Sport: Jetzt wollen die Schweizer Zeppeline bauen
Auch nach der Bruchlandung von Cargolifter geht der Traum vom Fliegen weiter. Und der Griff nach Fördergeldern
Brand. Der im Juni vergangenen Jahres in die Pleite gerutschte Luftschiffbauer Cargolifter war noch meilenweit von seinen Zielen entfernt. „Er hatte erst 20 Prozent des Weges geschafft“, sagt der Luftfahrtexperte Wolfgang Schneider nach wochenlanger Sichtung der zurückgelassenen Patente und Testergebnisse. Dabei hatte die 1996 ins Leben gerufene Aktiengesellschaft schon für 2003 den ersten Flug eines 260 Meter langen Luftschiffes für den Transport sperriger Güter angekündigt. Letztlich fehlte das Geld für ein Weitermachen. Weder die 72000 Aktionäre, noch das Bundeswirtschaftsministerium waren zu weiteren Finanzspritzen bereit. Die riesige Halle kaufte im Sommer der malaysische Geschäftsmann Colin Au für 17,5 Millionen Euro. Am 3. Oktober 2004 will er hier einen tropischen Freizeitpark eröffnen und ohne Fördermittel auskommen.
Die Forschungsergebnisse der etwa 200 Cargolifter-Ingenieure aus 19 Ländern sammelt derweil Insolvenzverwalter Rolf-Dieter Mönning in der neuen „Air Brand GmbH“. Die Erlöse aus einer möglichen Verwertung der Patente sollen den Gläubiger zugute kommen. Doch der von Mönning mit der Katalogisierung der Unterlagen beauftragte Wolfgang Schneider, ehemals Geschäftsführer Technik im Airbus-Konzern, warnt vor großen Erwartungen. „Für die Forschungen interessiert sich kein Automobilkonzern und keine andere Technikbranche. Die sind nur an Luftschiffentwickler zu verkaufen.“ Die müssten dann dort weitermachen, wo Cargolifter nicht zuletzt wegen Managementfehlern der Atem ausgegangen war.
Trotzdem häufen sich in der Lausitz wieder Gerüchte von einem Neubeginn des Luftschiffbaus. Der Präsident der TU Cottbus, Professor Ernst Sigmund, spricht von „ernsthaften Verhandlungen“ mit dem britischen Konzern ATG (Advanced Technologies Group). Die Firma baut schon seit Jahrzehnten Luftschiffe verschiedener Größen und bestätigte Interesse an den Forschungen der Cottbuser Wissenschaftler in der Antriebstechnik. Doch Branchenkenner mahnen zur Vorsicht. Bereits die Cargolifter AG wollte mit den Kollegen von der Insel eine Kooperation eingehen. Doch beiden Unternehmen fehlte das Geld dafür. Als die britische Regierung schließlich im Frühjahr 2002 eine weitere staatliche Unterstützung für ATG ablehnte, winkten auch die Experten im Bundeswirtschaftsministerium und verweigerten neue Fördermittel. Neueste Idee der Briten ist ein Mittelding zwischen Flugzeug und Luftschiff. Dieses „Sky Cat“ getaufte Projekt soll für den Auftrieb die Technologie „Leichter als Luft“ nutzen und sich beim eigentlichen Flug die aerodynamische Antriebskraft der Flugzeuge zu eigen machen. „Ein Modell im Maßstab 1:7 existiert schon“, erklärt der Experte Wolfgang Schneider. „Vor allem im arabischen Raum soll es dafür Interessenten geben.“ Die bisher bekannt geworden Dimensionen des zukünftigen Lastentransporters sind wieder einmal beeindruckend: 307 Meter lang, 77 Meter Durchmesser und ein Tempo bis zu 200 Kilometern pro Stunde mit 1000 Tonnen Fracht. Auch die Cargolifter AG hatte einstmals neben dem Luftschiff einen kleineren fliegenden Kran entwickelt. Doch der „Aircrane“ wurde beim Jahrhundertsturm im Juli 2002 zerstört.
Möglicherweise beteiligt sich an dem neuen Projekt die Schweizer Firma „Skycruise“. Sie lässt derzeit zwei Luftschiffe – eines davon ersteigerte sie erst beim Cargolifter-Ausverkauf im Oktober – in der noch leeren Halle überwintern. Im Frühjahr starten sie wieder zur Rundflügen ab Berlin-Tempelhof. Künftig will „Skycruise“ am Standort Brand ihre Zeppeline nicht nur warten lassen, sondern auch selbst Luftschiffe für Passagiere bauen. Da würden sich bestimmt Synergieeffekte ergeben. Immerhin haben die Schweizer schon Anträge für eine kleine Werft auf dem Cargolifter-Gelände bei den Behörden eingereicht. Wie in Brand verlautete, wollen sie für den Hallenbau Geld bei der Landesinvestitionsbank (ILB) beantragen. Die Bank bestätigte entsprechende Vorgespräche über ein erneutes Engagement. Von der insolventen Cargolifter AG fordert sie rund 50 Millionen Euro zurück.
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