Hertha BSC gegen Bayern München: John Anthony Brooks: "Gegen Bayern ist es immer schön"
Herthas Verteidiger John Anthony Brooks spricht im Interview über das Bayern-Spiel, Karriereplanung und Vergleiche mit Jerome Boateng.
Herr Brooks, hatten Sie nach seiner Entlassung als US-Nationaltrainer noch einmal Kontakt zu Jürgen Klinsmann?
Wir haben einmal kurz gesimst.
Wie wichtig war er für Sie als Trainer?
Ich habe sehr von ihm profitiert, sowohl fußballerisch als auch menschlich. Er hat immer auf mich gebaut, auch wenn es mal nicht so rosig lief.
Bei der Copa America im vorigen Sommer hat Klinsmann Sie sogar als besten Innenverteidiger des Turniers bezeichnet.
Das hört man natürlich sehr gern, erst recht von einer so großen Persönlichkeit im internationalen Fußball. Ich war aber auch immer motiviert, sein Vertrauen mit guten Leistungen zurückzuzahlen.
Können Sie mit Lob besser umgehen als mit Kritik?
Ich kann mit beidem gleich gut umgehen. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass es besser ist, sich persönlich nicht zu sehr davon leiten zu lassen. Ich bin bei meiner eigenen Leistung sehr reflektiert und selbstkritisch und kann daher sehr gut beurteilen, wie ich gespielt habe.
Wie gut sind Sie schon auf Bayern München und Robert Lewandowski vorbereitet? Was macht ihn so schwer beherrschbar?
Er ist einfach einer der Besten. Punkt.
Belastet es Sie, gegen solche Stürmer spielen zu müssen?
Ach was! Das sind doch die Spiele und Duelle, auf die man sich besonders freut. Gegen Bayern zu spielen, ist immer schön.
Verbinden Sie irgendwelche positiven Erlebnisse mit den Bayern?
Vor zwei Jahren haben wir in München mal 0:1 verloren. Tor von Bastian Schweinsteiger in der 83. Minute. Stimmt, oder? Trotz der Niederlage war das von der gesamten Mannschaft ein Wahnsinnsauftritt. Wir hatten genügend Chancen, hätten auch in Führung gehen können. Das hat Spaß gemacht.
Wann können Sie besser einschlafen: nach einem gelungenen Spiel oder wenn man mit Ihnen gehadert hat?
Ich bewerte das möglichst neutral. Aber es ist natürlich menschlich, dass man mit positiven Erlebnissen besser umgehen und auch ruhiger weiterarbeiten kann.
Das hört sich sehr überlegt und analytisch an. Planen Sie so auch Ihre Karriere?
Kann man das überhaupt? Als ich 17 war, hätte ich mir niemals vorstellen können, wie ich mit 24 sein werde und was ich dann machen werde.
Und jetzt? Haben Sie eine Vorstellung, wie und wo Sie mit 30 sein wollen?
Ich habe schon einen Wunsch und auch ein Ziel und dafür arbeite ich täglich.
Woher kam Ihr Wunsch, für die USA zu spielen?
Diese Entscheidung habe ich schon mit 13 getroffen. Für die USA zu spielen, das war ein Traum von mir. Die Hälfte meiner Familie lebt in den USA. Insofern war es auch eine Gelegenheit, das Land meines Vaters besser kennenzulernen.
Es muss Ihnen aber auch klar gewesen sein, dass es mit den USA schwer werden dürfte, Weltmeister zu werden.
Daran habe ich damals nicht gedacht. Aber ja, das dürfte schwierig werden. Trotzdem macht es mich jedes Mal stolz, für Amerika spielen zu dürfen.
Im Rückblick: Ab wann würden Sie für sich selbst von einer Karriere sprechen?
Ab 2007, als ich in der B-Jugend zu Hertha BSC gewechselt bin. Jeder Junge aus Berlin, der Profi werden will, träumt davon, für die große Hertha zu spielen. Und jetzt bin ich schon seit sechs Jahren mittendrin. Seitdem hat sich einiges getan. Im Verein, aber auch bei mir. Wir sind beide gewachsen in dieser Zeit.
Gab es einen Moment, an dem Sie gemerkt haben, dass Sie nicht mehr als der kleine John aus dem eigenen Nachwuchs angesehen werden?
Das war in der Phase, als ich zum ersten Mal regelmäßig gespielt habe. Da wird man nicht nur von den Kollegen anders wahrgenommen, sondern auch vom Trainerteam. Da verändert sich schon etwas, wenn man nicht mehr als Zuschauer gilt.
Pal Dardai traut Ihnen sogar zu, dass Sie mal Kapitän von Hertha BSC werden.
Liest sich gut, würde ich sagen. Wenn es so kommen sollte, wäre es eine riesengroße Ehre. Wenn nicht, bin ich trotzdem zufrieden.
Sind Sie manchmal ein wenig neidisch?
Neid kenne ich nicht.
Warum nicht?
Weil ich allen alles gönne. Und weil ich finde, dass wir als Fußballprofis mit dem zufrieden sein sollten, was wir haben.
Für viele sind Sie Herthas größtes Versprechen auf die Zukunft. Andere vergleichen Sie mit Jerome Boateng. Wie lebt es sich damit?
Viele Erwartungen werden von außen an mich herangetragen. Ich selbst mache mir da gar keinen Druck. Ich habe immer gesagt, dass ich mein eigener Typ bin.
Schmeichelt Ihnen der Vergleich mit Jerome Boateng?
Den Vergleich höre ich zum ersten Mal (lacht). Um ganz ehrlich zu sein, finde ich ihn ein bisschen ausgelutscht. Aber ja, wenn ein Außenstehender uns beide vergleicht, kann man vielleicht ein paar Parallelen finden. Trotzdem sind wir zwei ganz verschiedene Typen.
Haben Sie sich mal kennengelernt?
Flüchtig. Aber wir stehen nicht in Kontakt miteinander. Bisher gab es noch keine Gelegenheit.
Boateng ist von Hertha über den HSV und Manchester City bei den Bayern gelandet. Ist das für Sie eine Karriere, wie sie im Bilderbuch steht?
Das kann ich nicht beurteilen. Jerome Boateng ist wahrscheinlich glücklich mit seinem Weg. Jeder muss seinen eigenen Weg finden. Wie meiner aussehen wird, wird sich zeigen. Ich habe immer gesagt, wenn es für alle Beteiligten passt, bin ich bereit, neue Herausforderungen anzunehmen. Meine aktuelle Herausforderung heißt Hertha, hier bin ich zu Hause. Alles ist schön. Ich bin glücklich.
Liegen Sie mit Ihrem Karriereplan im Soll?
Ich weiß, wo ich herkomme, wo ich jetzt bin und wo ich vielleicht mal hin möchte. Alles ist im grünen Bereich.
Ihnen wird eine Vorliebe für den englischen Fußball nachgesagt.
Ich mag den englischen Fußball. Ich schaue mir gerne Spiele aus England an. Die sind heiß, unglaublich schnell, da geht es hoch und runter. Das finde ich attraktiv.
Haben Sie einen Lieblingsverein?
In England gibt es viele gute Vereine.
Sie tun einiges dafür, im Plan zu bleiben. Sie haben Ihre Ernährung umgestellt, arbeiten mit einem Individualtrainer. War das Selbsterkenntnis oder eine Empfehlung?
Es wurde mir empfohlen, ich habe es ausprobiert und merke, dass es mir gut tut. Auf die Ernährung habe ich schon immer geachtet, aber das auch von einem Profi auf diesem Gebiet erklärt zu bekommen, ist noch mal etwas anderes. Ich mache das jetzt seit etwa einem Jahr, und es passt.
Verzichten Sie auf bestimmte Produkte?
Das nicht, aber ich gehe eben nur noch selten Burger essen. Es hat viel mit Disziplin zu tun. Brot habe ich ebenfalls reduziert, Zucker auch, lauter Kleinigkeiten. Ich will mich ja nicht stressen.
Wie macht sich die Umstellung bemerkbar? Schlafen Sie besser?
Ich komme morgens besser aus dem Bett. Wenn der Wecker jetzt um 7.15 Uhr klingelt, bin ich um 7.17 Uhr auf den Beinen.
Hat Ihnen das vorher Schwierigkeiten bereitet?
Ich habe nicht schlecht geschlafen, aber morgens, wenn der Wecker geklingelt hat und wir am Tag zuvor eine harte Einheit hatten, dann war es schon schwierig, direkt aus dem Bett zu kommen.
Also Schlummertaste drücken und noch mal rumdrehen?
Genau. Und das nicht nur einmal (lacht).
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