K.o-Runden-Start: Jede Menge neuer Duelle im WM-Achtelfinale
Im Achtelfinale dieser WM kommt es ausnahmslos zu Duellen, die es zuvor bei Weltmeisterschaften noch nie in einer K.o.-Runde gegeben hat.
Eine Achtelfinal-Runde ohne Deutschland hat es bei Fußball-Weltmeisterschaften noch nie gegeben, bekanntlich schied das Team von Noch-Bundestrainer Joachim Löw in Russland ja erstmals überhaupt in der Vorrunde einer WM aus. Das an sich ist schon bemerkenswert genug, aber es ist nicht das einzig Seltsame vor dem Beginn der K.o.-Spiele am heutigen Samstagnachmittag. Da kommt es im Spiel zwischen Frankreich und Argentinien gleich zum Duell zweier ehemaliger Weltmeister.
Das klingt unbedingt nach ganz großem Klassiker, bei genauerer Betrachtung ist es das aber mitnichten. Noch nie haben die beiden Nationen bei einer WM in einer K.o.-Runde gegeneinander gespielt – und liegen damit voll im Trend. Denn auch die anderen sieben Achtelfinals erleben in dieser Hinsicht Premieren: Es hat sie außerhalb einer Vorrunde bei einer WM-Endrunde bisher nicht gegeben.
Uruguay gegen Portugal: eine Rarität
Immerhin trafen sich Franzosen und Argentinier schon zweimal in einer Gruppenphase, zuletzt 1978 in Buenos Aires. Michel Platini trug damals ein Trikot mit der aus heutiger Sicht denkwürdigen Rückennummer 15. Er schoss sogar ein Tor für Frankreich, am Ende aber gewannen die Südamerikaner das Spiel 2:1 und holten später auch den Titel.
Ein Duell aus dem absoluten Raritätenkabinett liefern sich am Samstagabend Uruguay und Portugal. Lediglich zweimal haben beide Teams bisher gegeneinander gespielt, zuletzt vor 46 Jahren. Das Spiel endete damals 1:1 und fand im Rahmen des Independence Cup vor 50.000 Zuschauern im Maracana von Rio statt. Das Turnier wurde anlässlich der 150-jährigen Unabhängigkeitserklärung Brasiliens ausgetragen, die Gastgeber nannten es selbst „Mini Copa“. Portugals Remis gegen die Urus war der einzige Punktverlust auf dem Weg ins Finale, wo die ehemalige Kolonialmacht dann aber passenderweise Brasilien unterlag.
Francos Triumph über die verhassten Sowjets
Ein großes Endspiel lieferten sich auch schon einmal Spanien und die ehemalige Sowjetunion. 1964 war das, in Madrid im Finale des Europapokals der Nationen, später der Einfachheit halber EM-Endspiel genannt. Die spanische Diktator Franco saß damals im Estadio Santiago Bernabeu auf der Tribüne und erlebte einen für ihn besonders bedeutsamen Triumph gegen die seit dem Bürgerkrieg verhassten Kommunisten aus dem Sowjetreich. Bei Weltmeisterschaften sind die Spanier allerdings noch nie auf ein russisches Team getroffen, dafür gab es das Duell bei der EM 2008 dann sogar zweimal – in der Gruppenphase und im Halbfinale. Gesamtergebnis: 7:1 für Spanien, das letztlich auch Europameister wurde.
Brasilien gegen Mexiko ist das Achtelfinalspiel mit der größten WM-Historie. Zum bereits fünften Mal spielen beide Länder bei einer Endrunde gegeneinander, wenn auch bislang stets in der Vorrunde. Den Mexikanern gelang dabei bisher allerdings noch nicht einmal ein Tor, beim letzten Aufeinandertreffen vor vier Jahren in Fortaleza reichte es beim 0:0 aber immerhin zum ersten Punkt. Außerhalb von Weltmeisterschaften gab es die Paarung übrigens bereits fünfmal in K.o.-Spielen – hier steht die Bilanz bei 3:2-Siegen für Mexiko.
Kolumbien gegen England: Endspiel schon in der Vorrunde
Ziemlich häufig haben auch schon Schweden und die Schweiz gegeneinander Fußball gespielt. Das vielleicht bedeutsamste Duell vor dem am kommenden Dienstag fand vor 94 Jahren im Pariser Stade de Colombes statt. Im Olympia-Halbfinale behielten die Schweizer damals mit 2:1 die Oberhand, unterlagen anschließend aber Uruguay im Finale. Nun gibt es für Schweden endlich die Chance für eine Revanche – manchmal braucht es eben ein bisschen Geduld.
Kolumbien und England haben zwar noch nie ein offizielles K.o.-Duell ausgetragen, das Vorrundenspiel bei der WM 1998 hatte allerdings durchaus diesen Charakter. Beide Mannschaften spielten damals im Gruppenfinale um das Weiterkommen gegeneinander. England setzte sich mit 2:0 durch, David Beckham verwandelte einen Freistoß direkt ins Tor und ließ danach seine blonden Strähnchen tanzen. Die schönste Frisur in diesem Spiel trug allerdings Carlos Valderrama spazieren. Auch aktuell in Russland war Kolumbiens Fußball-Legende schon zu sehen, mit seinen zitronengelben Haaren ist er auch im Alter von 56 Jahren noch bestens auszumachen.
Und vielleicht bleibt er ja sogar etwas länger und erlebt bei der WM 2018 noch echte Klassiker. Im Viertelfinale könnte es in drei der vier Duelle bereits so weit sein. Andererseits hat das Turnier in Russland gezeigt, dass mitunter Dinge passieren, mit denen vorab nicht wirklich zu rechnen war.