, den Vorsprung nach Hause zu spielen. Litt darunter, dass es plötzlich keinen Vorsprung mehr gab. Hätte in der Verlängerung fast per Rückzieher getroffen.

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