Owetschkin, Draisaitl, Kane und mehr: Jede Menge Superstars bei der Eishockey-WM
Am Freitag beginnt die Eishockey-WM in der Slowakei. Das Turnier könnte qualitativ eines der besten seit längerer Zeit werden.
Eine Eishockey-Weltmeisterschaft lebt von ihren Protagonisten. Oft haftet dem Turnier dabei der Makel an, dass die besten Spieler der Welt nicht dabei sind, weil parallel in der besten Liga der Welt, der National Hockey League (NHL), die Stars noch in den Play-offs beschäftigt sind. In der Vergangenheit gab es dabei nur eine große Ausnahme, als wegen eines Streiks in der NHL die ganze Saison abgesagt wurde und deshalb viele Topprofis 2005 nach Österreich kamen und dort die wohl bestbesetzte WM aller Zeiten stattfand.
Alexander Owetschkin war seinerzeit schon dabei, als 19-Jähriger gab der Russe damals sein Debüt bei den Welttitelkämpfen und gewann Bronze. Wenn am Freitag die 83. Weltmeisterschaft in der Slowakei beginnt, steht Owetschkin wieder auf dem Eis. Er führt ein stark besetztes russisches Team an, wobei darüber gestritten werden darf, ob er denn tatsächlich der Anführer in der Mannschaft ist. Denn an seiner Seite spielt in der Sbornaja mit Nikita Kutscherow der beste Punktesammler der NHL-Hauptrunde, auch Jewgeni Malkin und Jewgeni Kusnetsow stehen im Aufgebot der Russen, die damit auf dem Papier das größte Starensemble in der Slowakei stellen.
Auch andere Mannschaften gehen gut besetzt in die WM, insgesamt sind von den besten acht Punktesammlern in der NHL vier Spieler dabei, von den besten sechs Torschützen sind es sogar deren fünf. Möglich ist dies, weil es in den Play-offs in Nordamerika in diesem Jahr viele Überraschungen gab, die Topmannschaften der Hauptrunde sind alle bereits ausgeschieden. Der Weg nach Europa war demnach für viele Spieler frei. Schon wird genörgelt, dass es doch durchaus noch ein paar Stars mehr hätten sein können, andererseits können sich die Kader der Topnationen dennoch sehen lassen – auch wenn das Niveau von 2005 nicht erreicht wird.
„Das wird eine Super-WM. Was die Top-Nationen aufrufen, ist gewaltig“, sagte der deutsche Verbandspräsident Franz Reindl der Deutschen Presse-Agentur. Viele Experten gehen davon aus, dass es das qualitativ beste der jüngeren Vergangenheit wird. Und schließlich können auch immer noch Spieler nachnominiert werden. Die Deutschen starten erst am Sonnabend ins Turnier und hoffen noch auf Torwart Philipp Grubauer, der mit der Colorado Avalanche in der zweiten Play-off-Runde in der NHL ausgeschieden ist und nun frei wäre. „Wir werden mit dem Grubi in jeden Fall sprechen, das ist abgemacht“, sagte Bundestrainer Toni Söderholm.
Auch Deutschland stellt einen absoluten Superstar bei der WM
Der größte Star im deutschen Team ist und bleibt allerdings Leon Draisaitl. Nach Owetschkin war der 23-Jährige in dieser Saison mit 50 Toren der zweitbester Torjäger der NHL. 105 Scorerpunkte gelangen ihm insgesamt, bei der WM sind mit Patrick Kane (USA/110) und Kutscherow (125) zwei der drei Spieler dabei, die in dieser Hinsicht noch erfolgreicher waren. Und wenn sich Draisaitls kongenialer Oilers-Sturmpartner Connor McDavid nicht im letzten Saisonspiel verletzt hätte, wären die Top-Vier-Scorer der NHL womöglich komplett in Bratislava und Kosice vertreten.
Die Kanadier hoffen in Abwesenheit von McDavid vor allem auf John Tavares, der für die Toronto Maple Leafs stolze 47 Treffer verbuchte. Noch stärker besetzt ist in diesem Jahr aber womöglich das US-Team. Neben Kane stehen Stars wie Johnny Gaudreau, Alex de Brincat oder Jack Eichel im Aufgebot. Mit besonderer Spannung wird auch der Auftritt des noch nicht einmal 18-Jährigen Jack Hughes erwartet, der Angreifer dürfte bei der alljährlichen Talentedraft der NHL als erster Spieler gewählt werden und gilt schon jetzt als kommender Superstar.
Auch Titelverteidiger Schweden schickt mit Elias Pettersson einen der besten jungen Spieler der Welt zur WM. Der 20-Jährige absolvierte gerade seine erste Saison in der NHL und wird in ein paar Wochen mit ziemlicher Gewissheit als Top- Neuling der Liga ausgezeichnet. Während Pettersson Tore schießen soll, ist Henrik Lundqvist dafür zuständig, Treffer zu verhindern. Der Goalie der New York Rangers ist inzwischen 37 und immer noch einer der größten seiner Zunft, auch wenn zuletzt die Erfolge im Klub ausblieben.
Team USA ist fast so prominent besetzt wie die russische Mannschaft
Den reinen Namen nach ist Schwedens Lieblingsrivale Finnland in diesem Jahr nicht top besetzt, nur zwei NHL-Spieler stehen bislang im Kader. Trotzdem sind die für gewöhnlich äußerst disziplinierten Finnen sicherlich auch mit ihren einheimischen Profis gut genug für eine Medaille.
Ob dafür auch die Schweizer dafür wieder in Frage kommen? Der WM-Zweite kann mit Roman Josi immerhin einen der besten Verteidiger der NHL aufbieten. Angeführt von ihrem Star dürfte sich die Mannschaft durchaus wieder etwas ausrechnen.
Ein Medaillenkandidat sind womöglich auch die Tschechen, die unter anderem auf die Künste ihres Topstars Jakub Voracek vertrauen – und auf das Publikum. Schließlich ist es bis rüber in die Slowakei ja nicht so weit. Der WM-Gastgeber selbst wäre wohl schon zufrieden, wenn es für das Viertelfinale reicht. Die ganz großen Stars gehen den Slowaken derzeit einfach ab.
Derartige Sorgen haben die Russen um Alexander Owetschkin nicht. Sie müssen eher aufpassen, dass sie bei aller Lust am Spektakel nicht das Ergebnis aus den Augen verlieren – es wäre nicht das erste Mal.