WM 2014 in Brasilien: Italien schlägt England im Dschungel-Duell
Italien macht mit einem Sieg gegen den wahrscheinlich stärksten Konkurrenten in Gruppe D einen großen Schritt in Richtung Achtelfinale. England präsentierte sich im "nur" 30 Grad heißen Manaus allerdings als ebenbürtiger Gegner.
Im packenden Dschungelgipfel von Manaus hat Stürmerstar Mario Balotelli Italien einen optimalen WM-Start beschert. Der viermalige Fußball-Weltmeister präsentierte sich beim 2:1 (1:1) gegen England am Samstag (Ortszeit) in der Tropensauna am Amazonas cool und nimmt nach einer Leistungssteigerung Kurs aufs Achtelfinale. Die „Three Lions“ hingegen stehen nach der ersten Niederlage in einem WM-Auftaktspiel seit 28 Jahren in der Gruppe D unter Zugzwang und kämpfen im nächsten Spiel am Donnerstag gegen Uruguay ums WM-Überleben. Vor 39 800 Zuschauern in der Arena da Amazonia erzielten Claudio Marchisio (35.) und Mario Balotelli (50.) die Treffer für die Azzurri, Daniel Sturridge (37.) traf für England.
Balotelli war nach seinem Siegtreffer überglücklich. „Das ist ein unglaubliches Gefühl. Das ist fantastisch. Das Tor widme ich meiner Frau und meiner Familie“, sagte der Matchwinner, der vor zwei Jahren bei der EM schon die deutsche Mannschaft aus dem Turnier schoss. Lob gab es auch von seinem Coach Cesare Prandelli: „Mario hat heute alles gegeben, was er konnte. Die Mannschaft hat gut gespielt, auch wenn der Sieg hart erkämpft war.“ Kapitän Andrea Pirlo sprach von einem „mutigen Italien“.
Wenige Stunden vor Anpfiff in der Dschungelstadt mussten die Italiener zunächst einen Rückschlag hinnehmen. Torhüter Gianluigi Buffon wegen einer Knöchelverletzung aus dem Abschlusstraining nicht spielen. Für den 36 Jahre alten Rekord-Nationalspieler stand Salvatore Sirigu vom französischen Meister Paris St. Germain zwischen den Pfosten und zeigte eine gute Leistung.
Klima-Katastrophe blieb aus
Die befürchteten Klimaverhältnisse in der Amazonasstadt waren nicht ganz so schlimm wie erwartet. Bei etwa 30 Grad und nicht so hoher Luftfeuchtigkeit fanden die Engländer zunächst besser in die Partie und stellten Italiens Ersatztorwart gleich auf die Probe. Der erst 19 Jahre alte Raheem Sterling, der in der Offensive den Vorzug vor Adam Lallana erhielt und damit der zweitjüngste WM-Spieler in der Geschichte Englands ist, probierte es mit einem Distanzschuss, der am Außennetz landete (4.). Kurz darauf parierte Sirigu eine Direktabnahme von Jordan Henderson.
Im erst zweiten WM-Duell der beiden ehemaligen Titelträger taten sich die sehr selbstbewusst aufgetretenen und leicht favorisierten Italiener schwerer als erwartet. Im EM-Viertelfinale vor zwei Jahren hatte sich der spätere Finalist noch gegen die Engländer durchsetzen können. Diesmal blieb Stürmerstar Balotelli lange Zeit blass, Regisseur Andrea Pirlo konnte nicht wie gewohnt Akzente setzen. Die Defensive des EM-Zweiten hingegen war gegen die von Trainer Roy Hodgson ausgezeichnet eingestellten „Three Lions“-Elf viel beschäftigt. In der 24. Minute musste Andrea Barzagli in höchster Not nach einem Pass von Danny Welbeck retten.
Steven Gerrard war frustriert. „Es ist enttäuschend, weil wir so viel gegeben haben. Wir haben versucht, etwas zu kreieren. Wir haben gepusht und gepusht und alles gegeben, was wir hatten und waren unglücklich, dass wir nichts daraus gemacht haben. Die Chancen waren da“, sagte Englands Kapitän.
Marchisio trifft, England antwortet
Dann stellte Marchisio mit dem ersten gelungen Torschuss den Spielverlauf auf den Kopf. Im Anschluss an einen Eckball traf der Profi von Juventus Turin aus gut 20 Metern flach ins linke untere Ecki zum 1:0. Pirlo hatte den Ball zuvor geschickt durchlaufen lassen. Die Antwort der Engländer folgte fast im Gegenzug: Nach schöner Vorarbeit von Wayne Rooney erzielte Sturridge aus kurzer Distanz per Direktabnahme den Ausgleich. Kurz vor der Pause hatten die Italiener dann durch Balotellis Lupfer, den Antonio Candreva von der Torlinie köpfte und Marchisios Pfostenschuss ihre besten Chancen.
Dann kam Dschungelkönig Balotelli in Fahrt: Eine Flanke von Candreva köpfte der Stürmer vom AC Mailand aus drei Metern zur 2:1-Führung ins Netz. Verteidiger Gary Cahill hatte den Torschützen zuvor kurz aus den Augen gelassen. In der kräftezehrenden Partie kämpfte der Weltmeister von 1966 um den Ausgleich. Zunächst schoss Rooney aus guter Position knapp am Tor vorbei (62.). Leighton Baines vergab mit einem Freistoß, den Sirigu parierte, die letzte große Ausgleichschance (77.). Auf der anderen Seite traf Pirlo in der Nachspielzeit nur die Querlatte.