Transfers im Fußball: Jenseits aller Relationen
Auch am letzten Tag der Transferfrist wechseln Spieler für immer wildere Summen. Das wirkt sich selbst auf die Regionalliga aus. Ein Kommentar.
Am letzten Tag der Transferfrist in der Fußball-Bundesliga ballten sich die Wechselmeldungen noch einmal. Eine kleine Auswahl: Kevin Kampl geht von Leverkusen zu RB Leipzig, Renato Sanches wird von Bayern München an den Premier-League-Klub Swansea City ausgeliehen und Wolfsburg leiht Divock Origi vom FC Liverpool aus.
Dass die deutschen Klubs zum Ende der Transferphase hektisch Spieler hin- und herverschieben, als wäre der 31. August der Heilige Abend und sie müssten sich kurz vor Ladenschluss noch den Großteil der Weihnachtsgeschenke einkaufen, ist aus den vergangenen Jahren bekannt. Neu ist in diesem Sommer, dass hinter vielen Wechseln der Zusatz „Rekordtransfer“ steht, wie etwa bei Kampl, den sich Leipzig 18 Millionen Euro kosten lässt. Jenseits von Neymar und den 222 Millionen Euro, für die der Brasilianer vom FC Barcelona nach Paris wechselte, entwickelt sich der Transfermarkt zu einem immer wilderen Millionenspiel. Qualität und Preis stehen kaum mehr in Relation.
Denn wenn es schon kein Rekordtransfer ist, dann zahlen die Bundesligisten mittlerweile auch für Talente oder Spieler von Zweitligisten vergleichsweise aberwitzige Summen. Leverkusen lässt sich den 19 Jahre alten Griechen Panagiotis Retsos von Piräus 17,5 Millionen Euro kosten. Und Aufsteiger Hannover berappt für den Offensivspieler Ihlas Bebou aus Düsseldorf eben mal 4,5 Millionen Euro.
Diese Transferspiralen könnten zu einem Teufelskreis werden. Viele Klubs könnten sich übernehmen, um noch mitzuhalten. Andererseits beschert das Millionenspiel manchmal auch gebeutelten Regionalligisten wie Energie Cottbus einen Geldregen. Weil die Stuttgarter einen neuen Ersatztorwart brauchten – Mitchell Langerak war zu Levante gewechselt –, holten sie Alexander Meyer, der im DFB-Pokal gegen sie überzeugt hatte. 400.000 Euro soll die Ablöse betragen. Bleibt nur zu hoffen, dass damit die Preise in der vierten Liga nicht verdorben wurden.