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© ddp

Interview: Jan Pommer: „Wir brauchen mehr Geduld“

BBL-Chef Pommer über die Kritik des Bundestrainers. Dirk Bauermann hatte die Liga zuletzt scharf angegriffen und mehr junge deutsche Spieler gefordert. Ein Inverview.

Herr Pommer, Bundestrainer Dirk Bauermann hat die Basketball-Bundesliga BBL als ein „entfremdetes Produkt“ bezeichnet. Was sagen Sie zu dem Vorwurf?


Ich finde das respektlos und sachlich falsch. Wir haben steigende Zuschauerzahlen und Etats, mehr Präsenz in den Medien. Die Kritik ist also nicht zutreffend, in der Formulierung nicht akzeptabel und eines Bundestrainers auch nicht würdig.

Dass es wenige deutsche Leistungsträger in der BBL gibt, ist aber eine Tatsache.

Deswegen unternehmen wir als Liga viel, damit sich das verbessert. Jeder Klub muss acht Prozent des Etats in den Nachwuchs investieren, es gibt die Nachwuchsliga NBBL. Aber unsere Maßnahmen brauchen Zeit und Geduld. Mehr Geduld, als der Bundestrainer anscheinend hat.

Die Realität sieht allerdings so aus, dass junge Deutsche nur sehr schwer an ihren amerikanischen Kollegen vorbeikommen.

Den Spielern kann man da nur zurufen, dass sie besser spielen müssen. Das hat auch Albas Trainer Luka Pavicevic gesagt: Er setzt Spieler nach Leistung ein.

Aber Leistung hat etwas mit Wettkampfhärte zu tun und der Chance, sich auf hohem Niveau zu behaupten. Viele junge Deutsche kommen gar nicht erst zum Zug.

Das stimmt. Aber wir arbeiten daran, dass sich das künftig verbessert.

Die Fluktuation in der BBL ist hoch. Machen sich Teams auswechselbar, wenn sie jede Saison fünf Amerikaner verpflichten?

Das ist ein wichtiger Punkt, da muss sicher mehr Kontinuität her. Aber gute Spieler kann man nicht immer halten.

Nachdem ihm Göttingens Trainer John Patrick Rassismus vorgeworfen hatte, hat sich Bauermann gestern für den Satz entschuldigt, dass amerikanische BBL-Spieler in den USA „im Supermarkt Kisten schleppen“ würden. Eine Quote von sechs Deutschen pro Team fordert er aber weiterhin.

Ende 2009 werden wir über die Ausländerquote in der BBL diskutieren. Aber das machen wir nicht jetzt und schon gar nicht, wenn uns der Bundestrainer gerade in den Rücken gesprungen ist. Außerdem sehe ich eine Regelung wie in Russland, wo immer zwei einheimische Spieler auf dem Feld stehen müssen, sehr kritisch.

Meinen Sie nicht, dass mehr deutsche Gesichter der Liga helfen würden?

Natürlich. Wir tun ja auch etwas dafür. Wir sehen auch unsere Verantwortung für die Nationalmannschaft. Da rennt der Bundestrainer bei uns offene Türen ein.

Können Sie seine Kritik denn ein bisschen verstehen? Im Herbst steht die EM in Polen an – wo soll er starke Spieler hernehmen?

Es ist ja immer gut, wenn andere mitverantwortlich sind für ein potenzielles Scheitern. Das ist menschlich sicher angenehm. Andererseits habe ich noch am Donnerstag mit Bauermann gesprochen. Ich hatte nicht den Eindruck, mit solchen Ausfällen von ihm rechnen zu müssen.

Haben Sie ihn nach der Kritik angerufen?

Ich habe ihm eine E-Mail geschrieben. Gestern hat er mir per SMS mitgeteilt, dass ihm seine Wortwahl leidtut. Das reicht mir aber nicht.

Das Gespräch führte Lars Spannagel

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